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Südbayern | 23.02.2022

2021 wieder mehr Windeneinsätze für „Christoph Murnau“

22 Mal häufiger mussten die Crews des Hubschraubers der ADAC Luftrettung Menschen mit dem Flugmanöver retten - insgesamt 1138 Einsätze im vergangenen Jahr.

207 Windenrettungen, insgesamt 1138 Alarme: 2021 waren die Teams von „Christoph Murnau“ einmal mehr stark gefordert.

Murnau. 1138 Mal hoben die Besatzungen des Rettungs- und Intensivtransport-Hubschraubers „Christoph Murnau“ von ihrem Standort an der Berufsgenossenschaftlichen Klinik im vergangenen Jahr zu Einsätzen ab, 2 Mal oder 0,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (2020: 1140). Damit hat sich das Einsatzaufkommen auf hohem Niveau stabil gehalten. Deutlich zugenommen haben jedoch die Windenrettungen: 207 Mal seilten sich die medizinischen Crewmitglieder zu einem Patienten in unwegsamem Gelände der Bayerischen Alpen ab und hievten ihn nach notärztlicher Versorgung bei Bedarf wieder an Bord. Die Zahl dieser Spezialeinsätze für „Christoph Murnau“ nahm im Vergleich zum Vorjahr um 11,9 Prozent zu (2020: 185 Windenrettungen) und stieg damit im fünften Jahr in Folge.

Mit dieser beachtlichen Leistungsbilanz bleibt „Christoph Murnau“ weiterhin unangefochtene Nummer 1 aller Windenstationen der ADAC Luftrettung bundesweit. Neben der Station in Murnau sind „Christoph 1“ in München mit dem Spezialgerät ausgerüstet – die dortigen Crews führten das hochkomplexe Flugmanöver 83 Mal im vergangenen Jahr durch – „Christoph 15“ in Straubing 64 Mal und „Christoph 26“ im nordrheinwestfälischen Sande 11 Mal. In Summe kam das Verfahren im vergangenen Jahr 365 Mal zum Einsatz, 2020 lediglich 342 Mal, was einem Plus von 7 Prozent entspricht. Damit nahm die Zahl dieser Spezialeinsätze zum fünften Mal in Folge zu.

Jeder zweite Einsatz wegen Unfällen
Von den insgesamt 1138 Alarmen waren 837 so genannte „Primäreinsätze“: In diesen Fällen hatte „Christoph Murnau“ die reine Funktion des Notarztzubringers oder die Crew übernahm neben der Behandlung zusätzlich den Transport in die Klinik. 156 Einsätze (13,7 Prozent) waren Sekundärtransporte, bei denen ein Patient von einem Krankenhaus niedriger Versorgungsstufe in ein Spezialklinikum mit erweiterten Therapiemöglichkeiten gebracht wurde. 145 Flüge waren sonstige Einsätze oder es war kein Eingreifen nötig. Ursache Nummer eins waren mit 51 Prozent Verletzungen nach Unfällen, 11 Prozent davon nach Verkehrsunfällen. Dahinter folgen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurologische Notfälle, wie beispielsweise Schlaganfälle. Sie liegen mit jeweils 17 Prozent gleichauf.

Der Hubschrauber des Typs H145 nimmt eine Sonderfunktion innerhalb der über 50 Maschinen großen Flotte der ADAC Luftrettung ein: Als Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber ist er für Notfälle, aber auch Interhospitalverlegungen über lange Strecken optimal ausgelegt und führt zusätzlich Windenrettungen durch. Dies erfordert unter anderem intensive Schulungen der Crews, wie beispielsweise die jährlichen Windentrainings zur Vorbereitung auf die Sommer- und Wintersaison.

