Die Seite benötigt aktiviertes Javascript! Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren

Südbayern | 23.02.2022

2021 deutlich mehr Alarme für „Christophorus Europa 3 “

Über 9 Prozent Einsatzsteigerung für Hubschrauber der ADAC Luftrettung und des ÖAMTC

1540 Mal wurden die bayerisch-österreichischen Luftretter im vergangenen Jahr alarmiert. 699 Mal ging der Einsatz auf die deutsche Seite.

Suben/Passau. Das 2. Pandemie-Jahr stellte die Crews des Subeners Hubschraubers „Christophorus Europa 3“ des ÖAMTC und der gemeinnützigen ADAC Luftrettung vor noch größere Herausforderungen: 1540 Mal hoben die deutsch-österreichischen Besatzungen vom Heliport im oberösterreichischen Suben ab. Das entspricht einem deutlichen Plus von 9,4 Prozent (2020: 1408 Einsätze). Zurückzuführen ist der merkliche Anstieg darauf, dass der Freistaat Bayern und Österreich besonders hart von den Infektionswellen getroffen wurden. Dadurch stiegen die Auslastungszahlen der Rettungsdienste in beiden Ländern generell stark an und auch die Luftretter wurden dementsprechend häufiger gerufen. Doch nicht nur das Einsatzplus, sondern auch die hohen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen waren eine große Herausforderung für die Crews.

699 Mal (45,4 Prozent) leisteten sie im Großraum Passau/Bayerischer Wald schnelle Hilfe aus der Luft. Dies entspricht einer deutlichen Zunahme um 14,6 Prozent (2020: 610 Einsätze). 822 Mal (53,4 Prozent) flogen sie österreichische Einsatzorte an. 1248 Alarme (81 Prozent) waren so genannte „Primäreinsätze“: In diesen Fällen hatte „Christophorus Europa 3“ die reine Funktion des Notarztzubringers oder die Crew übernahm neben der Behandlung zusätzlich den Transport in die Klinik. 165 Einsätze (10,7 Prozent) waren Sekundärtransporte, bei denen ein Patient von einem Krankenhaus niedriger Versorgungsstufe in ein Spezialklinikum mit erweiterten Therapiemöglichkeiten gebracht wurde. 127 Flüge waren sonstige Einsätze oder es war kein Eingreifen nötig.

Bei den Alarmursachen haben internistische Notfälle, wie Herzinfarkte, um 21,4 Prozent erheblich zugenommen. Mit 601 Einsätzen oder 39 Prozent führt diese Notfallkategorie die Liste mit Abstand an. Dahinter folgen mit 15,8 Prozent neurologische Akut-Erkrankungen wie Schlaganfälle und häusliche Unfälle mit immerhin 10,2 Prozent. Verkehrsunfälle machten 7,3 Prozent in der Statistik aus.

Jubiläum: 20 Jahre Heliport in Suben
Mit der Indienststellung von „Christophorus Europa 3“ am 23. Juli 2002 begann eine neue Ära in der europäischen Luftrettung. Es war der erste Rettungshubschrauber, der von Organisationen aus zwei Staaten betrieben wird: Bis zu diesem Zeitpunkt klaffte im Großraum Passau sowie dem angrenzenden Innviertel auf österreichischer Seite eine große Lücke in der notfallmedizinischen Versorgung aus der Luft. Bereits um die Jahrtausendwende erkannten die ADAC Luftrettung und der ÖAMTC die dringende Notwendigkeit, einen grenzüberschreitend öffentlich-rechtlichen Rettungshubschrauber-Standort aufzubauen. Nach breiter Zustimmung durch die zuständigen Behörden beider Länder konnte das Projekt im Juli 2002 zunächst auf zwölf Monate befristet starten. Die Akzeptanz bei den Kliniken, Ärzten und in der Bevölkerung sowie 1000 Einsätze im ersten Betriebsjahr ließen „Christophorus Europa 3“ schnell zu einer festen Institution werden und beide Betreiber erweiterten den  provisorischen Hangar zu einem modernen Luftrettungszentrum nach aktuellen EU-Standards.


