Inklusionshotel gewinnt ADAC Tourismuspreis Bayern 2023
Plätze zwei und drei gehen nach Bad Hindelang und den Chiemgau Tourismus e.V. - Sonderpreis für Nachhaltigkeit an Erlanger Hotel verliehen
München. Premiere beim ADAC Tourismuspreis Bayern: Erstmals geht die begehrte Trophäe an ein erfolgreiches soziales Projekt aus dem Bereich Tourismus. Ausgezeichnet wurde das Inklusionshotel „einsmehr“ in Augsburg. 30 Initiativen aus dem ganzen Freistaat kamen in die engere Auswahl, bei der Endausscheidung überzeugte jedoch das erfolgreiche Inklusionskonzept die Fachjury. Die Hälfte des Personals in dem Hotel- und Gastronomiebetrieb besteht aus Menschen mit Handicap, die mit ihren Kollegen ohne Einschränkungen in sämtlichen Bereichen zusammenarbeiten. Das Besondere ist die Qualifizierungsinitiative: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Beeinträchtigung werden vier Monate intensiv auf ihre Aufgaben vorbereitet, unter anderem durch Trainings, Praktika in Partnerbetrieben und einem Ausbildungsprogramm zum Hotelpraktiker mit abschließendem Zertifikat. Damit können sich die Fachkräfte auf dem ersten Arbeitsmarkt nachhaltig etablieren.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liefern ein Paradebeispiel für erfolgreich praktizierte Inklusion, Miteinander, Team-Geist, gegenseitigem Respekt und dem Willen, jeden Tag ein bisschen mehr zu geben“, betonte Karlheinz Jungbeck, Vorstand für Tourismus des ADAC Südbayern. Er überreichte die Siegertrophäe zusammen mit Dr. Ulrike Wolf, Ministerialdirektorin im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Barbara Radomski, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH, sowie Herbert Behlert, Vorsitzender des ADAC Nordbayern, an den Geschäftsführer der einsmehr gGmbH Jochen Mack.
In einer Grußbotschaft gratulierte Ulrike Scharf, Staatsministerin im Ministerium für Familie, Arbeit und Soziales, den Gewinnern und hob hervor: „Inklusion ist für den Tourismus und jede moderne Volkswirtschaft ein Erfolgsfaktor. Wir müssen dies noch mehr in die Köpfe und Herzen der Menschen bringen. Deswegen sind Betriebe wie das ‚einsmehr‘ so wichtig. Sie sind Leuchttürme einer neuen, inklusiven Selbstverständlichkeit“. Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek überbrachte seine Glückwünsche in einer Videobotschaft und ergänzte in seiner Laudatio: „Das Hotel ‚einsmehr‘ hat ‚ja‘ gesagt zu mehr an Inklusion, mehr Vielfalt, mehr Menschenfreundlichkeit, mehr Toleranz, mehr Lebendigkeit und mehr Lebensqualität. Ich beglückwünsche Sie zu der Idee für ein Hotel in Augsburg, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf Augenhöhe zusammenarbeiten“. Neben der Gratulation an die ersten Preisträger betonte Dr. Wolf die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit im Tourismus und freute sich, dass auch ein Sonderpreis in dieser Kategorie verliehen wird: „Wir wollen, dass der bayerische Tourismus wächst, aber im Einklang mit Mensch und Natur. Im Nachhaltigen Tourismus liegt die Zukunft. Der Sonderpreis Nachhaltigkeit zeichnet genau solche Konzepte aus und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Branche.“
„Einsmehr“ als Hotelphilosophie
Inklusion bezieht sich in dem Hotel nicht nur auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch auf die Gäste: Alle 73 Hotelzimmer sind barrierefrei zugänglich, acht sind sogar rollstuhlgerecht. Gegründet wurde das Hotel vom „einsmehr e.V.“. Der Verein setzt sich für Menschen mit dem Down-Syndrom ein, die die genetische Besonderheit haben, dass das Chromosom 21 einmal mehr vorhanden ist - daher der Name. „Einsmehr“ wurde zur Hotelphilosophie: Denn in vielen Bereichen erhält der Gast ein „Mehr“ an Service: Das Frühstück beispielsweise ist besonders reichhaltig und vielfältig, oder die Lebensmittel in hoher Bio-Qualität kommen aus der Region. Auch in Sachen Nachhaltigkeit nimmt das Hotel eine Vorbildfunktion ein: Eine eigene Photovoltaik-Anlage produziert Strom, es werden ausschließlich ökologische Putzmittel eingesetzt und es wird auf Müllvermeidung sowie fachgerechtes Recycling geachtet. Infos zum Hotel unter hotel-einsmehr.de.