Großeinsatz bei S-Bahn-Unglück südlich von München
Einsatzroutinen durch ständiges Training, Fort- und Weiterbildungen sind aber auch bei Großschadensereignissen, wie die schwere S-Bahn-Kollision am 14. Februar im Bereich des Bahnhofes Ebenhausen-Schäftlarn von entscheidender Bedeutung. Die Crew von „Christoph Murnau“ war bei dem Unglück als eines der ersten Rettungsmittel vor Ort. Obwohl der Pilot die Maschine wegen des abschüssigen Geländes rund 300 Meter vom Unfallort entfernt abstellen musste, konnten die Retter unmittelbar nach der Landung mehrere Schwerverletzte aus dem stark beschädigten Zugteil versorgen.

Bundesweite Bilanz: Zahlen auf Vor-Corona-Niveau
Bundesweit mussten die ADAC Rettungshubschrauber 2021 zu insgesamt 52.234 Notfällen ausrücken. Das sind rund 500 Einsätze mehr im Vergleich zum Vorjahr (plus ein Prozent) und entspricht durchschnittlich 143 Alarmierungen pro Tag. Damit hat sich das Einsatzgeschehen der fliegenden Gelben Engel auch trotz der anhaltenden Pandemie im Deutschlandvergleich auf dem hohen Vor-Corona-Niveau eingependelt.

Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 30 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 14 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.

Die meisten Einsatzorte lagen in Bayern mit 12.179 (Vorjahr 11.106), hier befinden sich auch die meisten Stationen. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 9129 (9328), Nordrhein-Westfalen mit 5509 (5542) und Niedersachsen mit 5313 (5169). Unter den 37 Stationen liegt in der Einsatzstatistik weiterhin Berlin vorne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2195 Notfällen, dahinter folgen im bundesweiten Städteranking die Stationen Koblenz (2111) und Wittlich (2036) in Rheinland-Pfalz, vor Ochsenfurt (1891) und Straubing (1775) in Bayern. Die höchsten Einsatzsteigerungen verzeichneten die acht bayerischen Stationen (insgesamt plus 10 Prozent) und mit „Christoph 61“ (plus acht Prozent) und „Christoph 63“ (plus zehn Prozent) die beiden ADAC Rettungshubschrauber in Sachsen. Auch der östliche Freistaat war neben Bayern besonders von der Pandemie betroffen.

Hier sind die bayerischen Stationen der ADAC Luftrettung, aufgelistet nach Einsatzzahlen:

1. Christoph 18, Ochsenfurt (1891)
2. Christoph 15, Straubing (1775)
3. Christoph 65, Dinkelsbühl (1529)
4. Christoph 40, Augsburg (1455)
5. Christoph 20, Bayreuth (1449)
6. Christoph 1, München (1439)
7. Christoph 32, Ingolstadt (1419)
8. Christoph Murnau (1138)

Die Station „Christophorus Europa 3“ im oberösterreichischen Suben betreiben die fliegenden Gelben Engel im halbjährlichen Wechsel zusammen mit dem ÖAMTC Flugrettungsverein Wien. Im Winter-Halbjahr der ADAC Luftrettung starteten die deutsch-österreichischen Crews zu 561 (2020: 500) Einsätzen im Großraum Passau/ Bayerischer Wald und dem angrenzenden Innviertel.

2021 im Zeichen von Corona und der Hochwasser-Katastrophe
„Dass die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft in Deutschland trotz nunmehr vier Coronawellen über zwei Jahre bis heute uneingeschränkt und unfallfrei sichergestellt werden konnte, sei vor dem Hintergrund der zusätzlichen Belastungen der Crews durch Spezialeinsätze wie der Verlegung von Covid-19-Patienten oder mit Rettungswinde in den Hochwassergebieten eine herausragende Leistung und nicht hoch genug einzuschätzen“, erklärte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die Zahl der Corona-Einsätze lag mit 823 leicht über dem Niveau des Vorjahres (rund 800). Darunter waren 165 Verlegungstransporte von schwer an Covid-19 Erkrankten. Die meisten davon übernahmen der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rheinland“ aus Köln und „Christoph 112“. Der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber ist im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen stationiert. In den Überschwemmungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatte die ADAC Luftrettung im Juli und August mehr als 200 Rettungseinsätze absolviert, darunter 111 Windenrettungen. Der hierfür extra zur Verfügung gestellte und ins Ahrtal verlegte ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 23 Bravo“ flog bereits in den ersten Stunden 36 Spezialeinsätze, um Menschen von Dächern oder aus von Wasser eingeschlossenen Häusern und Plätzen zu retten. So viele Windeneinsätze hintereinander ist seit Bestehen der ADAC Luftrettung noch kein ADAC Rettungshubschrauber an einem Tag geflogen. „Die ADAC Luftrettung hat hier solidarisch, unbürokratisch und schnell gehandelt und war auf dem Höhepunkt der Flutkatastrophe Dank ihrer Größe und Leistungsfähigkeit in der Lage, diese lebensrettende Hilfe über Nacht zu organisieren“, sagte Geschäftsführer Bruder.

