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Württemberg | 23.02.2023

Baden-Württemberg 2022: ADAC Luftrettung fliegt 2144 Einsätze

13 ADAC Rettungshubschrauber aus vier Bundesländern im Einsatz | Rund acht Prozent mehr Alarmierungen für „Christoph 22“ in Ulm | Night-Vision-Projekt für Rettungsflüge bis in die Abendstunden erfolgreich | Blick auf 20 Jahre zivil-militärische Zusammenarbeit | Kooperation mit DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen | Ab Sommer Drohnentransport von Blutproben – Multikopter-Flug in Lahr

(ADAC Luftrettung gGmbH) Die fliegenden Gelben Engel der gemeinnützigen ADAC Luftrettung sind 2022 in Baden-Württemberg zu insgesamt 2144 Notfällen alarmiert worden. Damit bewegt sich das Einsatzgeschehen leicht über dem Niveau des Vorjahrs mit 2120 Einsätzen. Für die schnelle notfallmedizinische Versorgung der Menschen in Baden-Württemberg rückten Helikopter von insgesamt 13 ADAC Luftrettungsstationen aus vier Bundesländern aus. Die meisten davon verzeichnete mit 1356 Einsätzen der am Bundeswehrkrankenhaus in Ulm stationierte ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 22“.
Die Mehrzahl der übrigen Rettungsflüge absolvierten die Crews von „Christoph 65“ in Dinkelsbühl (289 Einsätze) und „Christoph 18“ in Ochsenfurt (265), beide Bayern, sowie „Christoph 5“ in Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz (181).

Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen in Baden-Württemberg Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen sowie neurologische Notfälle wie zum Beispiel ein Schlaganfall. Im Einsatzspektrum von „Christoph 22“ in Ulm macht die Versorgung nach Unfällen rund 40 Prozent aus, 22 Prozent sind Notfälle des Herz-Kreislaufsystems.

Mit Alarmierungen über die Landesgrenze hinaus hob der Rettungshubschrauber in Ulm zu insgesamt 1567 Notfällen ab – ein Plus von acht Prozent oder 115 Alarmierungen. Rund die Hälfte dieser Mehreinsätze geht auf Flüge in den Abendstunden zurück. Denn seit Dezember 2021 ist „Christoph 22“ im Winterhalbjahr bis 20 Uhr alarmierbar – zunächst im Probebetrieb. „Wir sind froh, dass das Innenministerium Baden-Württemberg als Träger der Luftrettung diese Erweiterung der Einsatzzeiten ermöglicht hat“, sagte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2022 im Rahmen der Landespressekonferenz Baden-Württemberg im Landtag in Stuttgart. Möglich sind Flüge im Dunkeln unter anderen durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.

Die Flüge nach Sonnenuntergang sind Teil einer bundesweiten Initiative der ADAC Luftrettung, die das Ziel hat, den Rettungsdienst aus der Luft mit einer Erhöhung der Einsatzbereitschaft in die Dämmerung und Dunkelheit hinein deutlich zu verbessern: Und zwar ressourcen- und kostenschonender als ein 24-Stunden-Betrieb, für den es flächendeckend in vielen Regionen in Deutschland – vor allem in den Nachtstunden – keinen Bedarf gibt. Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit absolvierte die ADAC Luftrettung 2022 insgesamt 3276 – ein Plus von rund 23 Prozent (Vorjahr 2658). Solche Einsätze fliegen neben Ulm fünf weitere Stationen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz.

Blut an Bord
„Christoph 22“ in Ulm spielt zusammen mit dem Bundeswehrkrankenhaus Koblenz auch bei einem weiteren Fortschritt bei der Patientenversorgung aus der Luft eine wichtige Rolle. Die Crews fliegen seit Dezember 2020 mit Blut und Blutgerinnungsprodukten an Bord. So können Schwerverletzte mit massivem Blutverlust bereits an der Einsatzstelle mit Blut versorgt und die Blutgerinnung kann frühzeitig unterstützt werden. Die unkontrollierte Blutung infolge einer schweren Verletzung bei Unfällen ist die führende Todesursache bei Patienten im Alter unter 45 Jahren. Von den praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Pilotprojektes sollen weitere Stationen in Deutschland profitieren. Umso mehr, da der Transport von Blutprodukten in der Luftrettung seit Januar 2023 über das Arzneimittelgesetz offiziell erlaubt ist. „In Ulm wird herausragende Arbeit geleistet. Wir sind froh, die Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr als hochkompetente und absolut zuverlässige Partner an unserer Seite zu haben“, betonte Frédéric Bruder zur zivil-militärischen Zusammenarbeit am Bundeswehrkrankenhaus, die sich am 1. April 2023 zum 20. Mal jährt.

