ADAC kritisiert Pop-up-Radweg-Umfrage der Stadt München
Mit fünf sogenannten Pop-up-Radwegen hat die Stadt München auf die Corona-Pandemie reagiert. Ein Pop-up-Radweg ist ein kurzfristig eingerichteter Radweg, der in einer akuten Gefahren- oder Krisensituation oder bei plötzlich veränderten Rahmenbedingungen im Straßenverkehr schnell für mehr Platz und Sicherheit im Radverkehr sorgen soll. Aktuell und noch bis morgen, 5. August, läuft diesbezüglich eine Umfrage, in dem Fahrrad-, aber auch Autofahrer eine Einschätzung und ein Feedback geben sollen. Der ADAC Südbayern sieht in der Methodik deutlichen Verbesserungsbedarf und befürchtet deswegen ein verzerrtes Bild.
An der Online-Befragung haben laut Stadt München bislang erst 1000 Verkehrsteilnehmer mitgemacht. „Es handelt sich bei dieser Umwandlung von Fahrstreifen in Radwege zunächst einmal um einen zeitlich befristeten Versuch“, erklärt Bernd Emmrich, Verkehrsexperte und Stauberater beim ADAC Südbayern. „Dieser ist an sich legitim und nicht zu kritisieren.“ Jedoch sollte dieser bis zum Herbst dieses Jahres angelegte Versuch unbedingt objektiv und ergebnisoffen verfolgt, beobachtet und bewertet werden. „Eine Befragung als Bestandteil einer Evaluation, die ein Meinungsbild der Verkehrsteilnehmer einholen will, sollte daher nicht nur einer Minderheit der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden und zudem bis zum Ende des Versuchs im Herbst laufen“, betont Emmrich. Ein Einreichungsfrist bis 5. August kann laut ADAC Meinung aus folgenden Gründen kein objektives Meinungsbild erzeugen:
1. Die Bekanntmachung der Umfrage hat offenbar nur bestimmte Kreise der Öffentlichkeit erreicht.
2. Die verkehrlichen Verhältnisse, wie sie derzeit vorherrschen (Sommerferien und schönes Wetter) sind keinesfalls mit denen im Herbst und Winter zu vergleichen. Aktuell sind deutlich weniger Menschen – sowohl mit Fahrrad als auch mit Auto – in der Stadt unterwegs, als dies ab Anfang Oktober wieder der Fall sein wird.
3. Bei Regenwetter ist bereits jetzt zu beobachten, dass die Radwege weitgehend leer bleiben, die Zahl der Pkw jedoch deutlich höher zu sein scheint als an trockenen Wetterlagen. Man darf daher davon ausgehen, dass in der kalten Jahreshälfte die ehemaligen Fahrstreifen als Radwege weitgehend ungenutzt bleiben werden und die Kapazitäten für den motorisierten Verkehr unnötig halbiert werden.
ADAC sieht nach wie vor kein tragfähiges Gesamtkonzept für die Stadt
„Es liegt bei der nun beobachteten Vorgehensweise die Vermutung nahe, dass die genannte Evaluation nicht komplett ergebnisoffen durchgeführt ist und damit ein möglichst positives Ergebnis dieses Verkehrsversuchs erreicht werden soll, um eine dauerhafte Beibehaltung dieser politisch motivierten Pop-up-Radwege durchzusetzen“, argumentiert Emmrich. Daher fordert der ADAC Südbayern, die Befragung als Teil einer Evaluation erst mit Ende der Sommerferien zu beginnen und diese bis zum Ende des Verkehrsversuchs geöffnet zu halten.
Diesem weiteren Stückwerk der Radverkehrsförderung ist weiterhin kein tragfähiges Gesamtkonzept hinterlegt, wie etwa Verkehrsströme aus dem Umland in die Stadt auf andere Verkehrsträger als den Pkw verlagert werden können.“ Der Ausbau der Verkehrsmittel des ÖPNV und der Park+Ride-Anlagen im Umland, die seit Jahren aus allen Nähten platzen, sei vor diesem Hintergrund weiterhin unentbehrlich. „Denn Pendler aus dem Umland können nicht so einfach wie Münchner auf das Fahrrad und/oder den ÖPNV umsteigen, wenn die Voraussetzungen dafür nicht geschaffen werden“, stellt der ADAC Südbayern klar.
Die Stadt München hat aktuell Pop-Up-Radwege an folgenden Stellen eingerichtet: Zweibrückenstraße zwischen Erhardt-/Steinsdorfstraße und Rumford-/Thierschstraße, Rosenheimer Straße zwischen Orleansstraße und Rosenheimer Platz sowie zwischen Lilienstraße und Am Lilienberg, Elisenstraße zwischen Lenbachplatz und Dachauer Straße sowie an der Theresienstraße zwischen Türken- und Schleißheimer Straße. Befristet sind diese Fahrradspuren zunächst bis Ende Oktober.
Zur Online-Befragung der Stadt München geht es unter diesem Link.
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