ADAC Umfrage: Bayerns Schulwege am sichersten
Fehlverhalten von Dritten wird als größte Gefahr angesehen / Jetzt Schulweg üben
München. Bei der Sicherheit des Schulweges ist Bayern nach Einschätzung von Eltern bundesweiter Spitzenreiter, so das Ergebnis einer aktuellen ADAC Umfrage. Konkret bewerten rund 66 Prozent der Eltern im Freistaat den Schulweg ihrer Kinder als sicher, was deutlich besser als der Bundesdurchschnitt mit 57 Prozent ist. „Die Hauptgründe dafür könnten sowohl der relativ hohe Schulbus-Anteil als auch die relativ hohe Anzahl an Schulweghelfern im Freistaat sein. Einen erheblichen Beitrag leisten aber auch die breiten Aktivitäten vieler Institutionen in Bayern rund um die Schulwegsicherheit“, erklärt Verkehrsexperte Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. Schülerlotsen bzw. Schulweghelfer werden im Freistaat laut Aussage der Eltern morgens (33 Prozent) und mittags (21 Prozent) fast doppelt so oft eingesetzt wie im Bundesdurchschnitt (16 Prozent bzw. 11 Prozent). Zudem ist der Schulbus hier mit 37 Prozent ein deutlich öfter genutztes Verkehrsmittel als im bundesweiten Durchschnitt mit 24 Prozent.
Vor allem die Bewertung der Fahrtdauer, des sicheren Ein- und Aussteigens und der Auslastung des Busses fällt im Freistaat etwas positiver aus als im Bundesdurchschnitt. Grundsätzlich geht in Bayern mehr als die Hälfte der Schulkinder überwiegend zu Fuß in die Schule oder zur Haltestelle, dabei sind die Eltern mit dem Zustand der Fußwege größtenteils zufrieden. Etwas besser als im bundesweiten Durchschnitt bewertet werden im Freistaat mehrheitlich die Radwege, die Beleuchtung der Wege und die Sichtfreiheit.
Andere Verkehrsteilnehmer als größte wahrgenommene Gefahr
Aus der Umfrage geht darüber hinaus hervor, dass in Bayern – wenn auch seltener als im Bundesdurchschnitt – 37 Prozent der Eltern und 30 Prozent der Schüler Ängste vor dem Fehlverhalten Dritter plagen. Vor allem Unachtsamkeit, zu schnelles Fahren und Rücksichtslosigkeit zählen zu den wahrgenommenen Gefahren auf dem Schulweg. Aber auch eine Belästigung von Fremden sowie das Zuspätkommen zur Schule bereiten den Befragten Sorgen.
„Elterntaxi“ von der Mehrheit negativ bewertet
Das sogenannte Elterntaxi wird mehrheitlich problematisch gesehen. Zwischen 56 und 60 Prozent der Eltern in Bayern sind der Meinung, dass sich vor der Schule zu viele Elterntaxis befinden, dadurch gefährliche Situationen entstehen und es besser wäre, wenn Kinder nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden würden. Selbst ein beachtlicher Teil der Eltern, die selbst als Elterntaxi fungieren, teilen diese Meinungen. „Als ADAC ist uns die Sicherheit der kleinsten und jüngsten Verkehrsteilnehmer ein besonderes Anliegen. Deshalb appellieren wir an die Eltern, die Kinder früh und altersgerecht an den Straßenverkehr heranzuführen und sie den Schulweg eigenständig absolvieren zu lassen“, betont Kreipl und ergänzt: „Risikobewusstsein und Verständnis entwickeln sie nicht, wenn sie von den Eltern regelmäßig mit dem Auto zur Schule gebracht werden und den Verkehr als passiver Teilnehmer von der Rückbank aus erleben.“ Im Einzelfall – etwa, wenn der Schulweg sehr lang oder unsicher ist – kann das Elterntaxi jedoch eine vertretbare Alternative zum Zufußgehen sein. Hierfür sollten laut ADAC jedoch Hol- und Bringzonen in der Nähe der Schule eingerichtet werden. Solche Elternhaltestellen stoßen auch bei den Befragten auf großes Interesse und Zustimmung
Ebenso einig sind sich 85 Prozent der Eltern in Bayern, dass das Vorleben des richtigen Verhaltens im Straßenverkehr den Schulweg noch sicherer macht. Auch neue Ideen, wie zum Beispiel Notinseln (Geschäfte, die durch Aufkleber signalisieren, dass Kinder dort Hilfe finden, wenn sie sich bedroht fühlen), sehen die Befragten positiv.
Für die ADAC Umfrage wurden über ein Online-Panel im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 3395 Eltern von Kindern im Alter zwischen fünf und 15 Jahren befragt. Die Stichprobe wurde bundesweit repräsentativ nach Alter und Geschlecht ausgesteuert. Gefragt wurde unter anderem, welches Verkehrsmittel die Kinder für den Weg zur Schule nutzen, wie häufig die Eltern den Nachwuchs mit dem Auto zum Unterricht bringen und wie gefährlich der Schulweg eingeschätzt wird. Darüber hinaus wurde nach den Sorgen der Eltern und Kinder in Bezug auf den Schulweg sowie der Beurteilung bestimmter Ideen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit gefragt.
Bereits jetzt den Schulweg üben: Wichtige Trainingstipps im ADAC Schulwegratgeber
Der ADAC Südbayern rät, die Selbstständigkeit der Kinder frühzeitig zu fördern und mit ihnen bereits jetzt – einige Wochen vor dem ersten Schultag – den Schulweg unter realen Bedingungen morgens an Werktagen mehrmals zu üben. Das sind die wichtigsten Trainingstipps aus dem ADAC Schulwegratgeber, der in allen ADAC Geschäftsstellen & Reisebüros ausliegt sowie unter adac.de heruntergeladen werden kann:
• Nicht der kürzeste, sondern der sicherste Weg ist der Beste. Daher sollten kleine Umwege möglichst entlang von Straßen mit wenig Verkehr, breiten Gehwegen und sicheren Querungsanlagen über Hauptstraßen in Kauf genommen werden, wenn sie Gefahren minimieren.
• Gefahren aufzeigen und besprechen, ohne Angst zu machen.
• Das Kind ausgeschlafen und rechtzeitig auf den Weg schicken. Besonders sicher sind Gruppen, denn mehrere Kinder sind sichtbarer als eines allein.
• Das Kind immer möglichst hell und mit reflektierender Kleidung, wie einer Warnweste, ausstatten.
• Eltern sind im Straßenverkehr ein Vorbild und sollten sich daher immer an die Verkehrsregeln halten.
• Auf das Überqueren der Fahrbahn sollte besonders intensiv eingegangen werden, da Kinder Geschwindigkeiten nicht einschätzen können. Das Kind soll nie schräg über die Straße gehen, sondern immer den kurzen und geraden Weg wählen. Zudem müssen beide Straßenseiten überschaubar und frei sein.
Der ADAC Südbayern und die ADAC Stiftung bieten verschiedene praxisnahe Verkehrsprogramme für die Schulwegsicherheit. „Wir beraten Kommunen, Schulen, Eltern sowie Autofahrer und bieten Trainings für Kinder in verschiedenen Altersgruppen an, um sie sicher und fit für den Straßenverkehr zu machen“, informiert Kreipl. Mehr unter adac.de/verkehrssicherheit-suedbayern
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