Deutschlandbilanz 2021: Zahlen auf Vor-Corona-Niveau
Bundesweit mussten die ADAC Rettungshubschrauber 2021 zu insgesamt 52.234 Notfällen ausrücken. Das sind rund 500 Einsätze mehr im Vergleich zum Vorjahr (plus ein Prozent) und entspricht durchschnittlich 143 Alarmierungen pro Tag. Damit hat sich das Einsatzgeschehen der fliegenden Gelben Engel auch trotz der anhaltenden Pandemie im Deutschlandvergleich auf dem hohen Vor-Corona-Niveau eingependelt.

Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 30 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 14 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.

Die meisten Einsatzorte lagen in Bayern mit 12.179 (Vorjahr 11.106), hier befinden sich auch die meisten Stationen. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 9129 (9328), Nordrhein-Westfalen mit 5509 (5542) und Niedersachsen mit 5313 (5169). Unter den 37 Stationen liegt in der Einsatzstatistik weiterhin Berlin vorne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2195 Notfällen, dahinter folgen im bundesweiten Städteranking die Stationen Koblenz (2111) und Wittlich (2036) in Rheinland-Pfalz, vor Ochsenfurt (1891) und Straubing (1775) in Bayern. Die höchsten Einsatzsteigerungen verzeichneten die acht bayerischen Stationen (insgesamt plus 10 Prozent) und mit „Christoph 61“ (plus acht Prozent) und „Christoph 63“ (plus zehn Prozent) die beiden ADAC Rettungshubschrauber in Sachsen. Auch der östliche Freistaat war neben Bayern besonders von der Pandemie betroffen.

Hier sind die bayerischen Stationen der ADAC Luftrettung, aufgelistet nach Einsatzzahlen:

1. Christoph 18, Ochsenfurt (1891)
2. Christoph 15, Straubing (1775)
3. Christoph 65, Dinkelsbühl (1529)
4. Christoph 40, Augsburg (1455)
5. Christoph 20, Bayreuth (1449)
6. Christoph 1, München (1439)
7. Christoph 32, Ingolstadt (1419)
8. Christoph Murnau (1138)
9. Christophorus Europa 3 (561/ nur im ADAC-Winterhalbjahr*)

*Da in der deutschlandweiten Gesamtstatistik nur von der ADAC Luftrettung geflogene Einsätze erfasst werden, sind an der Stelle lediglich die Zahlen des ADAC-Winterhalbjahres aufgeführt.

2021 im Zeichen von Corona und der Hochwasser-Katastrophe
„Dass die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft in Deutschland trotz nunmehr vier Coronawellen über zwei Jahre bis heute uneingeschränkt und unfallfrei sichergestellt werden konnte, sei vor dem Hintergrund der zusätzlichen Belastungen der Crews durch Spezialeinsätze wie der Verlegung von Covid-19-Patienten oder mit Rettungswinde in den Hochwassergebieten eine herausragende Leistung und nicht hoch genug einzuschätzen“, erklärte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die Zahl der Corona-Einsätze lag mit 823 leicht über dem Niveau des Vorjahres (rund 800). Darunter waren 165 Verlegungstransporte von schwer an Covid-19 Erkrankten. Die meisten davon übernahmen der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rheinland“ aus Köln und „Christoph 112“. Der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber ist im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen stationiert. In den Überschwemmungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatte die ADAC Luftrettung im Juli und August mehr als 200 Rettungseinsätze absolviert, darunter 111 Windenrettungen. Der hierfür extra zur Verfügung gestellte und ins Ahrtal verlegte ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 23 Bravo“ flog bereits in den ersten Stunden 36 Spezialeinsätze, um Menschen von Dächern oder aus von Wasser eingeschlossenen Häusern und Plätzen zu retten. So viele Windeneinsätze hintereinander ist seit Bestehen der ADAC Luftrettung noch kein ADAC Rettungshubschrauber an einem Tag geflogen. „Die ADAC Luftrettung hat hier solidarisch, unbürokratisch und schnell gehandelt und war auf dem Höhepunkt der Flutkatastrophe Dank ihrer Größe und Leistungsfähigkeit in der Lage, diese lebensrettende Hilfe über Nacht zu organisieren“, sagte Geschäftsführer Bruder.

