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Südbayern | 23.02.2022

2021 deutlich mehr Alarme für „Christoph 1“

Über 8 Prozent Einsatzsteigerung für Münchner Hubschrauber der ADAC Luftrettung

Alarm für „Christoph 1“: 1439 Mal half der Münchner Rettungshubschrauber im vergangenen Jahr, 83 mal kam dabei die Rettungswinde zum Einsatz.

München. Das 2. Pandemie-Jahr stellte die Crews des Münchner Hubschraubers „Christoph 1“ der gemeinnützigen ADAC Luftrettung einmal mehr vor große Herausforderungen: 1439 Mal hoben die Besatzungen von ihrem Standort am Klinikum Harlaching zu Einsätzen ab, das entspricht einem deutlichen Plus von 8,3 Prozent (2020: 1329 Einsätze). Zurückzuführen ist der merkliche Anstieg auf die Corona-Krise: Da der Freistaat besonders hart von den Infektionswellen getroffen wurde, stiegen generell die Auslastungszahlen für den Rettungsdienst in Bayern und auch die Luftretter wurden dementsprechend häufiger gerufen. 1191 Alarme (82,8 Prozent) waren so genannte „Primäreinsätze“: In diesen Fällen hatte „Christoph 1“ die reine Funktion des Notarztzubringers oder die Crew übernahm neben der Behandlung zusätzlich den Transport in die Klinik. 15 Einsätze (1 Prozent) waren Sekundärtransporte, bei denen ein Patient von einem Krankenhaus niedriger Versorgungsstufe in ein Spezialklinikum mit erweiterten Therapiemöglichkeiten gebracht wurde. 233 Flüge waren sonstige Einsätze oder es war kein Eingreifen nötig.

Ursache Nummer eins waren mit 49 Prozent Verletzungen nach Unfällen, 15 Prozent davon nach Verkehrsunfällen. Dahinter folgen mit 18 Prozent Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 16 Prozent neurologische Notfälle, wie beispielsweise Schlaganfälle.

 

Retten im Akkord bei Hochwasser-Katastrophe
Enorm gefordert waren die Münchner Luftretter auch bei der Unwetter-Katastrophe im Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Weil „Christoph 1“ als einer von bundesweit vier Hubschraubern der ADAC Luftrettung mit einer Rettungswinde ausgerüstet ist, wurde die Maschine als „Christoph 23 Bravo“ in das Krisengebiet gerufen, während eine zusätzliche Crew die Luftrettung in und um die bayerische Landeshauptstadt sicherstellte. Bereits in den ersten Stunden flog „Christoph 23 Bravo“ 36 Spezialeinsätze, um verzweifelte Menschen von Dächern oder aus Häusern zu retten, so viel wie nie zuvor in der über 50-jährigen Geschichte der ADAC Luftrettung. „Die ADAC Luftrettung hat hier solidarisch, unbürokratisch und schnell gehandelt und war auf dem Höhepunkt der Flutkatastrophe Dank ihrer Größe und Leistungsfähigkeit in der Lage, diese lebensrettende Hilfe über Nacht zu organisieren“, sagt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH. Unterstützt wurden die Münchner Luftretter von den ADAC Stationen aus Wittlich, Koblenz, Köln und Aachen. Zusammen flogen die Crews insgesamt 111 Windeneinsätze und halfen so Menschen aus größter Not.

Insgesamt flog „Christoph 1“ im vergangenen Jahr 83 Windeneinsätze zumeist in den bayerischen Alpen oder in unwegsamem Gelände. Zusammen mit den drei weiteren Windenstationen der ADAC Luftrettung in Murnau, Straubing und Sande (Niedersachsen) flogen die Teams 365 Windeneinsätze, im Vorjahreszeitraum waren es 342. Damit stieg die Zahl dieser Spezialeinsätze um 7 Prozent und nahm das fünfte Jahr in Folge zu.

Bundesweite Zahlen auf Vor-Corona-Niveau
Deutschlandweit mussten die ADAC Rettungshubschrauber 2021 zu insgesamt 52.234 Notfällen ausrücken. Das sind rund 500 Einsätze mehr im Vergleich zum Vorjahr (plus ein Prozent) und entspricht durchschnittlich 143 Alarmierungen pro Tag. Damit hat sich das Einsatzgeschehen der fliegenden Gelben Engel im Bundesvergleich trotz der anhaltenden Pandemie auf dem hohen Vor-Corona-Niveau eingependelt.

Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 30 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 14 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache. Bei fast jedem zehnten Patienten handelte es sich um Kinder oder Jugendliche.

