Österfeld triumphiert – Leonberg in Verfolgergruppe
Park-and-Ride-Anlagen im Stuttgarter Raum schneiden beim bundesweiten ADAC Test unterschiedlich ab
Der ADAC hat in zehn deutschen Großstädten und deren Umgebung Park-and-Ride-Anlagen (P+R) getestet. Das gebührenpflichtige Parkhaus Österfeld in Stuttgart triumphiert mit der Gesamtnote „sehr gut“ als Testsieger der insgesamt 60 geprüften Anlagen – dicht gefolgt von den P+R-Plätzen Messestadt Ost und Fröttmaning in München. Besonders gut gefielen den Testern die pendlerfreundlichen Lösungen der Stuttgarter und Münchner Betreiber, die online Prognosen über freie Stellplätze zur Verfügung stellten.
Mit der Gesamtnote „gut“ überzeugte im Test zudem die Anlage in Leonberg. Gerade noch im positiven Bereich: Stuttgart-Sommerrain, Stuttgart-Weilimdorf und Remseck-Aldingen (Hornbach) mit "ausreichend". Die Anlage in Filderstadt erhielt die Note „mangelhaft“.
„P+R-Anlagen können Menschen, die in die Zentren von Großstädten einfahren wollen, bereits im Umland zu einem Umstieg auf den ÖPNV bewegen“, erläutert Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg. „Deshalb begrüßt der ADAC Württemberg ausdrücklich die für die kommenden Jahre geplante Schaffung von 1.700 neuen P+R-Stellplätzen in der Region Stuttgart.“ Dies sei grundsätzlich sinnvoll, funktioniere jedoch nur bei einer guten Anbindung der P+R-Plätze an den ÖPNV.
Die Anlage Österfeld überzeugte die Tester in den meisten Punkten. So waren zum Testzeitpunkt unter anderem Informationen über Lage, Größe und Preis im Internet abrufbar. Die Anzeige der Anzahl freier Stellplätze an der Zufahrt fiel ebenso positiv auf, wie nummerierte Stellplätze und der überdachte Ticketautomat. Durchgängig gekennzeichnete Wege für Fußgänger im Parkbereich brachten ebenso Pluspunkte wie die vorhandene Videoüberwachung und die durchgehende Beleuchtung. Der ÖPNV-Takt, mindestens alle zehn Minuten Richtung Stadtmitte, sowie die Lage direkt an einer ÖPNV-Haltestelle kamen bei den Testern ebenfalls gut an. Negativ dagegen der fehlende Aufzug im Parkhaus und etwas zu schmale Parkplätze. „Die Anlage kommt trotz dieser kleinen Mängel einer optimalen sehr nahe“, betont ADAC Experte Holger Bach. Die P+R-Anlage in Leonberg am Bahnhof schlug sich mit der Note „gut“ in dem Test auch positiv. Keine Frei-/Besetzt-Anzeigen sowie keine Hinweise auf die Anzahl freier Stellplätze verhinderten unter anderem eine noch bessere Bewertung.
Das Gegenstück zum bundesweiten Testsieger stellt die P+R-Anlage in Filderstadt dar. Trotz vieler positiver Punkte (nummerierte Stellplätze, Beleuchtung, Haltestelle direkt am Platz) schlugen sich viele negative Punkte nieder. Teilweise verschmutzte Parkflächen sowie deutlich längere Fahrzeiten mit dem ÖPNV zum Rathaus und zum Hauptbahnhof als per Pkw sorgten unter anderem für die Note „mangelhaft“.
Die Tester waren in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, München und Stuttgart unterwegs. Dort untersuchten sie je sechs am Stadtrand gelegene P+R-Anlagen mit jeweils mehr als 200 Stellplätzen und direkter Anbindung an den öffentlichen Schienenverkehr.
Durchgeführt wurden die Tests direkt vor Ort in Anlagen mit mehr als 200 Stellplätzen von Experten des Berliner Fachinstituts LK Argus anhand von einheitlichen Checklisten. Sie fanden im Januar unter der Woche jeweils zwischen 8 Uhr und 17 Uhr statt. Zusätzlich erhoben die Tester auf den Webseiten der Betreiber, der Städte und der örtlichen Verkehrsverbünde zum Beispiel Taktfrequenzen des ÖPNV, Informationen zur aktuellen Auslastung oder Angaben zu Parkgebühren.
