ADAC Staubilanz 2020 für Baden-Württemberg: Leere Autobahnen durch Corona
Staulängen im Vergleich zu 2019 halbiert / Tiefpunkt im April / Sommerferien mit stärkerem Reiseverkehr
In der Auswertung der ADAC Staudatenbank für 2020 lassen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Staugeschehen deutlich in den Zahlen ablesen. Im vergangenen Jahr erfasste der ADAC auf den baden-württembergischen Fernstraßen insgesamt 92.091 Kilometer Stau (2019: 191.461). Somit hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Gesamtlänge der in Baden-Württemberg gemeldeten Staus halbiert. Mit einem Rückgang um 51,4 Prozent ist auch die Gesamtdauer entsprechend gesunken, auf insgesamt 33.695 Stunden (2019: 69.391). Die maßgebliche Erklärung für den deutlichen Staurückgang bildet das geringere Kfz-Aufkommen auf den Autobahnen. 2020 lag es nach einer Abschätzung der Bundesanstalt für Straßenwesen voraussichtlich um etwa 12 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
„Speziell im Frühjahr kam der Verkehr in Baden-Württemberg durch den Lockdown nahezu zum Erliegen“, sagt Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg. „Zeitweise konnte man auf den Autobahnen völlig leergefegte Abschnitte beobachten.“ Anzahl, Länge und Dauer der Staus gingen im Frühjahr um über 90 Prozent zurück. Der Tiefpunkt war in der Karwoche vom 6. bis 12. April 2020 erreicht, mit insgesamt nur 114 Kilometer Stau auf den baden-württembergischen Autobahnen. Erst im Juli lag die Staubelastung wieder auf einem vergleichbaren Niveau wie im Februar.
Während der baden-württembergischen Sommerferien gab es im Gegensatz zum bundesweiten Trend sogar rund fünf Prozent mehr Staus in Baden-Württemberg als 2019. „Hier dürfte eine Rolle gespielt haben, dass Baden-Württemberg als letztes Bundesland die Sommerferien beendete“, erklärt Holger Bach. Darüber hinaus hat der Urlaub mit dem Auto oder Wohnmobil aufgrund zahlreicher Reisebeschränkungen weiter an Beliebtheit gewonnen. Das schlägt sich auch in der Verkehrsstatistik nieder: Schließlich ist Baden-Württemberg nicht nur selbst ein attraktives Urlaubsland, sondern zugleich Verbindung zu vielen anderen touristischen Zielen in den benachbarten Ländern. Zeigte sich das Verkehrsgeschehen an den ersten beiden Reisewochenenden noch verhalten, so nahm es ab Mitte August Fahrt auf. Vor allem zum Ferienende hin stiegen die Stauzahlen stark an: Hier waren zusätzlich zu den Urlaubsheimkehrern noch viele Autofahrer zu Wochenend- und Tagesausflügen auf den Straßen unterwegs. Das hatte zur Folge, dass an den letzten drei Ferienwochenenden teils deutlich mehr Staus auftraten als 2019. So war das letzte Reisewochenende vom 11. bis zum 13. September 2020 gleichzeitig das staureichste der Sommerferien.
Anhand der Stauzahlen während des Winter-Lockdowns lässt sich wie im Frühjahr erneut ein starker Rückgang der Mobilität beobachten. Speziell zum Jahresende 2020 blieben die Straßen weitgehend leer, da die üblichen Fahrten in die Skigebiete im Ausland entfielen. Gegenüber 2019 sank die Gesamtlänge der Staus auf den baden-württembergischen Autobahnen vom Beginn des „Lockdown light“ am 2. November 2020 bis zum Jahresende um 75 Prozent. Die große Ausnahme bildete der 1. Dezember 2020: Durch den Wintereinbruch sorgten zahlreiche Unfälle wegen Schnee und Glatteis für enorme Verkehrsbehinderungen. Verkehrsexperte Bach: „Im Rückblick war der 1. Dezember 2020 angesichts der Staulänge von insgesamt 765 Kilometer sogar der staureichste Tag des Jahres in Baden-Württemberg.“
Stauträchtigste Autobahnen in Baden-Württemberg
Speziell auf den Fernstraßen Baden-Württembergs kamen Autofahrer trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie teilweise nur langsam voran. Nach einer Auswertung der ADAC Staudatenbank für 2020 befinden sich im Südwesten gleich drei der vier stauanfälligsten Autobahnabschnitte Deutschlands. Der Abschnitt Heidelberg - Karlsruhe auf der A5 belegt mit 275 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer Platz zwei im bundesweiten Stauranking (2019: Platz 5). Auf Rang drei (2019: 7) liegt die Strecke der A6 zwischen Heilbronn und Mannheim, der A8-Abschnitt Stuttgart - Karlsruhe folgt direkt auf Platz vier (2019: 3). Einzig der Bereich der A 3 zwischen der Bundesgrenze und Passau war noch stärker belastet. Zu den Ursachen hierfür zählen die weiter andauernden Grenzkontrollen sowie eine im Sommer 2020 eingerichtete Corona-Teststation für Reiserückkehrer.
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