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Württemberg | 24.08.2020

ADAC Württemberg kritisiert Stuttgarter Pop-up-Radwege

Nach Beobachtung des ADAC Württemberg werden die Wege wenig und nicht korrekt genutzt. Konsequenz sind Staus und Gefährdungen für Radfahrer. Umfassendes Verkehrskonzept für Stuttgart notwendig

Im Juni hat die Stadt Stuttgart auf der Theodor-Heuss-Straße und der Holzgartenstraße sogenannte Pop-up-Radwege eingerichtet. Der ADAC Württemberg hat die provisorischen Radfahrstreifen untersucht und übt Kritik an dieser Maßnahme. Eine ADAC Beobachtung zeigt, dass die Straßenführung in vielen Fällen konträr zur Hauptrichtung der Radfahrer liegt. Sie biegen entweder nach kurzer Fahrt direkt in Nebenstraßen ab oder kreuzen sogar und folgen somit nicht der angedachten Strecke. Zudem nutzen verhältnismäßig wenige Radfahrer die neuen Wege. In der Theodor-Heuss-Straße sorgt der Wegfall einer Fahrspur für lange Rückstaus, Auto- und Motorradfahrer weichen auf den Radweg aus. Wie auch in der Holzgartenstraße sind gefährliche Situationen beim Abbiegen und Spurwechsel die Folge.

„Der Ausbau der Radinfrastruktur muss zwingend vorangetrieben werden, aber bitte nicht durch Schnellschüsse und abgelegte Autospuren“, kritisiert Dieter Roßkopf, Vorsitzender des ADAC Württemberg. Um den Radverkehr zu fördern, brauche es attraktive, sichere und emissionsarme Strecken. „Ansonsten wird ein Umstieg auf das Rad nicht funktionieren. Das zeigt auch unsere Beobachtung.“ Dringend notwendig sei ein umfassendes Verkehrskonzept, das langfristig die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer in den Fokus rückt. „Die Radfahrer sollten sich nicht mit dem temporären Abzwacken einer Pkw-Spur zufriedengeben“, so Roßkopf. Wirklich sichere Radwege sollten baulich getrennt sein und nicht über vielbefahrene Hauptverkehrsadern führen. Darüber hinaus dürfe die Förderung des ÖPNV nicht aus den Augen verloren werden, damit die öffentlichen Verkehrsmittel nicht als Verlierer aus der Corona-Pandemie hervorgehen.

Hauptrichtung der Radfahrer konträr zur Straßenführung
Im Mai und Juni hat der ADAC Württemberg eine Beobachtung des Radverkehrs an der Theodor-Heuss-Straße und der Holzgartenstraße durchgeführt. Eine maßgebliche Erkenntnis war, dass kaum ein Radfahrer die betroffenen Straßen komplett abfährt. Häufig nutzen sie die Strecke nur kurz, um dann in anliegende Straßen abzubiegen. Im Fall der Holzgartenstraße spielt vor allem der Park um die Universitätsbibliothek eine große Rolle. Bei der Theodor-Heuss-Straße wurde beobachtet, dass Radfahrer die Straße eher kreuzen, um in die Innenstadt zu gelangen.

Der temporäre Radstreifen auf der Theodor-Heuss-Straße sorgt oft lange Staus aufgrund der zahlreichen Ampeln. In der Beobachtung war festzustellen, dass Autofahrer den Radweg zur Umfahrung des Staus nutzen sowie zum Auffahren auf die Straße. Auch Motorrad- und Mofafahrer befahren den Pop-up-Radweg häufig als eigene Spur. Gerade beim Abbiegen sind gefährliche Situationen für Radfahrer die Folge. Auf der Theodor-Heuss- sowie auf der Holzgartenstraße gibt es keine bauliche Trennung des Radwegs, die Markierungen werden von Auto- als auch Radfahrern oft falsch verstanden.


Über die ADAC Radverkehr-Beobachtung
Der ADAC Württemberg hat im Mai und Juni 2020 den Stuttgarter Radverkehr an der Theodor-Heuss-Straße und der Holzgartenstraße untersucht. Zeiträume waren die Stoßzeiten am Morgen von 8 bis 9.30 Uhr und am frühen Abend von 15.30 bis 17 Uhr. Die Beobachtungen wurden an fünf Tagen und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen durchgeführt. Die Theodor-Heuss-Straße ist seit 10. Juni als Pop-up-Radweg eingerichtet, die Holzgartenstraße seit 23. Juni. Die temporären Fahrradspuren sollen am 4. Oktober wieder abgebaut werden.

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    Grafik: Hauptrichtung der Radfahrer läuft konträr zur Straßenführung

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