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Württemberg | 18.11.2021

ADAC Test "Reisen mit der Bahn": Stuttgarter Strecken schneiden schlecht ab

Der ADAC hat 30 Strecken im Fernverkehr überprüft. Personal und Komfort stechen positiv heraus – Pünktlichkeit, Hygiene und WLAN nicht. Die zwei getesteten Strecken mit Stuttgart als Ausgangs- oder Zielpunkt können nicht überzeugen.

Um zu überprüfen, wie gut die Qualität von Bahnreisen auf Fernstrecken ist, hat der ADAC diesen Sommer seine Tester 30-mal durch Deutschland fahren lassen. Die Testkategorien spiegeln wider, was Reisenden beim Bahnfahren besonders wichtig ist: Information und Pünktlichkeit sowie Zustand und Hygiene der sanitären Einrichtungen wurden dabei am stärksten gewichtet. Danach folgen Sitz- und Reisekomfort, Personal sowie Handynetz und WLAN. Das Ergebnis fällt gemischt aus: Vor allem das kompetente Personal konnte die Tester überzeugen, auch der Sitz- und Reisekomfort schnitt gut ab. Pünktlichkeit, Hygiene und WLAN lassen aber teilweise zu wünschen übrig.

Stuttgarter Strecken enttäuschen
Zwei der vom ADAC überprüften Strecken hatten die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart als Ausgangspunkt oder Endstation. Die Züge konnten im Test jedoch nicht überzeugen und landeten im Gesamtranking auf den hinteren Plätzen. So bewerteten die ADAC Prüfer die Strecke Essen Hbf – Stuttgart Hbf (ICE 1125) nur mit „ausreichend“: Die gastronomischen Angebote sowie der kompetente Zugbegleiter überzeugten – die Toilette fiel allerdings durch potenziell gesundheitsgefährdende Hygienewerte auf und negativ wirkte sich auch die Ankunft mit 92 Minuten Verspätung aus. Für den Zug IC 2012 von Stuttgart Hbf nach Koblenz ergab sich sogar eine Wertung von „sehr mangelhaft“. Auch hier waren das gastronomische Angebot sowie der Zugbegleiter positive Punkte. Die ADAC Tester mussten aber zahlreiche Mängel notieren: So gab es keine WLAN-Verbindung, keinen Ruhebereich in der 2. Klasse, fremdsprachige Durchsagen vor dem Zielbahnhof fehlten und die Ankunft erfolgte mit 13 Minuten Verspätung. Auf der Toilette fanden sich zudem gesundheitsgefährdende Hygienewerte – die barrierefreie Toilette war komplett gesperrt.

Komfort und Zugbegleiter überzeugen
Aus Sicht des ADAC sind eine hohe Qualität und ein passgenaues Angebot wichtig, damit mehr Menschen die Bahn als Alternative zum Auto nutzen und diese ihrer hohen Bedeutung für Klimaschutz im Verkehr gerecht werden kann. Insgesamt gut schneidet die Bahn heute schon beim Sitz- und Reisekomfort ab: Sitzplatzreservierung, Ausstattung und Sauberkeit sowie das gastronomische Angebot zahlen auf diese Kategorie ein. 19 Züge erhielten hier eine sehr gute Bewertung. Der pandemiebedingte freie Nachbarsitzplatz bei Reservierungen wurde im Test immer freigehalten und die Unterstützung für Rollstuhlfahrer durch die Bahn hätte auf jeder Fahrt funktioniert. Aber beim Thema gesonderte Ruhe- und Handybereiche mussten die Tester feststellen, dass diese in der 2. Klasse in IC-Zügen nicht vorhanden waren. Auch auf ein gastronomisches Angebot können sich Reisende nicht immer verlassen. Positiv bewertet wurden die Zugbegleiter, die kompetent und fast immer schnell in den Zügen zu finden waren. Bei den 30 Fahrten konnten die Tester 27-mal die Bestnoten vergeben.

Über die Hälfte der Züge unpünktlich
Pünktlich waren im Test 43 Prozent der Züge, also insgesamt zwölf. Sieben hatten maximal sechs Minuten Verspätung, weitere sechs blieben unter 16 Minuten. Aber bei drei Verbindungen waren die Verspätungen teils sehr viel größer. 92 Minuten nach der eigentlichen Ankunftszeit kam der Zug mit der größten Verspätung an. Und zwei der ursprünglich 30 geplanten Fahrten konnten die ADAC Tester nicht antreten, da die Züge ganz ausfielen. Im Bereich Information waren die Ergebnisse insgesamt gut. Alternative Verbindungen wurden rechtzeitig angekündigt, bei Gleiswechsel oder Verspätungen erhielten die Passagiere E-Mails oder Push-Nachrichten. Nur in einem Zug gab es keine Durchsagen.

Große Schwächen bei der Hygiene
Beim Thema Hygiene sieht der ADAC deutlichen Verbesserungsbedarf: In zwölf Zügen (43 Prozent) gab es eine auffällige Keimbelastung, neun Proben waren sogar potenziell gesundheitsgefährdend. Zwar waren die Toiletten optisch sauber, Türklinken und Toilettenbrillen aber dennoch keimbelastet. Außerdem war in zwei Zügen die barrierefreie Toilette dauerhaft gesperrt. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen können diese Züge also entweder gar nicht oder nur mit dieser Einschränkung nutzen. Hier muss die Bahn nach Ansicht des Clubs dringend nachbessern. Gründlichere Reinigungen der Toiletten, aber auch das zuverlässige Bereitstellen von Hygienebeuteln und in Pandemiezeiten vor allem von Desinfektionsmitteln sollten Bahnfahrende erwarten dürfen. Durchwachsen waren die Ergebnisse beim WLAN-Empfang: Fünf Züge (18 Prozent) hatten gar kein WLAN und nur bei knapp der Hälfte der Fahrten hatten die Tester immer guten Empfang. Das Testurteil „gut” gab es bereits ab 2 Mbit pro Sekunde. Streaming ist mit einer solchen Bandbreite allerdings schlecht möglich. Die Handynetz-Qualität war in vier von zehn Zügen durchwegs gut.

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