Bad Hindelanger Fahrservice „EMMI Mobil“ auf Platz 2
Platz zwei ging an den Bad Hindelanger Fahrservice „EMMI Mobil“. Zwei Elektro-Kleinbusse bringen sowohl Gäste als auch Bürgerinnen und Bürger überall in der Gemeinde hin. Bestellt werden kann der Fahrservice über eine gratis App an jedem beliebigen Ort innerhalb des Bediengebietes. Mit der Gästekarte für Urlauber oder der Bürgerkarte, die es für eine Jahresgebühr gibt, ist die Beförderung inklusive. Die App berücksichtigt darüber hinaus auch den öffentlichen Personennahverkehr und zeigt immer die optimale Verbindung in der Kombination EMMI Mobil und ÖPNV. Das innovative System zeichnet sich vor allem durch seine Flexibilität aus: Es gibt keine festen Haltestellen oder starre Abfahrtspläne, sondern lediglich Betriebszeiten, in denen der Service angefordert werden kann. Für das nachhaltige Mobilitätskonzept wurde Bad Hindelang bereits mit dem Vitalpin KlimaInvest Förderpreis, den ARGE ALP-Preis für innovative Klimaschutzprojekte sowie dem 3. Platz beim Deutschen Tourismuspreis ausgezeichnet. Projektstart war am 1. Dezember 2021. Bilanz nach dem ersten Betriebsjahr: 7.768 Fahrten, 18.131 Gäste und mindestens 43.341 Pkw-Kilometer, die vollständig emissionsfrei und damit klimafreundlich zurückgelegt wurden. Informationen zu dem Projekt gibt es auch im Internet unter badhindelang.de.
Bequemer Biken durch den Chiemgau
Für die Handbike-Touren wurde der Chiemgau-Tourismus e.V. mit Platz 3 ausgezeichnet. Handbikes sind Spezialfahrräder, die mit einer Handkurbel statt mit Fußpedalen angetrieben werden. Sie eignen sich damit für Menschen mit Gehbehinderung. Genau für diese Zielgruppe hat der Verein sieben Radwege mit insgesamt 134 Kilometern ausgearbeitet und von passionierten Handbikern testen lassen. Entlang der Routen gibt es beispielsweise Toiletten für Menschen mit Behinderung, barrierefreie Gastronomiebetriebe für eine Einkehr oder Übernachtungsmöglichkeiten. Zur Auswahl stehen leichte Strecken wie beispielsweise ein Rundkurs um den Obinger See mit 3,4 Kilometern Länge und geringen Höhenunterschieden oder den „Achen-Achter“ bei Siegsdorf mit 40 Kilometern und stolzen 280 Höhenmetern für sportlich ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer. Alle Wege sind durchgehend beschildert mit Informationen zur Beschaffenheit des Untergrundes sowie der Steigung. Infos im Internet gibt es unter chiemsee-chiemgau.info/handbike.
Sonderpreis für Nachhaltigkeit geht nach Erlangen
Bereits 2017 hat das Hotel Luise in Erlangen für sein „nachwachsendes Hotelzimmer“ mit Naturmaterialien den Sonderpreis für Nachhaltigkeit im Rahmen dieses Wettbewerbs erhalten. Jetzt wurde Geschäftsführer Ben Förtsch die Auszeichnung für die „Wall of Change“ erneut verliehen. Es ist eine Kollektion aus Holztäfelchen in Blattform, auf denen 230 Maßnahmen für Nachhaltigkeit in dem Unternehmen beschrieben sind. Förtsch möchte damit zum Nachahmen und zu mehr Ressourcenbewusstsein in der Branche animieren. Die Vision des Erlanger Hotelliers ist ein „Hotel der Kreisläufe“, in dem verwendete Ressourcen in ihrer Natürlichkeit erhalten bleiben, sodass sie in biologische Kreisläufe zurückführbar sind. Holz beispielsweise wird nicht mit Giftstoffen behandelt, damit das Material natürlich wieder abgebaut werden kann. Die „Wall of Change“ gibt es online, aber auch als Sammlung im Empfangsbereich des Hotels. Das Hotel Luise ist seit 2015 klimapositiv. Infos im Internet unter luise.eco und hotel-luise.de.
14 Jahre ADAC Tourismuspreis Bayern
Der ADAC im Freistaat verleiht den ADAC Tourismuspreis Bayern seit 2009, seit 2013 zusammen mit der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Kooperationspartner ist zudem der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V.. Im Rahmen des offenen Wettbewerbs werden innovative Projekte ausgezeichnet, die dazu beitragen, den Freistaat dauerhaft als Top-Tourismusdestination in Deutschland zu etablieren und zu stärken. Im wechselnden Turnus werden zusätzlich der Sonderpreis für Nachhaltigkeit sowie der Sonderpreis für Digitalisierung ausgeschrieben. Mehr dazu unter adac.de/tourismuspreis-bayern.
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