ADAC Staubilanz: Staus in Baden-Württemberg nehmen 2023 zu
• Staudauer steigt im Vergleich zum Vorjahr
• Freitag, 29. September staureichster Tag
• A8-Abschnitt Karlsruhe-Stuttgart besonders belastet
• Baustelle bei Pforzheim sorgt weiterhin für Staus
Im vergangenen Jahr war auf den Autobahnen im Südwesten erneut viel Geduld erforderlich. Der ADAC verzeichnet in seiner Staubilanz für Baden-Württemberg insgesamt 42.770 Stunden Wartezeit im stockenden oder stehenden Verkehr für das Jahr 2023. Dies bedeutet einen Anstieg um rund neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die Staudauer 39.275 Stunden betrug. „Der Verkehr auf den Autobahnen und in der Folge auch die Staus haben 2023 in Baden-Württemberg zugenommen“, sagt Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg. So lag die Kfz-Fahrleistung rund vier Prozent über dem Vorjahresniveau. „Eine Erklärung hierfür könnte eine verstärkte Rückkehr an den Arbeitsplatz sein“, so Verkehrsexperte Bach. Auch für das aktuelle Jahr rechnet der ADAC mit einem weiter steigenden Verkehrsaufkommen. 2023 zählte der Mobilitätsclub insgesamt 42.841 Staus auf den baden-württembergischen Fernstraßen. Die Gesamtlänge summierte sich auf 98.452 Kilometer.
Bereich Pforzheim liegt erneut an der Stau-Spitze
Wie im Vorjahr belegt der Bereich auf der A8 bei Pforzheim die beiden unrühmlichen Spitzenplätze im baden-württembergischen Stau-Ranking. Dort wirkt sich die Dauerbaustelle an der Enztalquerung weiterhin negativ auf den Verkehrsfluss aus. Zwischen Pforzheim-Ost und Pforzheim-Süd, Fahrtrichtung Karlsruhe nach Stuttgart, verbrachten die Menschen 2826 Stunden im Stau. Im Bereich Pforzheim-Ost bis Pforzheim-Nord (Fahrtrichtung Stuttgart nach Karlsruhe) waren es 1642 Stunden. Die gute Nachricht: Insgesamt lagen die vom ADAC in diesem Bereich gezählten Staustunden deutlich niedriger als im Vorjahr. Für 2023 kommt der Bereich zwischen Pforzheim-Nord und Pforzheim-Süd (in beiden Fahrtrichtungen) auf eine Staudauer von 4687 Stunden. Ein Jahr zuvor waren es noch 6417 Stunden.
In der nach Staudauer sortierten Rangliste für Baden-Württemberg liegt auf Platz drei ebenfalls ein baustellengeplagter Bereich, in diesem Fall durch die Sanierung des Engelbergtunnels: Zwischen Stuttgart-Feuerbach und dem Dreieck Leonberg verzeichnete der ADAC 1466 Stunden Stau. „An Baustellen besteht ein erhöhtes Staurisiko, gerade wenn Fahrstreifen entfallen“, erklärt ADAC Experte Holger Bach. „Bei einem hohen Verkehrsaufkommen und insbesondere bei Unfällen ist ein längerer Rückstau vorprogrammiert.“
Hohe Staugefahr am Freitag
2023 war auf den Autobahnen in Baden-Württemberg am meisten Geduld am Freitag, 29. September gefordert. Viele Menschen nutzten anscheinend das lange Wochenende mit dem Feiertag am 3. Oktober für einen Kurzurlaub, Ausflug oder Familienbesuch. Einen verstärkenden Effekt hatte mit Sicherheit der gleichzeitige Beginn der Herbstferien in zahlreichen Regionen, darunter bevölkerungsreiche Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen. Mit einer insgesamten Staudauer von 280 Stunden war der 29. September 2023 der staureichste Tag des Jahres im Südwesten. Allgemein war freitags die Staugefahr in Baden-Württemberg besonders hoch: So fielen sieben der zehn Tage mit der längsten Staudauer auf einen Freitag. „Hier steigt das Staurisiko gerade zu Beginn der Ferien oder eines langen Wochenendes enorm an, da zum üblichen Pendelverkehr noch der Reiseverkehr hinzukommt“, erklärt Verkehrsexperte Bach. Im Durchschnitt standen die Menschen freitags für 150 Stunden im Stau auf den baden-württembergischen Autobahnen.