Um dem steigenden Bedarf an Transporten von Intensivpatienten gerecht zu werden, stellt die ADAC Luftrettung der Station von „Christoph Hansa“ in Hamburg ab sofort einen größeren und leistungsstärkeren Helikopter des Typs H145 zur Verfügung. Die „fliegende Intensivstation“ von Airbus Helicopters wird im Sommer zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgerüstet. Die Gesamtzahl der Windeneinsätze hat bundesweit bereits das fünfte Jahr in Folge deutlich zugenommen. Die bestehenden Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern) und Sande (Niedersachsen) verzeichneten 2021 mit 365 (342) ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Flüge nachts und in der Dämmerung
Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit wurden insgesamt 2658 absolviert. Darunter sind auch hochanspruchsvolle Notfalleinsätze in der Nacht mit Landung an unbeleuchteten Landeplätzen. Möglich sind sie unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.

Solche Einsätze fliegen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen, Mainz in Rheinland-Pfalz sowie – neu seit Dezember 2021 – auch Ulm in Baden-Württemberg. Als sechste Nightvision-Station fliegt solche Spezialeinsätze ab Ende Februar auch „Christoph Rheinland“ – im Rahmen einer Erweiterung der Einsatzzeiten im Winter bis 20.15 Uhr und im Sommer bis 21.45 Uhr. Die neu modernisierte Station des Intensivtransporthubschraubers am Flughafen Köln/Bonn ist seit kurzem auch Standort des ersten Forschungsprojektes zum Einsatz von umweltfreundlichem Biokerosin in der Luftrettung.

Multikopter als Notarztzubringer
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei der Fortführung der Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst eine große Rolle. Außerdem beschäftigt sich die ADAC Luftrettung weiter mit neuen Technologien und der Frage, wie der Luftraum für Rettungshubschrauber bei immer mehr Drohnen sicherer gestaltet werden kann. „Mit solchen Forschungs- und Wissenschaftsprojekten unterstreichen wir unseren Anspruch und satzungsgemäßen Auftrag, den Rettungsdienst aus der Luft mit zukunftsweisenden Innovationen weiterzuentwickeln und zum Wohle des Patienten noch besser und sicherer zu gestalten“, betonte Geschäftsführer Bruder.

Bei ihrer Arbeit können die Crews der ADAC Luftrettung auf die modernsten Rettungshubschrauber der Typen H135 und H145 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Darunter befindet sich mit „Christoph Westfalen“ in Greven auch die erste H145 mit Fünfblattrotor. Im Rahmen der Flottenerweiterung werden sukzessive alle bestehenden Helikopter des Typs H145 von vier auf fünf Rotorblätter umgebaut: für höhere Reichweite, deutlich mehr Zuladung und noch besserer Patientenversorgung an Bord.

Mit der bestehenden Flotte wurden 2021 rund 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 100.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz beträgt rund 30 Minuten. Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH und deren Tochterunternehmen fast 1300 Menschen – darunter rund 170 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 130 Techniker. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.

Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas mit bis heute mehr als 1,1 Millionen Einsätzen. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Die Crews der ADAC Luftrettung werden trainiert von der ADAC HEMS Academy GmbH. Die Wartung und technische Bereitstellung erfolgt über die ADAC Heliservice GmbH. Die ADAC Luftrettung ist ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.

 

Bilder (1)

Bild 1 1 Bild

Infografiken (4)

Infografik 1 4 Infografiken

Bild herunterladen