Sperrungen maroder Brücken: Schäden, Umwege und Staustunden in Millionenhöhe
Modellstudie zu möglicher Sperrung maroder Brücken +++ Sperrung der Donaubrücke Sinzing hätte weitreichende Folgen +++ ADAC fordert zügige Sanierung betroffener Bauwerke

ADAC Modellstudie zeigt anhand von fünf Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen die massiven Auswirkungen von spontanen Sperrungen auf Verkehr und Volkswirtschaft.
Welch große Folgen es hat, wenn ein Brückenbauwerk ans Ende seiner Nutzungsdauer kommt, erleben viele Urlauber derzeit auf dem Brenner. Der Neubau der Luegbrücke wird die kommenden Jahre noch für mehr Stau und hohe Zeitverluste sorgen – und dass, obwohl eine Vollsperrung bislang vermieden werden konnte. Auch im deutschen Autobahnnetz müssen rund 8.000 Brückenbauwerke vordringlich saniert und modernisiert werden, um den Anforderungen des heutigen Verkehrsgeschehens gerecht zu werden. In den vergangenen Jahren mussten bereits – teils über mehrere Jahre – Brücken ungeplant und plötzlich gesperrt werden, weil Tragfähigkeit und Standsicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnten. Der ADAC hat deshalb bei fünf sanierungsbedürftigen Bundesfernstraßenbrücken simuliert, welche Folgen eine spontane Vollsperrung für den Verkehr, die Anwohner und die Umwelt hätte und wie groß die jährlichen volkswirtschaftlichen Kosten wären. In Bayern wurde exemplarisch die Donaubrücke Sinzing untersucht.
Wie wichtig die Donaubrücke Sinzing nicht nur für die Region und den Wirtschaftsraum Regensburg ist, zeigt ein Blick auf die Statistik. Täglich passieren etwa 55.000 Fahrzeuge die Brücke auf der wichtigen Ost-West-Verbindung Autobahn A3. Knapp 23 Prozent dieser Fahrzeuge sind Lkw, was die Bedeutung für den regionalen, nationalen und internationalen Warenverkehr betont. Die Lage am Schnittpunkt wichtiger Verkehrsachsen erklärt auch die weitreichenden Folgen, falls die Donaubrücke gesperrt werden müsste.
Eine Vollsperrung der Donaubrücke Sinzing bei Regensburg würde den Verkehr zu weiten Umwegen über die Autobahnen A 93 und A6 zwingen und die Fahrzeiten deutlich verlängern. Besonders dramatisch fällt der Zeitverlust sowohl für Pkw als auch für Lkw aus, wenn eine vergleichsweise kurze Reise über die Brücke führen würde. Ein Beispiel: Auf dem Weg von Neumarkt in der Oberpfalz nach Straubing benötigt ein Pkw ohne Sperrung im Schnitt 73 Minuten und legt 111,4 Kilometer zurück. Bei einer Vollsperrung wären es über 120 Kilometer, die Reisezeit würde um 26 Minuten anwachsen. Bei Lkw wären es 28 Minuten zusätzlich.
Die Umfahrung einer gesperrten Brücke bedeutet zudem eine große Belastung für kleinere Straßen entlang der Ausweichrouten – und damit auch die Anwohner, die mit dem gesteigerten Verkehrsaufkommen konfrontiert sind. Auch die Staugefahr an den Ausweichrouten wächst deutlich. Durch die Umwege würde in der Modellstudie der Gesamt-Kraftstoffverbrauch um 0,5 Prozent steigen, gleiches gilt für die Emissionen. Neben den verkehrlichen Folgen entstehen auch erhebliche volkswirtschaftliche Verluste. Im Fall der Donaubrücke Sinzing läge der Schaden für die Volkswirtschaft bei rund 75 Millionen Euro jährlich.
Der ADAC Südbayern fordert, die notwendigen Mittel für die Sanierung und Erneuerung von Bauwerken unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Der verkehrspolitische Sprecher des ADAC Südbayern, Alexander Kreipl, betont: „Schäden an Brücken müssen so schnell wie möglich behoben werden. Das gilt besonders für das Transitland Bayern mit seiner besonderen Bedeutung für den Warenverkehr und den Tourismus in Europa.“
Laut ADAC gibt es bei den Brückenbauwerken in Deutschland einen immensen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf. Allein auf den Autobahnen müssen bis 2040 rund 8000 Brückenbauwerke erneuert oder saniert werden. Viele von ihnen wurden in den 1960er und 70er Jahren gebaut und sind für die heutigen Verkehrsbelastungen nicht dimensioniert worden. Die restliche Lebensdauer ist deshalb begrenzt. In den vergangenen Jahren mussten bereits Brücken spontan gesperrt werden, weil sie aufgrund des Alters und den vorhandenen Schäden den Verkehrslasten nicht mehr standgehalten hätten. Das bekannteste Negativbeispiel ist die Talbrücke Rahmede (A 45) bei Lüdenscheid, aber auch die Ringbahnbrücke (A 100) in Berlin. Bislang waren solche Spontansperrungen mit den entsprechenden Auswirkungen in Bayern noch nicht nötig, können jedoch auch nicht ganz ausgeschlossen werden.
Für die laufenden Haushaltsverhandlungen gilt daher, Investitionen in die Infrastruktur gezielt und sinnvoll zu tätigen. ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand fordert, die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel aus dem Sondervermögen jetzt zu nutzen und in den nächsten Jahren weiter zu steigern, um die Sanierung und Erneuerung von Bauwerken in Deutschland zu beschleunigen: „Mit jedem weiteren Jahr, das bei der Erneuerung einer Brücke ungenutzt verstreicht, steigen die Risiken für Folgeschäden.“
In der Analyse wurden die Auswirkungen für die Norderelbbrücke an der A1 (Hamburg), die Friedrich-Ebert-Brücke auf der A565 im Bereich Bonn-Nord, die Donaubrücke Sinzing über die A3 bei Regensburg, die Böllinger Talbrücke über die A6 bei Heilbronn sowie die Agra-Brücke auf der B2 in Leipzig analysiert. Die Sperrungsszenarien wurden vom Ingenieur-Büro PTV Transport Consult GmbH im Auftrag des ADAC entwickelt.
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