Hintergrundinformationen zum Test
Die einzelnen Prüfkriterien der Checkliste waren in die vier Hauptkategorien „Information und Preise“ (10 Prozent), „Nutzerkomfort“ (30 Prozent), „Sicherheit“ (30 Prozent) und „ÖPNV-Angebot“ (30 Prozent) unterteilt. Innerhalb dieser Hauptkategorien waren die Prüfkriterien wiederum in Themenbereichen angeordnet. Zum Beispiel Beschilderung der Anlagen, Preise für Parktickets, Bezahlmöglichkeiten, freie Stellplätze, Überdachungen, Sauberkeit, kurze Wege, Beleuchtung, Videoüberwachung, am Ort stationiertes Personal oder Taktung der Züge. Für jedes einzelne Prüfkriterium gab es Punkte, deren Summe am Ende das Gesamturteil ergab. Die Ergebnisse des Tests drücken sich in den ADAC-Urteilen sehr gut, gut, ausreichend für den positiven, mangelhaft und sehr mangelhaft für den negativen Bereich aus. Für ein positives Resultat benötigten die P+R-Anlagen mindestens 70 Prozent der möglichen Punkte.
Voraussetzungen für gute P+R-Anlagen
- P+R-Anlagen sind umso attraktiver, je besser Sie an den ÖPNV angebunden sind. Hier sieht der ADAC Optimierungsbedarf – vor allem hinsichtlich des Taktes, der Fahrzeugkapazität und der Festlegung der Tarifgrenzen.
- P+R-Anlagen müssen ausreichend bemessen sein. Die Verfügbarkeit von freien Parkplätzen lässt sich dadurch verbessern, dass durch eine Begrenzung der Parkdauer, durch die Erhebung von Parkgebühren oder durch die Kopplung der Nutzungsberechtigung mit einem ÖPNV-Fahrschein Dauerparker ferngehalten werden.
- P+R sollte stets Baustein kommunaler Parkraumkonzepte sein und nach Möglichkeit auch das Umland mit einbeziehen.
- P+R-Anlagen müssen befestigt sein, markierte Bereiche für das Parken und Gehen aufweisen und beleuchtet sein.
- Für gut ausgelastete P+R-Anlagen am Stadtrand sollten höhere Nutzungsgebühren gelten als für Anlagen im weiter entfernten Umland. Dadurch lässt sich verhindern, dass Nutzer vielfach bis zum Stadtrand fahren. Gleichzeitig sollten die ÖPNV-Tarife so angepasst werden, dass durch das Anfahren entfernterer Anlagen keine größeren Tarifsprünge entstehen.
- P+R-Anlagen sollten stets mit einer ausreichenden Zahl von sicheren und witterungsgeschützten Fahrradabstellplätzen (B+R) versehen werden. Damit wird für Autofahrer, die im Nahbereich der Anlage wohnen, ein Anreiz geschaffen, statt des Autos ein Fahrrad zu benutzen.
- Mit Blick auf einen steigenden Anteil an Elektrofahrzeugen sollten – auch staatlich geförderte – Lademöglichkeiten eingerichtet werden.
Empfehlungen für Autofahrer
- Ausschließlich auf gekennzeichneten Flächen parken
- Auch andere P+R-Anlagen und Stellplätze entlang der Pendlerstrecke nutzen
- P+R-Anlagen mit hoher Auslastung nur zur Weiterfahrt mit dem ÖPNV nutzen
- Prüfen, ob die ÖPNV-Haltestelle an der P+R-Anlage anstatt mit dem Pkw auch zu Fuß oder per Rad bequem erreicht werden kann – so können weiter entfernt Wohnende auch auf den ÖPNV umsteigen
- Über Fahrgemeinschaften nachdenken: Sie sparen eigenes Geld und helfen, die knappen P+R-Plätze effizienter zu nutzen.
- Prüfen, ob P+R-Nutzung Reisezeit- und/oder Kostenvorteile gegenüber dem eigenen Pkw bieten
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