Nachhaltigkeit, CO2-Fußabdruck und Innovationen
Baden-Württemberg ist zudem Standort von zwei weiteren Forschungs- und Innovationsprojekten: So kooperieren ADAC Luftrettung und der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen im Pilotprojekt MediCargo bei der Entwicklung einer Drohnenlogistik für Blut, Blutproben, Medikamenten und Gewebeproben. Der Startschuss für den Transport von Blutproben per Drohne im täglichen Krankenhausbetrieb ist für Sommer 2023 im Rahmen eines Probetriebs am Universitätsklinikum Ulm geplant.

Grundlage für die erweiterte Forschung im Realbetrieb sind seit Frühjahr 2021 rund 300 Drohnenflüge zwischen der DRK-Blutbank und der Chirurgie des Universitätsklinikums. Mit dem Resultat: Mit der Drohne ist der Transport von Blut zum Patienten in Ulm fünf Mal schneller als auf dem herkömmlichen Weg per Kurierdienst oder Taxi. Die Ergebnisse sind so vielversprechend, dass MediCargo in den Regelbetrieb gehen soll. Im Großraum Stuttgart besteht dafür bereits großes Interesse von Kliniken, da diese sich – auf Grund von Personalmangel und Kostensenkungen – von einem eigenen 24-Stunden-Laborbetrieb in Richtung zentrale Schwerpunktlabore orientieren. Hier kann die Drohne im Klinikalltag einen wertvollen Beitrag für den schnellen und sicheren Transport leisten. Ziel von MediCargo ist ein Standardkonzept für alle unbemannten zeitkritischen Transporte im Gesundheitswesen.

In das Projekt fließt das Know-how von mehr als 50 Jahren sicherem Flugbetrieb mit Rettungshubschraubern ein. Im Fokus steht dabei unter anderem ein ganzheitlicher Drohnenbetrieb mit ausgebildeten Fernpiloten, die regelmäßig mit einem Simulator trainiert werden. Technisch unterstützt wird die Entwicklung des Projekts von der Brandenburger Firma Multirotor.

Als weltweit erste Organisation positioniert sich die ADAC Luftrettung zudem, um den Betrieb von elektrisch angetriebenen Multikoptern für den Transport von Notärzten zu testen. Mit dem Hersteller Volocopter aus Bruchsal ist noch in diesem Jahr der erste öffentliche Probeflug für die Luftrettung mit einem „VoloCity“ am Flughafen Lahr geplant. Ein Multikopter dieses Typs soll 2024 im Rahmen von operativen Tests in Bayern und Rheinland-Pfalz in den Realbetrieb gehen.

Rekord-Einsatzbilanz
Um die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft in Deutschland sicherzustellen, arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH und deren Tochterunternehmen fast 1300 Menschen – darunter rund 170 Piloten und Pilotinnen, etwa 600 Notärzte und Notärztinnen, 250 Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen (TC HEMS) und 130 Techniker und Technikerinnen. 2022 mussten die Crews so häufig ausrücken wie noch nie seit Bestehen der ADAC Luftrettung. Mit 55.675 Alarmierungen verzeichneten die ADAC Rettungshubschrauber ein Plus von fast sieben Prozent oder 3441 Einsätzen (Vorjahr 52.234). Pro Tag hoben die Helikopter damit im Durchschnitt zu rund 153 Notfällen ab.

Als Grund für die Rekordzahlen sieht die ADAC Luftrettung zum einen die steigende Mobilität nach Ende der Coronaeinschränkungen sowie die wachsende Bedeutung von Flügen in der Dämmerung und Spezialeinsätzen mit Rettungswinde. Zum anderen auch regionale Überlastungen des bodengebundenen Rettungsdienstes sowie ein weit verbreiteter Notarztmangel. In vielen Regionen ist der Rettungshubschrauber bei einem Notfall häufig das einzig verfügbare Rettungsmittel.

Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas mit bis heute mehr als 1,2 Millionen Einsätzen. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Die Crews der ADAC Luftrettung werden trainiert von der ADAC HEMS Academy GmbH. Die Wartung und technische Bereitstellung erfolgt über die ADAC Heliservice GmbH. Die ADAC Luftrettung ist ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung. 

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