Die meisten Einsätze in Bayern
Die meisten Einsatzorte lagen in Bayern mit 12.179 (Vorjahr 11.106), hier befinden sich auch die meisten Stationen. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 9129 (9328), Nordrhein-Westfalen mit 5509 (5542) und Niedersachsen mit 5313 (5169). Unter den 37 Stationen liegt in der Einsatzstatistik weiterhin Berlin vorne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2195 Notfällen, dahinter folgen im bundesweiten Städteranking die Stationen Koblenz (2111) und Wittlich (2036) in Rheinland-Pfalz, vor Ochsenfurt (1891) und Straubing (1775) in Bayern. Die höchsten Einsatzsteigerungen verzeichneten die acht bayerischen Stationen (insgesamt plus 10 Prozent) und mit „Christoph 61“ (plus acht Prozent) und „Christoph 63“ (plus zehn Prozent) die beiden ADAC Rettungshubschrauber in Sachsen. Auch der östliche Freistaat war neben Bayern besonders von der Pandemie betroffen. Hier sind die bayerischen Stationen der ADAC Luftrettung, aufgelistet nach Einsatzzahlen:

1. Christoph 18, Ochsenfurt (1891)
2. Christoph 15, Straubing (1775)
3. Christoph 65, Dinkelsbühl (1529)
4. Christoph 40, Augsburg (1455)
5. Christoph 20, Bayreuth (1449)
6. Christoph 1, München (1439)
7. Christoph 32, Ingolstadt (1419)
8. Christoph Murnau (1138)

Die Station „Christophorus Europa 3“ im oberösterreichischen Suben betreiben die fliegenden Gelben Engel im halbjährlichen Wechsel zusammen mit dem ÖAMTC Flugrettungsverein Wien. Im Winter-Halbjahr der ADAC Luftrettung starteten die deutsch-österreichischen Crews zu 561 (2020: 500) Einsätzen im Großraum Passau/ Bayerischer Wald und dem angrenzenden Innviertel.

2021 im Zeichen von Corona
„Dass die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft in Deutschland trotz nunmehr vier Coronawellen über zwei Jahre bis heute uneingeschränkt und unfallfrei sichergestellt werden konnte, sei vor dem Hintergrund der zusätzlichen Belastungen der Crews durch Spezialeinsätze wie der Verlegung von Covid-19-Patienten oder mit Rettungswinde in den Hochwassergebieten eine herausragende Leistung und nicht hoch genug einzuschätzen“, erklärte Bruder bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Die Zahl der Corona-Einsätze lag mit 823 leicht über dem Niveau des Vorjahres (rund 800). Darunter waren 165 Verlegungstransporte von schwer an Covid-19 Erkrankten. Die meisten davon übernahmen der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rheinland“ aus Köln und „Christoph 112“. Der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber ist im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen stationiert.

Um dem steigenden Bedarf an Transporten von Intensivpatienten gerecht zu werden, stellt die ADAC Luftrettung der Station von „Christoph Hansa“ in Hamburg ab sofort einen größeren und leistungsstärkeren Helikopter des Typs H145 zur Verfügung. Die „fliegende Intensivstation“ von Airbus Helicopters wird im Sommer zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgerüstet.

Flüge nachts und in der Dämmerung
Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit wurden insgesamt 2658 absolviert. Darunter sind auch hochanspruchsvolle Notfalleinsätze in der Nacht mit Landung an unbeleuchteten Landeplätzen. Möglich sind sie unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen als Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt. Solche Einsätze fliegen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen, Mainz in Rheinland-Pfalz sowie – neu seit Dezember 2021 – auch Ulm in Baden-Württemberg. Als sechste Nightvision-Station fliegt solche Spezialeinsätze ab Ende Februar auch „Christoph Rheinland“ – im Rahmen einer Erweiterung der Einsatzzeiten im Winter bis 20.15 Uhr und im Sommer bis 21.45 Uhr. Die neu modernisierte Station des Intensivtransporthubschraubers am Flughafen Köln/Bonn ist seit kurzem auch Standort des ersten  Forschungsprojektes zum Einsatz von umweltfreundlichem Biokerosin in der Luftrettung.

Multikopter als Notarztzubringer
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei der Fortführung der Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst eine große Rolle. Außerdem beschäftigt sich die ADAC Luftrettung weiter mit neuen Technologien und der Frage, wie der Luftraum für Rettungshubschrauber bei immer mehr Drohnen sicherer gestaltet werden kann. „Mit solchen Forschungs- und Wissenschaftsprojekten unterstreichen wir unseren Anspruch und satzungsgemäßen Auftrag, den Rettungsdienst aus der Luft mit zukunftsweisenden Innovationen weiterzuentwickeln und zum Wohle des Patienten noch besser und sicherer zu gestalten“, betonte Geschäftsführer Bruder.

Bei ihrer Arbeit können die Crews der ADAC Luftrettung auf die modernsten Rettungshubschrauber der Typen H135 und H145 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Darunter befindet sich mit „Christoph Westfalen“ in Greven auch die erste H145 mit Fünfblattrotor.

Im Rahmen der Flottenerweiterung werden sukzessive alle bestehenden Helikopter des Typs H145 von vier auf fünf Rotorblätter umgebaut: für höhere Reichweite, deutlich mehr Zuladung und noch besserer Patientenversorgung an Bord.

Mit der bestehenden Flotte wurden 2021 rund 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 100.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz beträgt rund 30 Minuten. Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH und deren Tochterunternehmen fast 1300 Menschen – darunter rund 170 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 130 Techniker. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.

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Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas mit bis heute mehr als 1,1 Millionen Einsätzen. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem, werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Die Crews der ADAC Luftrettung werden trainiert von der ADAC HEMS Academy GmbH. Die Wartung und technische Bereitstellung erfolgt über die ADAC Heliservice GmbH. Die ADAC Luftrettung ist ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.
 

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