Verhältnismäßigkeit wahren
ADAC äußert sich zur Dieselfahrverbotsdebatte in der Landeshauptstadt
München. Oberbürgermeister Reiter droht Dieselfahrzeugen mit einem Einfahrverbot in die Münchener Umweltzone. Florian Hördegen, Verkehrsexperte vom ADAC Südbayern, spricht von einem „herben Schlag für die Verbraucher“. Hördegen appelliert an die Verantwortlichen in der Politik „mit Augenmaß zu reagieren und nicht mit überzogenen Zwangsmaßnahmen“. Gleichzeitig begrüßt Hördegen, wenn jetzt endlich Bewegung in die Münchner Verkehrspolitik kommt. Aber nicht mit Verboten, sondern mit Angeboten und praktikablen Lösungen.
„Die Verhältnismäßigkeit gegenüber Diesel-Fahrzeugen im Bestand muss gewahrt bleiben“, warnt Hördegen. „Viele Pendler und Bürger sind auf das Fahrzeug angewiesen. Die jetzt bedrohten Automobile galten noch vor kurzem als sauberste mögliche Dieseltechnologie. Diesen Missstand sollte der Verbraucher nicht ausbaden müssen“, stellt Hördegen klar. Zur Verdeutlichung: „Hier kann es sich um Fahrzeuge handeln, die bis zum 31. August 2015 als Neuwagen verkauft wurden – und nicht nur um „alte Stinker“. Der Verbraucher dürfe nicht die Zeche dafür zahlen, dass die Politik und die Autoindustrie die Weichen falsch oder zu spät gestellt haben.
Die Autofahrer fahren nicht zum Spaß mit dem Fahrzeug in die Stadt, sondern weil das ÖPNV-Angebot unzureichend ist. Dies beginnt schon bei überlasteten P+R Parklätzen im Umland. Auch könnte der ÖPNV Anschluß des Münchner Flughafens deutlich besser sein. Zu den Stoßzeiten morgens und abends ist der ÖPNV schon jetzt überlastet. Wie sollen also die Pendler künftig in die Arbeit kommen? Der ÖPNV muss dringend ausgebaut werden. Wenn man jedoch das Gezerre bei der 2. Stammstrecke sieht, dann fehlt der Glaube, dass wirklich etwas passiert.
Augenfällig laut Hördegen ist, dass der Stadtplan der erhöhten NO2-Belastung exakt einer Staukarte von München entspricht. Hier rächt sich, dass in der Vergangenheit kaum Maßnahmen zur Verkehrsverflüssigung, die grüne Welle beispielsweise, getroffen wurden.
Auch das Busnetz der MVG könnte schon lang auf Erdgas umgestellt sein, wie es Augsburg seit Jahren vormacht. Auch Wasserstoffbusse haben sich beispielsweise in Bozen im Regelbetrieb bewährt.
Als sinnvolle und wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffe durch den Pkw-Verkehr sieht der ADAC Südbayern folgende Ansatzpunkte:
• Verkehrsverflüssigung durch Einsatz von „Grünen Wellen“, adaptiver Verkehrssteuerung und intelligenten Verkehrsleitsystemen.
• Nutzung alternativer Antriebe in Fahrzeugflotten mit hoher innerstädtischer Fahrleistung (siehe Taxi-Absatz unten).
• Ein attraktiver ÖPNV-Ausbau, insbesondere von S-Bahn (2. Stammstrecke) und U-Bahn (Linie 5), kann die laut aktueller ADAC Umfrage ohnehin schon auf Platz 1 liegenden Münchner in punkto Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel noch mehr zum Umstieg bewegen (https://presse.adac.de/regionalclubs/ suedbayern/muenchen-ist-deutscher-oepnv-meister.html).
Neue Diesel-Fahrzeuge müssen mit wirksamer und modernster NOx-Minderungstechnik ausgestattet sein.
• Realitätsnahe Abgasprüfzyklen und möglichst zeitnahe Einführung zusätzlicher Messungen im Realbetrieb mit strengem Konformitätsfaktor.
• Der ADAC weist wiederholt darauf hin, dass CNG-Fahrzeugmodelle (Erdgas) in ausreichender Auswahl zu bezahlbaren Preisen auf dem Markt angeboten werden müssen.
Der Automobilclub leistet schon seit 2010 einen Beitrag für bessere Luft in München: In dem Münchner Eco-Taxi-Pilotprojekt werden besonders umweltschonende Taxifahrzeuge vom ADAC Südbayern ausgezeichnet. Inzwischen gibt es rund 300 zertifizierte Umwelttaxis, die kaum Stickoxide oder Feinstaub ausstoßen. Münchner Firmen und Bürger können diese schon heute bestellen, damit alternative Antriebe in München unterstützen und somit für bessere Luft sorgen. Derzeit ist ein Projekt des ADAC Südbayern mit der Landeshauptstadt München, dem Flughafen und der Messe in Vorbereitung, dass die Etablierung von Elektro-
Taxis fördern soll.
Audios (1)
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O-Ton von ADAC Südbayern Verkehrsexperte Florian Hördegen zum Thema Dieselfahrverbot in München.
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