A6-Brücke Böllinger Tal: Bei einer plötzlichen Sperrung drohen massive Folgen
ADAC Modellstudie simuliert Auswirkungen von spontanen Brückensperrungen auf Verkehr und Volkswirtschaft. Untersucht wurde auch die A6-Brücke über das Böllinger Tal bei Heilbronn-Biberach.
Im deutschen Autobahnnetz weisen rund 8.000 Brückenbauwerke einen dringenden Sanierungsbedarf auf. Aufgrund des Alters und der vorhandenen Schäden mussten in den letzten Jahren bereits einige Brücken in Deutschland spontan gesperrt werden – das bekannteste Beispiel ist die Talbrücke Rahmede (A 45) bei Lüdenscheid. Der ADAC hat deshalb bei fünf sanierungsbedürftigen Bundesfernstraßenbrücken simuliert, welche Folgen eine spontane Vollsperrung für den Verkehr, die Anwohner und die Umwelt hätte und wie groß die jährlichen volkswirtschaftlichen Kosten wären.
Sperrung der Böllinger Talbrücke hätte massive Auswirkungen
Zu den untersuchten Bauwerken zählte auch die 175 Meter lange Talbrücke der A6 über den Böllinger Bach bei Heilbronn-Biberach. Die bestehende Brücke aus dem Jahr 1967 ist marode und ein Neubau dringend erforderlich. Täglich nutzen die Talbrücke rund 75.000 Fahrzeuge, zehn Prozent davon sind Lkw. Eine spontane Sperrung würde nicht nur das lokale Verkehrsnetz rund um Heilbronn stark belasten, sondern auch weiträumige Störungen auf den Autobahnen verursachen. Nach der ADAC Modellstudie müssten Pkw-Fahrer pro Jahr rund 140 Millionen Kilometer zusätzlich zurücklegen. Die Zeit, die Betroffene für Umwegfahrten zusätzlich benötigen oder in Staus verbringen, würde rund fünf Millionen Stunden betragen. Steigen würden zudem der Spritverbrauch, die CO2-Emissionen sowie Lärm und Staus, insbesondere auf den Ausweichstrecken. Der volkswirtschaftliche Schaden läge bei rund 172 Millionen Euro im Jahr.
„Das simulierte Beispiel der A6-Brücke über das Böllinger Tal zeigt, dass die Sanierung der Brücken im Straßenbau oberste Priorität genießen sollte“, sagt Carl-Eugen Metz, Vorstand Verkehr & Umwelt beim ADAC Württemberg. „Um die Zukunfts- und Leistungsfähigkeit der bestehenden Verkehrsinfrastruktur
in Baden-Württemberg zu erhalten, ist das von herausragender Bedeutung.“ Die Finanzmittel aus dem Sondervermögen sollten nun genutzt werden, um insbesondere die Erneuerung von Brücken voranzutreiben. Plötzliche Sperrungen gelte es aus Sicht des ADAC Württemberg absolut zu vermeiden.
Eine Unterbrechung der A6 bei Heilbronn würde großräumige Umwege verursachen und den Verkehr auch auf weiter entfernten Autobahnen wie der A8 und der A5 zusätzlich belasten. Auf den direkt betroffenen Verbindungen zwischen Sinsheim und Heilbronn sowie zwischen Karlsruhe und Nürnberg würde sich aufgrund der Sperrung die Fahrzeit für Pkw um bis zu 20 Minuten und für Lkw um bis zu einer halben Stunde verlängern. Negative Auswirkungen hätte eine Brückensperrung auch auf die Anwohner: Nach der ADAC Modellstudie müssten die Ortschaften in der Umgebung mit einer verstärkten Verkehrsbelastung – mindestens 500 Fahrzeuge mehr pro Tag – rechnen.
Dringender Sanierungsbedarf bei Brücken
In Baden-Württemberg sind nach Angaben der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) über 40 Autobahn-Brücken mit mindestens 100 Meter Länge sanierungsbedürftig. Allein 20 dieser sogenannten Großbrücken befinden sich auf der A81, elf auf der A6. Auf den baden-württembergischen Bundesstraßen sind insgesamt 58 Großbrücken in einem schlechten Zustand. Bundesweit besteht bei rund fünf Prozent der Autobahnbrücken und rund vier Prozent der Bundesstraßen-Brücken ein dringender Modernisierungsbedarf.
Über die ADAC Modellstudie
Im Auftrag des ADAC hat das Ingenieur-Büro PTV Transport Consult GmbH neben der Böllinger Talbrücke über die A6 bei Heilbronn noch Sperrungsszenarien für vier weitere Großbrücken entwickelt, die auf der bundesweiten Sanierungsliste stehen: Dazu zählten in Hamburg die Norderelbbrücke an der A1, die Friedrich-Ebert-Brücke auf der A565 im Bereich Bonn-Nord, die Donaubrücke Sinzing über die A 3 bei Regensburg sowie die Agra-Brücke auf der B2 in Leipzig.
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