Autobahntankstellen: Wucher an der Zapfsäule
ADAC Stichprobe: Sprit an Autobahntankstellen teils massiv überteuert. Volltanken (50 Liter) kostet an bayerischen Autobahntankstellen bis zu 31,20 Euro mehr als bei der nächstgelegenen Tankstelle abseits der Autobahn. Preisdifferenz liegt bei bis zu 62,4 Cent pro Liter Super E10 und 44,1 Cent pro Liter Diesel.
München. Autobahntankstellen sind die Apotheken unter den Tankstellen, das ist allgemein bekannt. Wie sehr der schnelle Tankstopp an der Autobahn ins Geld gehen kann, zeigt eine Stichprobe des ADAC. Der Automobilclub hat die Preise von Benzin und Diesel an 10 bayerischen Autobahntankstellen unter die Lupe genommen und zeitgleich mit den Spritpreisen der jeweils nächstgelegenen Tankstation abseits der Autobahn verglichen. Im Schnitt werden an den Autobahntankstellen im Freistaat 40,73 Cent je Liter Super E10 mehr fällig. Beim Diesel liegt der durchschnittliche Aufpreis bei 34,35 Cent je Liter.
Besonders hoch fiel die Preisdifferenz zum Zeitpunkt der Stichprobe an der Autobahntankstelle Hochfelln Süd (A8) aus. Hier zahlten Kunden 62,4 Cent mehr als an der nächstgelegenen Tankstation abseits der Autobahn. Diesel kostete an derselben Autobahntankstelle 44,1 Cent mehr. Bei einer 50-Liter-Tankfüllung bedeutet dies Mehrkosten von 31,20 Euro für Benziner oder 22,05 Euro für Diesel. Wer zum Tanken die Autobahn verlässt und einen zumeist problemlosen kurzen Umweg in Kauf nimmt, kann damit richtig sparen.
„Die Preisaufschläge an manchen Autobahntankstellen im Freistaat gleichen durchaus Wucher. Mit einem Aufpreis von einigen Cent, der marktwirtschaftlich nachvollziehbar und akzeptabel ist, haben die gemessenen Preisdifferenzen nichts mehr zu tun“, kommentiert Verkehrsexperte Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern die Ergebnisse.
Aber nicht an allen Tankstellen in Bayern wird so satt draufgeschlagen. In Pentling Ost (A93) etwa lag die Preisdifferenz zum Zeitpunkt der Stichprobe nur bei 18,7 Cent für E 10 und 17,9 Cent für Diesel. Bei einer Tankfüllung von 50 Liter kommen damit aber immer noch 9,35 Euro Mehrkosten für Benzin und 8,95 Euro für Diesel zusammen.
Tipps für preiswerteres Tanken
Auch wenn die Preisunterschiede je nach Zeitpunkt und Tankstelle sehr unterschiedlich ausfallen, Fakt ist: Die Autobahn zum Tanken zu verlassen, lohnt sich eigentlich immer. Wie viel Sparpotential drin ist, darüber können sich Autofahrer vorab über die ADAC Spritpreise App informieren. Zudem empfiehlt es sich, vor längeren Fahrten – zum Beispiel in den Urlaub – vorab zu tanken und die in der Regel günstigeren Abendzeiten zwischen 18 und 20 Uhr zu nutzen. Wer ins benachbarte Ausland fährt, kann auch hier ggf. auf der Durchreise günstiger Tanken. In fast allen benachbarten EU-Ländern liegen die Spritpreise unter denen in Deutschland. Auch dort bitten Autobahntankstellen jedoch mehr zur Kasse als andere Tankstellen. Zu beachten gilt außerdem: Klassische Tanktourismus-Fahrten lohnen in der Regel nicht und schaden noch dazu der Umwelt. Wer Sprit in Reservekanistern über die Grenze bringen möchte, muss zudem berücksichtigen, dass die Einfuhr nur bis 20 Liter frei ist. Darüber muss eine Mineralölsteuer entrichtet werden. Zudem ist das Mitführen von Sprit in Reservekanistern in einigen europäischen Nachbarländern verboten oder stark reglementiert. In Kroatien oder Luxemburg ist die Mitnahme zum Beispiel verboten. In Frankreich, Österreich, Italien, Spanien oder Tschechien sind beispielsweise nur 10 Liter erlaubt.
Über die bundesweite Stichprobe:
Die Stichprobe des ADAC wurde im März 2023 im Rahmen eines umfangreichen Rastanlagentests anhand der Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe durchgeführt.* Dabei wurden 40 Autobahntankstellen untersucht, darunter die zehn bayerischen Autobahntankstellen Allgäuer Tor West (A7), Aurach-Süd (A3), Frankenhöhe Süd (A6), Greding West (A9), Hochfelln Süd (A 8), Irschenberg Süd (A8), Leipheim Süd (A8), Ohrenbach West (A7), Pentling Ost (A93) und Spessart Süd (A3). Im bundesweiten Schnitt lagen die Mehrkosten bei 41,7 Cent je Liter Super E10 und 35,9 Cent je Liter Diesel. Die bundesweit höchste Preisdifferenz verzeichnete zum Erhebungszeitpunkt eine Autobahntankstelle in Rheinland-Pfalz mit satten 69,9 Cent Aufschlag bei Super E10 und 55,8 Cent bei Diesel.
* Weitere Erkenntnisse des Rastanlagentests zu Gastronomie, Sanitäranlagen und sonstigem Preisniveau an Rastanlagen wird der ADAC Mitte Juli veröffentlichen.