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Südbayern | 18.11.2025

Gefährlicher Mangel: Zu wenige Lkw-Stellplätze an Autobahnen

Erheblicher Mangel an Lkw-Stellplätzen +++ teils hochriskante Situationen an Raststätten +++ Rücksichtnahme kann Gefahren reduzieren

An jeder zweiten überprüften Rastanlage parken Lkw hochriskant. (Foto: stock.adobe.com/Gina Sanders)

Eine aktuelle ADAC Erhebung zeigt hohe Sicherheitsrisiken an deutschen Rastanlagen. Grund hierfür: der akute Mangel an Lkw-Stellplätzen. ADAC fordert entschlossenes Handeln der Politik, um diesen Missstand zu beheben.

Ohne Lkw geht vor allem in Deutschland nichts. Die überwiegende Mehrheit der Waren wird hierzulande über die Straße transportiert. Hinzu kommt, dass Deutschland und vor allem Bayern als Transitländer in Europa eine zentrale Rolle im internationalen Güterverkehr einnehmen. Dieser wichtigen Position des deutschen Verkehrsnetzes steht ein signifikanter Mangel an Lkw-Stellplätzen entgegen. Offizielle Erhebungen gehen von Defizit von rund 20.000 Stellplätzen aus.

Gefährliche Situationen an Raststätten

Welche Folgen dieser Missstand hat, zeigt eine aktuelle Erhebung des ADAC. An bundesweit 100 Rastanlagen entlang der Hauptschwerlastverkehrsrouten haben die Tester die Stellplatzsituation begutachtet und zu drei Erhebungszeitpunkten um 22, 23 und 0 Uhr falschparkende Lkw gezählt. Das Ergebnis liefert ein klares und erschreckendes Bild: Bereits um 22 Uhr waren die meisten Rastanlagen ausgelastet, spätestens ab diesem Zeitpunkt nahm Parkdruck enorm zu.

An jeder zweiten Rastanlage parken Lkw hochriskant, das heißt außerhalb der Rastanlage, zum Beispiel in Ein- und Ausfahrten. Mit wenigen Ausnahmen sind Parkverstöße wie das Abstellen des Lkw auf nicht zugelassenen Parkflächen (zum Beispiel im Pkw-Parkbereich) und außerhalb von markierten Parkflächen (zum Beispiel zwischen Fahrgasse zwischen Lkw-Stellplätzen) gängige Praxis. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch schon die erste Untersuchung im Jahr 2022.

In Südbayern stach die Rastanlage Donautal West (A3) als Negativbeispiel heraus. Hier registrierte der ADAC über den Testzeitraum im Schnitt sechs Parkverstöße außerhalb von markierten Parkflächen und acht auf nicht zugelassenen Parkflächen. Durchschnittlich fünf Lkw wurden außerhalb der Rastanlage und damit an besonders gefährlichen Orten abgestellt. An den sonstigen Rastanlagen war die generelle Überlastung deutlich zu sehen, hochriskante Parkmanöver gab es aber nur vereinzelt.

Schneller Ausbau und intelligente Nutzung bestehender Flächen

Die hohe Anzahl an falsch geparkten Lkw liegt nicht etwa an mangelnder Rücksicht der Fahrer, sondern verdeutlicht vielmehr das strukturelle Problem entlang deutscher Autobahnen. Es fehlt schlichtweg an Möglichkeiten, die Lkw sicher abzustellen, um beispielsweise die Einhaltung der Ruhezeiten zu gewährleisten.

Der ADAC fordert daher einen konsequenten Ausbau der Lkw-Parkplätze entlang der Hauptschwerlastverkehrsrouten. Da dies jedoch selbst bei einer effizienten Vorgehensweise viel Zeit in Anspruch nimmt, kann kurzfristig beispielsweise die Nachrüstung der bestehenden Anlagen mit intelligenter Technik helfen. Das sogenannte Kolonnenparken, wie es beispielsweise an der Rastanlage Inntal West in Kiefersfelden praktiziert wird, nutzt den bestehenden Parkraum optimal und erlaubt damit mehr Lkw-Fahrern ihre Pause an einem sicheren Ort zu verbringen. Das System leitet die Lkw je nach Abfahrtszeit in bestimmte Kolonnen – so können die Lkw dichter und enger parken. An einem entschlossenen Handeln der Politik und dem mittelfristigen Ausbau der Stellplätze führt aber kein Weg vorbei.

Verständnis und Vorsicht gefragt

Bis es zu einer Verbesserung kommen kann, appelliert der ADAC an die gegenseitige Rücksicht von Pkw- und Lkw-Fahrern. Nur wer die Problemlage versteht, kann umsichtig handeln und beispielsweise Lkw-Stellflächen nicht mit dem Pkw zuparken oder seinen Lkw an einem möglichst sicheren Ort abstellen. Auch müssen alle Verkehrsteilnehmer angesichts der aktuellen Situation vor allem nachts mit Lkw an Ein- und Ausfahrten frequentierter Parkanlagen rechnen. Hier herrscht vor allem bei Unaufmerksamkeit Lebensgefahr.

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