Ablenkung zunehmend ein Problem
Beim Aktionstag "SichererSchulweg" haben Polizei und ADAC Württemberg in Stuttgart den offiziellen Startschuss für die Verkehrssicherheitsprogramme im neuen Schuljahr gegeben.
Der ADAC Württemberg und das Polizeipräsidium Stuttgart haben am 5. September ihre diesjährigen Verkehrssicherheitsprogramme mit einem großen Aktionstag eröffnet. Polizisten übten an der Rappachschule im Stuttgarter Stadtbezirk Weilimdorf mit rund 150 Kindern den Schulweg, der ADAC zeigte Auszüge aus seinem Programm „Achtung Auto!“ und das Kindermitmachtheater „Das kleine Zebra“ beschäftigte sich spielerisch mit dem Thema Verkehrssicherheit.
Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg, wies am Aktionstag auf die zunehmende Gefahr durch Ablenkung bei Autofahrern aber auch Kindern im Straßenverkehr hin. Bürgermeister Dr. Martin Schairer, Schirmherr des Aktionstages, gab bekannt, dass zum neuen Schuljahr erstmals die neun großen Videotafeln an Hauptstraßen in der Landeshauptstadt auch für Hinweise auf den Schulanfang genutzt werden. Zudem werde es den Kinderfußgängerschein erstmals in mehreren Sprachen geben.
Das Thema Verkehrssicherheit mit seinen vielen Facetten war der zentrale Punkt des Aktionstages. „Fahrfremde Tätigkeiten am Steuer werden zunehmend als Unfallursache beobachtet“, sagte Dieter Roßkopf, „wir müssen deshalb noch mehr aufklären und sensibilisieren, sei es mit Verkehrssicherheitsaktionen oder durch Informationen über die Medien.“ Werde der Blick bei einer Geschwindigkeit von zirka 50 Stundenkilometern nur etwa zwei Sekunden von der Straße abgewendet, würden rund 30 Meter regelrecht im Blindflug zurückgelegt. Was das Problem in Sachen Schulweg verschärft ist, dass auch immer mehr Erstklässler mit einem Handy oder Smartphone unterwegs sind. „Uns ist es ganz wichtig, dass sich die Eltern der Gefahr bewusst sind wenn ihr Kind auf dem Schulweg mit dem Handy spielt“, unterstrich der Vorstandsvorsitzende des ADAC Württemberg. Abgelenkte Autofahrer plus abgelenkte Kinder – wenn sich dieser Trend fortsetze, könne dies dramatische Folgen haben.
„Verkehrsunfälle mit Kindern zu verhindern ist eines der wichtigsten Ziele unserer Präventionsarbeit“, sagte der Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Dr. Martin Schairer, „daher bin ich froh, dass sich alle wichtigen Institutionen in Stuttgart schon seit vielen Jahren zusammengetan haben, um Schulwegunfälle zu verhindern.“ Schairer weiter: „Hochrechnungen sagen voraus, dass wir künftig wieder mehr Schulkinder haben werden – das bedeutet für uns heute schon, diese Entwicklungen zu berücksichtigen und unsere erfolgreichen Programme zur Reduzierung von Schulwegunfällen weiterzuführen. Dabei ist mir die Übernahme der Schirmherrschaft für die Aktion Sicherer Schulweg sehr wichtig.“ Mit der neuen Maßnahme, die neun Videogroßtafeln in diesem Herbst erstmals mit Hinweisen auf den Schulanfang zu bestücken, sei ein weiterer Baustein in der Präventionsarbeit. „Den Kinderfußgängerschein gibt es nun auch, so Schairer, in mehreren Sprachen. Der Fußgängerschein entstand im Jahr 2005 aus einer Initiative des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart e.V. in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt und dem Polizeipräsidium Stuttgart und wird seither jedes Jahr als Aktion durchgeführt.
Stephan Haag, Rektor der Rappachschule, stellte ein Projekt vor, welches künftig die Elterntaxifahrten vor dem Schulgelände drastisch einschränken soll. „Wir kooperieren zum neuen Schuljahr mit dem benachbarten TSV Weilimdorf“, erläuterte er. Statt vor das Schulgebäude, könnten Eltern ihre Kinder nun am großen Parkplatz des Sportplatzes aussteigen lassen, von dort die Schülerinnen und Schüler bequem und ohne Straßenüberquerung nach rund fünf Minuten Fußweg die Rappachschule erreichen.
Erfreulicherweise hat im vergangenen Jahr die Zahl der Schulwegunfälle in Stuttgart wieder abgenommen. „Die Zahl der Unfälle, an denen Kinder und Jugendliche auf dem Weg von oder zur Schule beteiligt waren, ist von 25 im Jahr 2015 auf 19 im Jahr 2016 gesunken“, gab Ludwig Haupt, Leiter des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Stuttgart, bekannt. „Auch wenn die Anzahl der Schulwegunfälle zurückging, ist jeder Schulwegunfall einer zu viel. Deshalb appelliere ich an die Rücksichtnahme gegenüber Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr“, betonte er.
In den kommenden Wochen werden die Beamten der Verkehrserziehung die Schulanfänger aller Stuttgarter Grundschulen besuchen, um mit ihnen das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu üben. Zunächst lernen die Kinder das richtige Verhalten in der Theorie, bevor sie das Erlernte praktisch im Straßenverkehr vertiefen. Die Beamten der Polizeireviere, der Einsatzhundertschaft und der Verkehrsüberwachung werden ebenfalls in den ersten Wochen nach Schulbeginn die empfohlenen Schulwege zu den Grundschulen, die Fußgängerüberwege sowie die Geh- und Radwege überwachen. Auch die Kontrolle der sogenannten „Eltern-Taxis“ wird einbezogen. Dabei überprüfen die Polizisten unter anderem, ob die Fahrerinnen und Fahrer im Schulbereich langsam genug fahren, die Gurte angelegt sind und der Nachwuchs ordnungsgemäß gesichert ist. Darüber hinaus überwachen die Beamten auch das Verhalten der Autofahrer an Bushaltestellen und Fußgängerüberwegen sowie das Parkverhalten im engeren Schulumfeld.
Der Aktionstag wird seit 1984 gemeinsam vom ADAC Württemberg und der Stuttgarter Polizei veranstaltet, findet jedes Jahr kurz vor Schulbeginn an einer anderen Grundschule statt.
Hinweise zur Verkehrssicherheit rund um den Schulweg gibt es auch unter
http://www.gib-acht-im-verkehr.de/0002_verkehrssicherheit/0002a_kinder/
sowie zur ADAC Verkehrsinitiative unter www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr/kindersicherheit/Schulwegsicherheit
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