Viel Stillstand auf Bayerns Autobahnen
ADAC Staubilanz 2019: Grenzkontrollen auf der A3 bei Passau verursachen Top-Stau
München/Passau. Die A3 Passau/Suben Richtung Regensburg ist Deutschlands Stau-Autobahn Nummer eins. Insgesamt 3220 Stunden oder umgerechnet 134 Tage mussten die Autofahrer vor der Grenzkontrollstelle bei Pocking ausharren. Das ist das Ergebnis der ADAC Staubilanz für 2019. Platz zwei im südbayerischen Ranking nimmt der Abschnitt auf der A9 Nürnberg-München zwischen Garching Süd und dem Autobahnkreuz München Nord ein. In diesem Bereich wurden 1514 Stunden Stau gemessen. Den dritten Platz belegt die A96 Lindau-München zwischen der Anschluss-Stelle München-Laim bis zum Autobahnende München-Sendling. Dort ging 1436 Stunden so gut wie nichts voran. Angesichts der erheblichen Behinderungen und untragbaren Zustände insbesondere für die Anwohner fordert der Passauer Alois Ortner, Senatsmitglied des ADAC Südbayern, dass die Grenzkontrollen auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden: „Dazu gehört zum Beispiel der Standort erst hinter der Ausfahrt Pocking. Die Kontrollen können so durch ein frühzeitiges Abfahren von der Autobahn ohne Weiteres umgangen werden“, kritisiert Ortner. Halte man an den Grenzkontrollen fest, müsse alles dafür getan werden, dass die Behinderungen für die Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich gehalten werden, so Ortner weiter.
32 km auf der A8 Salzburg-München
Bei den Staulängen verzeichnete der ADAC am 4. Januar 2019 die größte Blechlawine auf der A8 Salzburg-München. Zwischen der Anschluss-Stelle Bernau am Chiemsee ging bis zum Hofoldinger Forst kurz vor München auf 32 Kilometern über sechs Stunden nur noch Stop-and-Go-Verkehr. Nur wenig besser war die Situation am 6. Januar 2019 auf der A7 Ulm-Füssen im Bereich des Grenztunnels mit 25 Kilometern Stau. Am 28. Oktober 2019 herrschte auf der A93 zwischen dem Autobahnkreuz Inntal und dem Grenzübergang Kiefersfelden auf 25 Kilometern zeitweise kompletter Stillstand wegen der Lkw-Blockabfertigung durch die österreichischen Behörden.
Am meisten Zeit haben die Autofahrer am 5. Januar 2019 verloren: An diesem Spitzentag standen die Autofahrer im Freistaat 656 Stunden im Stau. Am 3. Februar war die Situation mit immerhin noch 372 Stunden nurmehr halb so schlimm. Zu Beginn der Sommerferien am Wochenende 1./2. August 2019 konnte die Stau-Uhr auch noch satte 322 Stunden am Samstag sowie 300 Stunden am Sonntag messen. An diesem ersten Ferienwochenende wurden mit 4072 Kilometern absolute Spitzenwerte bei den Staulängen erreicht.
Hochbetrieb auch in allen anderen Bundesländern
Deutschlandweit nahm zwar die Zahl der gemeldeten Staus (rund 708.500) als auch deren Gesamtlänge (rund 1.423.000 Kilometer) gegenüber 2018 um fünf beziehungsweise sieben Prozent ab. Dafür mussten die Autofahrer aber deutlich länger im Stillstand ausharren. Die Gesamtdauer stieg um knapp 14 Prozent auf 521.000 Stunden.
Wegen uneinheitlicher Einzelergebnisse hat der ADAC erstmals eine neue Kenngröße in seine Bilanz einfließen lassen: die Staubelastung. Sie beschreibt die räumlich-zeitliche Ausdehnung einer Behinderung und ergibt sich aus dem Produkt von Staulänge und -dauer. Die Belastung aller gemeldeten Stauereignisse summierte sich 2019 bundesweit auf etwa 1,6 Millionen Kilometer mal Stunde und beträgt damit etwa 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dass die Zwangsaufenthalte der Autofahrer noch länger als im Vorjahr dauerten, dürfte auch an der um gut ein Prozent gestiegenen Kfz-Fahrleistung – errechnet von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) – sowie an der gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent gestiegenen Zahl der Baustellen liegen.
Nordrhein-Westfalen besonders betroffen
Im Negativ-Ranking der Bundesländer steht unverändert Nordrhein-Westfalen an der Spitze, 36 Prozent aller Staus entfallen auf Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland. Auf den Plätzen zwei und drei wie in den Vorjahren: Bayern mit 18 Prozent und Baden-Württemberg mit 11 Prozent. Somit kamen rund zwei Drittel aller Meldungen aus diesen drei Ländern.
Betrachtet man die Staulängen, führt Nordrhein-Westfalen mit rund 453.000 Kilometern (rund 32 Prozent) vor Bayern mit 267.000 (19 Prozent) und Baden-Württemberg mit rund 191.000 Kilometern (13 Prozent). Werden die Staulängen ins Verhältnis zur Länge des jeweiligen Autobahnnetzes gesetzt, führen erwartungsgemäß die Stadtstaaten Berlin und Hamburg das Ranking an. Bei den Flächenländern stehen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen an der Spitze. Bayern, Bremen, Hessen und Niedersachsen liegen im Mittelfeld.
Die staureichsten Fernautobahnen waren 2019 die Autobahnen A3 (Köln – Frankfurt – Passau) mit 206 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer, A8 (Salzburg – München – Karlsruhe) mit 187 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer und die A1 (Lübeck – Hamburg – Köln) mit 175 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer. Neben dem Grenzkontrollpunkt bei Pocking waren die A3 Oberhausen – Köln sowie die A8 Stuttgart – Karlsruhe besonders betroffen.
Im Ranking des stauträchtigsten Wochentags hat der Mittwoch seine Spitzenposition verteidigt. Im Durchschnitt summierten sich die Staukilometer an diesem Wochentag auf eine Länge von rund 5100 Kilometer, die Zahl der Staus lag bei rund 2600. Ähnlich schlechte Reisetage waren Donnerstag und Freitag. Wer an den Wochenenden unterwegs war, kam in der Regel besser zum Ziel.
Die staureichsten Tage des Jahres 2019 waren Freitag, 2. August, Mittwoch, 29. Mai (Tag vor Christi Himmelfahrt) und Gründonnerstag, 18. April. An diesen Tagen vermengte sich der Berufs- mit dem Reiseverkehr. Die staureichsten Monate waren Juli, August und Oktober.
Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs
Autofahrer, die 2020 weniger häufig im Stau stehen und ihre Fahrt individuell planen wollen, können sich vor Fahrtantritt auf adac.de über die aktuelle Verkehrslage und Baustellensituation informieren. Der ADAC spricht sich für den weiteren Ausbau des ÖPNV zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit aus, um vor allem im Berufsverkehr Entlastung zu schaffen. Auch die Modernisierung der Schienensysteme im Nah- und Fernverkehr muss konsequent vorangetrieben werden, um so die Kapazitäten und die Zuverlässigkeit zu steigern mit dem Ziel, mehr Autofahrer zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen.
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