Um dem steigenden Bedarf an Transporten von Intensivpatienten gerecht zu werden, stellt die ADAC Luftrettung der Station von „Christoph Hansa“ in Hamburg ab sofort einen größeren und leistungsstärkeren Helikopter des Typs H145 zur Verfügung. Die „fliegende Intensivstation“ von Airbus Helicopters wird im Sommer zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgerüstet. Die Gesamtzahl der Windeneinsätze hat bundesweit bereits das fünfte Jahr in Folge deutlich zugenommen. Die bestehenden Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern) und Sande (Niedersachsen) verzeichneten 2021 mit 365 ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr (342).

Flüge nachts und in der Dämmerung
Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit wurden insgesamt 2658 absolviert. Darunter sind auch hochanspruchsvolle Notfalleinsätze in der Nacht mit Landung an unbeleuchteten Landeplätzen. Möglich sind sie unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt. Solche Einsätze fliegen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen, Mainz in Rheinland-Pfalz sowie – neu seit Dezember 2021 – auch Ulm in Baden-Württemberg. Als sechste Nightvision-Station fliegt solche Spezialeinsätze ab Ende Februar auch „Christoph Rheinland“ – im Rahmen einer Erweiterung der Einsatzzeiten im Winter bis 20.15 Uhr und im Sommer bis 21.45 Uhr. Die neu modernisierte Station des Intensivtransporthubschraubers am Flughafen Köln/Bonn ist seit kurzem auch Standort des ersten Forschungsprojektes zum Einsatz von umweltfreundlichem Biokerosin in der Luftrettung.

Multikopter als Notarztzubringer
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei der Fortführung der Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst eine große Rolle. Außerdem beschäftigt sich die ADAC Luftrettung weiter mit neuen Technologien und der Frage, wie der Luftraum für Rettungshubschrauber bei immer mehr Drohnen sicherer gestaltet werden kann. „Mit solchen Forschungs- und Wissenschaftsprojekten unterstreichen wir unseren Anspruch und satzungsgemäßen Auftrag, den Rettungsdienst aus der Luft mit zukunftsweisenden Innovationen weiterzuentwickeln und zum Wohle des Patienten noch besser und sicherer zu gestalten“, betonte Geschäftsführer Bruder.

Bei ihrer Arbeit können die Crews der ADAC Luftrettung auf die modernsten Rettungshubschrauber der Typen H135 und H145 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Darunter befindet sich mit „Christoph Westfalen“ in Greven auch die erste H145 mit Fünfblattrotor. Im Rahmen der Flottenerweiterung werden sukzessive alle bestehenden Helikopter des Typs H145 von vier auf fünf Rotorblätter umgebaut: für höhere Reichweite, deutlich mehr Zuladung und noch besserer Patientenversorgung an Bord.

Mit der bestehenden Flotte wurden 2021 rund 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 100.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz beträgt rund 30 Minuten. Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH und deren Tochterunternehmen fast 1300 Menschen – darunter rund 170 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 130 Techniker. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.

Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas mit bis heute mehr als 1,1 Millionen Einsätzen. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Die Crews der ADAC Luftrettung werden trainiert von der ADAC HEMS Academy GmbH. Die Wartung und technische Bereitstellung erfolgt über die ADAC Heliservice GmbH. Die ADAC Luftrettung ist ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.
 

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