Die Auswertung der ADAC Staudatenbank für 2023 hat zudem die staureichsten Abschnitte auf den Fernautobahnen im Südwesten ergeben. Mit 137 Staustunden je Kilometer Autobahn liegt hier der Abschnitt Karlsruhe-Stuttgart auf der A8 ganz vorne. Das bedeutet Platz vier im bundesweiten Ranking. Eine der Hauptursachen für die hohe Staudichte auf diesem Autobahnabschnitt dürfte die Baustelle bei Pforzheim sein. Dahinter folgen die Abschnitte Karlsruhe-Heidelberg (A5) mit 69 Staustunden je Kilometer Autobahn und Stuttgart-Heilbronn (A81) mit 62 Staustunden je Kilometer Autobahn.
Stau-Bundesland Nummer eins ist wie in den Vorjahren Nordrhein-Westfalen. Auf die dortigen Autobahnen entfielen knapp 34 Prozent der Staustunden. Dahinter folgt Bayern mit rund 15 Prozent, vor Baden-Württemberg mit zehn Prozent.
ADAC Staubilanz Baden-Württemberg: Zahlen in der Übersicht
2023 | |
Anzahl Staus | 42.841 |
Länge Staus (in Kilometer) | 98.452 |
Dauer Staus (in Stunden) | 42.770 |
Staureichste Fernautobahn-Abschnitte in Baden-Württemberg
- Karlsruhe-Stuttgart (A8) 137 Staustunden je Kilometer Autobahn
- Karlsruhe-Heidelberg (A5) 69 Staustunden je Kilometer Autobahn
- Stuttgart-Heilbronn (A81) 62 Staustunden je Kilometer Autobahn
- Heidelberg-Darmstadt (A5) 48 Staustunden je Kilometer Autobahn
- Mannheim-Heilbronn (A6) 40 Staustunden je Kilometer Autobahn
Baden-Württembergische Autobahnsegmente (nach Anschlussstellen) mit der höchsten Staudauer
- Pforzheim-Ost bis Pforzheim-Süd (A8) 2826 Stunden
- Pforzheim-Ost bis Pforzheim-Nord (A8) 1642 Stunden
- Stuttgart-Feuerbach bis Dreieck Leonberg (A81) 1466 Stunden
- Weil am Rhein/Hüningen bis Weil am Rhein/Basel (A5) 1276 Stunden
- Mühlhausen bis Hohenstadt (A8) 1142 Stunden
Staureichste Tage in Baden-Württemberg
- Freitag, 29. September 280 Stunden
- Freitag, 26. Mai 267 Stunden
- Freitag, 28. Juli 266 Stunden
- Freitag, 28. April 253 Stunden
- Freitag, 21. Juli 250 Stunden
Wichtiger Hinweis: Aufgrund einer Überarbeitung der Methodik der ADAC Datenanalyse (ab Juni 2022) ist ein direkter Vergleich der Staukennwerte des Jahres 2023 mit den Vorjahreszahlen des Zeitraums Januar bis Mai sowie vergangener Jahre nur mehr bedingt möglich. Die neue Methodik führt zu einem Rückgang der Anzahl der Staus und in geringerem Maß auch der Staulänge. Sehr kleine Staus von sehr kurzer Dauer werden nicht mehr berücksichtigt. Lediglich die Staudauer ist mit der des Vorjahres vergleichbar.
So ermittelt und zählt der ADAC die Staus:
Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Nutzer von Online-Navigationsgeräte, Smartphone-Apps sowie Onboard units der Fuhrparks großer Speditionen liefern ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“, im Durchschnitt mehr als eine Milliarde Positions- und Geschwindigkeitsinformationen täglich) von deutschen Straßen. Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.
Der ADAC erfasst eine Verkehrsstörung, wenn auf einem Straßenabschnitt von mindestens 300 Metern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehreren Fahrzeugen (mind. 30 Geschwindigkeitswerte von unterschiedlichen Fahrzeugen) unter 30 Prozent der erlaubten Geschwindigkeit fällt. Die Verzögerungszeit gegenüber „freier Fahrt“ muss mindestens eine Minute betragen. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 20 und 40 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt.
In die Längenbilanz (Gesamtkilometer) fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Nur die längste Ausdehnung, die das Stauereignis im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC Statistik (Staukilometer) ein. Jede Staumeldung enthält eine Eingangs- und eine Ablauf- bzw. Löschzeit. Daraus ergibt sich die Dauer eines Staus. Durch die Summierung der einzelnen Stauzeiten errechnet sich die Gesamtzahl der Staustunden.
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