Tödliche Gefahren im Gleisbereich
Gemeinschaftsaktion „Zug hat Vorfahrt“ mit dem ADAC zur Unfallprävention von Fußgängern und Radfahrern / Schnellbremsung eines BRB-Zuges beeindruckt Schulklasse
Ainring. Aktuell laufen in Bayern vermehrt Fußgänger und Radfahrer mit einer für sie gefährlichen Selbstverständlichkeit über geschlossene Bahnübergänge oder nutzen Trampelpfade über Gleise, die dafür nicht vorgesehen sind. Dies führt oft zu Notbremsungen, durch die tödliche Unfälle aber nicht immer verhindert werden können. Um gemeinsam Aufklärungsarbeit zu leisten und damit weniger Unfälle und Beinahe-Unfälle passieren, haben der ADAC Südbayern, die Bayerische Regiobahn (BRB), die Bundespolizei und die DB Sicherheit heute den Aktionstag „Zug hat Vorfahrt“ in Ainring bei Freilassing durchgeführt. Die Akteure informierten über die möglichen Gefahren durch falsches Verhalten im Gleisbereich, simulierten eine Notsituation mit einer Zug-Schnellbremsung, zeigten ein verunfalltes Fahrrad nach einer Kollision an den Gleisen und klärten über die oftmals gravierenden Folgen auf. „Alle Verkehrsteilnehmer, gerade auch Kinder und Jugendliche, sollten ausschließlich Unter- oder Überführungen und Bahnübergänge nutzen und die dabei geltenden Regeln kennen. Nur so können gefährliche Situationen vermieden und Leben gerettet werden. Es liegt an der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen“, so Rüdiger Lode, Vorstand für Verkehr, Umwelt und Fahrzeugtechnik des ADAC Südbayern.
Unkenntnis, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn
„Wenn ich keinen Zug sehe, dann ist das überhaupt nicht gefährlich über die Gleise zu gehen. Ich schau ja.“ Solche Aussagen hört Michaela Hofmeister von der Bundespolizeiinspektion Freilassing häufig, wenn Kinder und Jugendliche im Gleisbereich angetroffen und befragt werden. Ihnen ist selten bewusst, welcher Gefahr sie sich aussetzen, wenn sie die Gleise an ungesicherten Stellen überqueren. Hauptursachen für Fehlverhalten sind in den meisten Fällen Unkenntnis der Verhaltensregeln, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn. Erwachsene sind kein Vorbild, denn auch sie nutzen Trampelpfade als Abkürzung. Fahrradfahrer schlüpfen unter geschlossenen Schranken hindurch oder schieben ihr Rad kurzerhand da über die Gleise, wo es gerade passend erscheint. Wer seinen Kopf nur Richtung Handy beugt, ohne seine Umgebung wahrzunehmen, gerät im Gleisbereich ebenfalls schnell in Gefahr, denn die Sogwirkung eines vorbeirauschenden Zuges ist nicht zu unterschätzen.
Prävention ist das A und O
„Wer einmal erlebt hat, wie lange es dauert, bis ein Zug zum Stehen kommt, wird künftig vorsichtiger sein“, hofft BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann. Nach einer ganzen Reihe von Beinahe-Unfällen mit Fahrradfahrenden und zu Fuß Gehenden und zwei Todesfällen in den vergangenen zwei Jahren ergriff er die Initiative für den Aktionstag „Zug hat Vorfahrt“ im Berchtesgadener Land. „Wir wollen nicht tatenlos zuschauen, wie Menschen aus purem Leichtsinn verletzt oder gar getötet werden. Es muss sich etwas ändern und dazu soll dieser Aktionstag mit unseren Partnern beitragen.“ Auch für Thore Riesterer, Leiter Einsatzabschnitt bei DB Sicherheit, ist „Prävention der erfolgreiche Vorausweg und Risikomanagement zur Gefahrenminimierung“. Von einer ganzen Reihe von Schrecksekunden, in denen er einen Zusammenstoß befürchtete, einen Unfall aber gerade noch vermeiden konnte, berichtet Triebfahrzeugführer Markus Köfler. Doch dabei blieb es für ihn leider nicht. Man merkt ihm bis heute die Betroffenheit an, wenn er von tödlichen Unfällen erzählt: „Das vergisst man nie und man braucht viel Zeit, um solche Unfälle zu verarbeiten. Unachtsamkeit oder Zeitdruck sind sehr schlechte Berater, wenn man sich in Gleisnähe bewegt.“
Enorm langer Bremsweg
Der Bremsweg eines Zuges kann bis zu einem Kilometer betragen, je nach Geschwindigkeit, Länge und damit Gewicht des Zuges und Witterung. In Ainring waren es unter optimalen Bedingungen „nur“ wenige hundert Meter, aber deutlich mehr als bei einem Auto. Das erlebten Schüler der Klasse 6b der „Realschule im Rupertiwinkel“ mit ihrem Lehrer Christian Daxl live bei der Schnellbremsung eines BRB-Zuges. Der Sand staubte, das durchdringende Pfeifen des Makrophons war weithin zu hören. Gut, dass alle wussten, dass es nur ein Vorführung war und nichts passiert ist. Der Sand, der am Fahrzeug abgelassen wird, soll übrigens die Reibung vergrößern, damit der Zug schneller steht. Denn die Auflagefläche zwischen Rad und Gleisoberfläche ist nicht größer als ein Fingernagel, es ist also kaum Reibungswiderstand vorhanden.
Korrektes Verhalten am Bahnübergang
Um Unfälle und gefährliche Situationen an Bahnübergängen zu vermeiden, hat der ADAC Südbayern folgende Tipps zusammengestellt:
- Anhalten bzw. stehenbleiben, wenn sich ein Zug nähert
- An beschrankten Übergängen schon bei rotem Licht stehenbleiben und nicht erst, wenn sich die Schranken senken
- Auf akustische Signale achten
- Den Bahnübergang erst überqueren, wenn die Schranken vollständig geöffnet sind und auch das Rotlicht erloschen ist
- Am Andreaskreuz in Ruhe beide Seiten der Strecke überblicken und erst weiterfahren bzw. -gehen, wenn kein Zug mehr kommt
- Niemals die Schranken umfahren bzw. darum herumgehen und auch niemals darunter oder darüber durchklettern
Für Autofahrer gilt insbesondere:
- An Bahnübergängen stets bremsbereit sein und langsam fahren
- Auf keinen Fall überholen
- Stets Abstand zum vorausfahrenden Auto halten, damit bei Stau niemand auf dem Bahnübergang stehen bleiben muss
Hier geht es zum Video des ADAC Südbayern „Richtiges Verhalten an Bahnübergängen für Autofahrer“
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