Mobilität in Baden-Württemberg laut ADAC nicht dauerhaft nachhaltiger
• ADAC veröffentlicht zweiten Mobilitätsindex zur Bewertung nachhaltiger Mobilität
• Regionale Auswertung ergibt für Baden-Württemberg Fortschritte beim Klima- und Umweltschutz sowie bei der Verkehrssicherheit
• Verbesserungen aufgrund der Pandemie aber nur vorübergehend
• ADAC Württemberg fordert mehr Anstrengungen für bezahlbare und nachhaltige Mobilität
Die Mobilität ist in Deutschland nicht dauerhaft nachhaltiger geworden. Die Verbesserungen in den Jahren 2020 und 2021 sind auf die vorübergehend geringere Verkehrsnachfrage durch die Corona-Pandemie zurückzuführen. Strukturelle Fortschritte, die von bleibender Wirkung über die Pandemie hinaus sind, wurden kaum erreicht. Dies ergibt der neue ADAC Mobilitätsindex, den der ADAC gemeinsam mit dem Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos entwickelt und am 26. April 2023 zum zweiten Mal veröffentlicht hat. Der ADAC Mobilitätsindex zeigt die Entwicklung nachhaltiger Mobilität von 2015 bis 2021 in fünf Bewertungsdimensionen auf. Bundesweit liegt der Index für das Jahr 2021 bei 113 und damit höher als der Ausgangswert von 100 aus dem Basisjahr 2015. Jedoch kündigt sich eine Trendwende an, da der Index zwar von 2019 (100 Punkte) auf 115 Punkte im ersten Pandemiejahr 2020 sprunghaft anstieg, aber im Folgejahr um zwei Punkte sank. Aufgrund der zunehmenden Verkehrsleistung stiegen die Treibhausgasemissionen, die Unfallzahlen und die Staus 2021 wieder an. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung bei den Indexwerten für 2022 weiter fortsetzen wird.
Positive Entwicklung in Baden-Württemberg – mit Einschränkungen
Da sich die nachhaltige Mobilität regional teilweise erheblich unterscheidet, hat der ADAC zusätzlich Indizes für die 16 Bundesländer gebildet. Baden-Württemberg schneidet im deutschlandweiten Vergleich positiv ab: Das Land im Südwesten hat sich vor 2020 stärker in Richtung einer nachhaltigen Mobilität entwickelt als der Bundesdurchschnitt. Der Länderindex des Bundeslandes kletterte von 2015 bis 2019 auf 103 Punkte. Im Jahr 2020 war der Index in Baden-Württemberg auf 118 Punkte gesprungen und stagnierte 2021 auf diesem Niveau. Gründe für diesen Anstieg sind insbesondere die positiven Entwicklungen der Bewertungsdimensionen Verkehrssicherheit sowie Klima und Umwelt.
Rückschritte gab es hingegen bei der Dimension Bezahlbarkeit, der Index fiel von 104 (Jahr 2019) auf 102 Punkte. Die deutlich gestiegenen Energiekosten im Jahr 2021 sorgten für eine spürbare Verteuerung der Mobilität. „Baden-Württemberg nimmt als Mutterland des Automobils in vielen Bereichen eine wichtige technologische Vorreiterrolle ein. Hier werden innovative, ganzheitliche Mobilitätskonzepte für Morgen entwickelt“, betont Carl-Eugen Metz, Vorstand Verkehr und Umwelt des ADAC Württemberg. „Die derzeit größte Herausforderung besteht aber darin, die Mobilität für alle Menschen nachhaltig und zugleich bezahlbar zu gestalten. Mobilität darf auch zukünftig nicht zum Luxusgut werden.“ Gerade die deutschen Automobilhersteller seien gefragt, weiterhin günstige Einstiegsmodelle anzubieten.
Pandemie sorgt für temporäre Fortschritte bei Luftschadstoffen und Schwerverletzten
Im ADAC Mobilitätsindex bewegt sich Baden-Württemberg mit der Bewertungsdimension Klima und Umwelt leicht über dem deutschlandweiten Durchschnitt. Das Land erreicht hier einen Index von 122, während der Bundeswert bei 119 Punkten liegt. Ursächlich war die positive Entwicklung praktisch aller Leitindikatoren wie Luftschadstoffe oder Treibhausgase. Vor allem die Stickstoffdioxid-Belastung ging deutlich stärker zurück als auf Bundesebene. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass die Umweltbelastungen in Baden-Württemberg 2015, im Basisjahr des ADAC Mobilitätsindex, sehr hoch waren und sich die Reduktionen entsprechend positiv auf die Bewertung auswirkten. „Die Emissionen von CO? und Stickstoffdioxid sind erst durch den Rückgang der Verkehrsleistung im Zuge der Corona-Pandemie 2020 gesunken“, gibt Carl-Eugen Metz, Vorstand Verkehr und Umwelt des ADAC Württemberg, zu bedenken. „Daher sind weitere Anstrengungen nötig, um den beobachteten Fortschritt zu verstetigen und zu verstärken.“ Ein Baustein hierfür könnte neben der E-Mobilität die Nutzung von sogenannten E-Fuels sein.
Der Rückgang der Verkehrsleistung während der Pandemie führte zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrssicherheit (Teilindex 128) in Baden-Württemberg. Die Zahl der Getöteten hatte sich 2020 mit einem Rückgang um 46 Prozent am positivsten entwickelt, stieg jedoch im darauffolgenden Jahr wieder leicht an. Auch bei den Schwerverletzten zeichnet sich ein positiver Trend ab. So hatte die Zahl der Schwerverletzten 2020 gegenüber 2015 um fast 30 Prozent abgenommen und lag 2021 nochmal um fast 15 Prozent niedriger. Zum Vergleich: Im Bundesmittel sank diese Zahl bis 2021 lediglich um 23 Prozent. Entsprechend übersteigt der baden-württembergische Wert der Verkehrssicherheit den Bundeswert um zehn Punkte.
Über den ADAC Mobilitätsindex
Der ADAC Mobilitätsindex stellt eine wissenschaftlich basierte Bewertungsgrundlage zur Verfügung, die Entwicklungen im Bereich der Mobilität anhand von 15 Leitindikatoren und weiteren 37 Indikatoren erfasst und transparent macht. Nachhaltigkeit wird dabei umfassend verstanden und berücksichtigt ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Der Mobilitätsindex bildet diese durch die Dimensionen Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Bezahlbarkeit ab. Ein Großteil der Daten wird aus öffentlich zugänglichen Statistiken gewonnen. Quellen sind unter anderem das Statistische Bundesamt, das Kraftfahrt-Bundesamt und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Für die zweite Veröffentlichung des ADAC Mobilitätsindex wurden Daten bis zum Jahr 2021 berücksichtigt. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde das Basisjahr 2015 beibehalten.
Alle Ergebnisse und weitere Informationen zum ADAC Mobilitätsindex finden Sie auf adac.de/mobilitaetsindex
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