1140 Alarme für „Christoph Murnau“
Einsatzbilanz 2020: Weniger Einsätze für den Hubschrauber der ADAC Luftrettung, aber mehr Belastung durch Covid-19
Murnau. Im vergangenen Jahr starteten die Crews des Murnauer Hubschraubers „Christoph Murnau“ der gemeinnützigen ADAC Luftrettung zu 1140 Rettungsflügen. Damit nahm das Einsatzaufkommen um 13,6 Prozent (2019: 1319 Einsätze) durch die coronabedingten Einschränkungen in der Mobilität ab, die Belastung für die Besatzungen nahm jedoch gleichzeitig wegen der strengen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu. 823 Alarme (72,2 Prozent) waren so genannte „Primäreinsätze“: In diesen Fällen hatte „Christoph Murnau“ die reine Funktion des Notarztzubringers oder die Crew übernahm neben der Behandlung zusätzlich den Kliniktransport. 181 Einsätze (15,9 Prozent) waren Sekundärtransporte, bei denen ein Patient von einem Krankenhaus niedriger Versorgungsstufe in ein Spezialklinikum mit erweiterten Therapiemöglichkeiten gebracht wurde. 136 Flüge waren sonstige Einsätze oder es war kein Eingreifen nötig.
Ursache Nummer eins waren mit 56 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. „Christoph Murnau“ kommt damit mehr als jedem 2. Patienten in Folge einer Verletzung zu Hilfe – so häufig wie sonst kein anderer Hubschrauber der ADAC Luftrettung in Deutschland. Dahinter folgen mit 16 Prozent neurologische Notfälle, wie beispielsweise Schlaganfälle und mit 13 Prozent Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als eine von vier Maschinen der ADAC Luftrettung ist „Christoph Murnau“ mit einer Winde zur Rettung in den bayerischen Alpen oder in unwegsamem Gelände ausgerüstet.
185 Mal kam das Verfahren 2020 auf dem Murnauer Hubschrauber zum Einsatz, zusammen mit den drei weiteren Windenstationen München, Straubing und Sande (Niedersachsen) insgesamt 342 Mal, was einer Zunahme um zwölf Prozent entspricht.
Weniger Einsätze auch bundesweit
Jubiläum und Pandemie: 2020 war für die gemeinnützige ADAC Luftrettung ein außergewöhnliches Jahr. Im 50. Jahr ihres Bestehens mussten die fliegenden Gelben Engel bundesweit zu 51.749 Einsätzen ausrücken. Mit 141 Notfällen pro Tag bewegt sich das Einsatzgeschehen damit weiter auf höchstem Niveau. Bundesweit gingen die Alarmierungen der ADAC Rettungshubschrauber insgesamt um 2218 oder 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.
„Wir haben es seit Ausbruch der Pandemie geschafft, die notfallmedizinische Versorgung der Menschen in Deutschland uneingeschränkt zu gewährleisten. Das ist in dieser schwierigen Zeit eine großartige Leistung unserer Crews und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ADAC Luftrettung“, erklärte Geschäftsführer Frédéric Bruder bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Dr. Andrea David, Vorstand der gemeinnützigen ADAC Stiftung, stellte zudem die hohen Einsatzzahlen heraus: „Seit 2013, das nunmehr achte Jahr in Folge, wurde die ADAC Luftrettung zu mehr als 50.000 Notfällen jährlich alarmiert. Diese Rekordbilanz zeigt, welchen hohen Stellenwert die schnelle Hilfe aus der Luft in der Notfallmedizin in Deutschland hat.“
Zusätzlicher Hubschrauber wegen Corona
Insgesamt rückten die Crews der 37 Stationen der ADAC Luftrettung zu rund 800 Corona-Einsätzen aus, darunter rund 100 Spezial-Verlegungstransporte von schwer an Covid-19 Erkrankten. Die meisten davon übernahm „Christoph 112“, der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber. Er war im April 2020 zusätzlich vom Land Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen stationiert worden. In der Hochphase der Pandemie leisteten die fliegenden Gelben Engel auch grenzüberschreitende Hilfe in Frankreich und unterstützten die Bundeswehr bei deren Italien-Hilfe. Unter den versorgten Patienten waren 2020 mit 58 Prozent wieder mehr Männer als Frauen. Neun Prozent der Patienten waren Kinder oder Jugendliche. Einsatzgrund Nummer eins in der bundesweiten Statistik waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 31 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 30 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 15 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache.
Die meisten Einsätze in Bayern
Die Liste der Einsatzorte in den Bundesländern führt Bayern mit 11.106 Einsätzen an, hier befinden sich auch die meisten der 37 Stationen der fliegenden Gelben Engel. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 9328, Nordrhein-Westfalen mit 5542 und Niedersachsen mit 5169 Einsätzen. Bei den Städten liegt weiterhin die Station in Berlin vorne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2936 Notfällen. Dahinter platzieren sich im bundesweiten Ranking die Stationen Koblenz (2183) und Wittlich (2081) in Rheinland-Pfalz sowie Ochsenfurt (1853) in Bayern. Hier sind die bayerischen Stationen der ADAC Luftrettung, aufgelistet nach Einsatzzahlen:
1. Christoph 18, Ochsenfurt (1853)
2. Christoph 15, Straubing (1575)
3. Christoph 65, Dinkelsbühl (1376)
4. Christoph 1, München (1329)
5. Christoph 32, Ingolstadt/ Christoph 20, Bayreuth (beide 1288)
6. Christoph 40, Augsburg (1279)
7. Christoph Murnau (1140)
Die Station „Christophorus Europa 3“ im oberösterreichischen Suben betreiben die fliegenden Gelben Engel im halbjährlichen Wechsel zusammen mit dem ÖAMTC Flugrettungsverein Wien. Im Winter-Halbjahr der ADAC Luftrettung starteten die deutsch-österreichischen Crews zu 500 Einsätzen im Großraum Passau/ Bayerischer Wald.
Zunahme der Spezialflüge nachts und in der Dämerung
Die Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit erhöhten sich mit 152 um rund fünf Prozent auf 2967. Solche Einsätze fliegen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen und Mainz in Rheinland-Pfalz. Möglich sind solche anspruchsvollen Rettungseinsätze unter anderem durch spezielle Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines modernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.
Bei ihrer Arbeit können die Crews auf die modernsten Rettungshubschrauber der Typen H145 und H135 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Mit ihnen wurden 2020 rund 3,3 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 150.000 Kilometer weniger als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz betrug unverändert rund 30 Minuten.
Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung gGmbH, die ein Tochterunternehmen der gemeinnützigen ADAC Stiftung ist, fast 1300 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 150 Techniker. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.
Über die ADAC Luftrettung gGmbH
Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem und werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. „Gegen die Zeit und für das Leben“ lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz. Seit 2017 ist die ADAC Luftrettung ein Tochterunternehmen der ADAC Stiftung.
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