Mobilitätsumfrage: Ohne Auto geht es nicht
ADAC Südbaden hat eine Mobilitätsumfrage in Freiburg und Umgebung beauftragt / Das Auto ist und bleibt unverzichtbar / Nein zu Tempo 30 innerorts und Citymaut / Kosten für Anwohnerparken in Freiburg zu hoch
Das Auto ist und bleibt für die individuelle Mobilität der Menschen in der Region unverzichtbar – zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Mobilitätsumfrage des ADAC Südbaden in Freiburg, Bad Krozingen, Emmendingen und Waldkirch. Mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren wurden unabhängig von einer ADAC Mitgliedschaft zu ihrem Mobilitätsverhalten und zur Veränderungsbereitschaft des Mobilitätsverhaltens befragt. Darüber hinaus war das Meinungsbild zu den verkehrspolitischen Entwicklungen in Freiburg Gegenstand der Untersuchung. Begleitet und umgesetzt wurde die Umfrage von der Agentur KL Marketing aus Kirchzarten.
Die Erkenntnisse der Umfrage sollen die Stadt Freiburg bei der Umsetzung des Klimamobilitätsplans 2030 unterstützen. Das Maßnahmenpaket zielt darauf ab, die CO2-Emissionen im Verkehr bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2010 reduzieren. Geplant sind etwa Maßnahmen für Bus und Bahn sowie für den Rad? und Fußverkehr. Um die gewünschten Fortschritte zu erreichen, muss der Klimamobilitätsplan aus Sicht des ADAC Südbaden über die Grenzen Freiburgs hinaus gedacht werden und das Mobilitätsangebot insbesondere in den Umlandgemeinden für die Ein- und Auspendler verbessern. Je besser es gelingt, nachhaltige Mobilitätsoptionen anzubieten, umso höher wird die Akzeptanz für die erforderlichen Schritte sein.
„Das Ergebnis zeigt, dass der Pkw für die Menschen in der Stadt und im Umland einen sehr hohen Stellenwert hat, auch wenn viele Maßnahmen der Stadt Freiburg zu Lasten der Autofahrer gehen. Jetzt kommt es darauf an, neue und verbesserte Angebote im Rahmen einer ganzheitlichen Verkehrsplanung zu schaffen. Dazu gehört der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV), zusätzliche Park-and-Ride Anlagen als Schnittstellen zwischen ÖPNV und motorisiertem Individualverkehr sowie Carsharing- und Ridesharing-Angebote“, sagt Clemens Bieniger, Vorsitzender des ADAC Südbaden e.V..
Auto wichtigstes Verkehrsmittel im Umland
Die Ergebnisse für Freiburg und das Umland fallen sehr unterschiedlich aus. In Bad Krozingen, Emmendingen und Waldkirch ist das Auto das Fortbewegungsmittel Nummer 1: 56 Prozent der Befragten nutzen das Auto täglich und mehrfach täglich (Freiburg: 25 Prozent). Mit dem öffentlichen Nahverkehr legen 28 Prozent der Befragten aus dem Umland ihre täglichen Wege zurück (Freiburg: 30 Prozent), 28 Prozent der Befragten fahren täglich mit dem Rad (Freiburg: 63 Prozent).
Ganz auf das Auto zu verzichten, kann sich 65 Prozent der Befragten nicht vorstellen – auch im Falle einer Ausweitung der ÖPNV- und Fahrrad-Infrastruktur. Autofahrer sind allerdings für nachhaltige Mobilitätsangebote aufgeschlossen. So gaben 43 Prozent der befragten Autofahrer aus Freiburg an, bei einem ÖPNV-Ausbau verstärkt auf diesen umzusteigen (Umland: 51 Prozent). Um so wichtiger ist die Förderung von attraktiven Alternativen zum Auto in den Umlandgemeinden von Freiburg, die zum Teil nur eingeschränkt an den ÖPNV angebunden sind.
Ablehnung von flächendeckend Tempo 30 und einer Citymaut
Den Vorstoß der Stadt Freiburg für eine innerstädtische Regelgeschwindigkeit von Tempo 30 lehnen 67 Prozent der Befragten und 76 Prozent der Autofahrer ab. Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) befürwortet eine Tempo 30-Regelung bei gleichzeitig Tempo 50 auf ausgewählten Hauptstraßen. Im Rahmen des Klimamobilitätsplans 2030 wird eine Zufahrtsbeschränkungen in Form einer Citymaut für Freiburg geprüft. Diesem Vorschlag stehen die Befragten skeptisch gegenüber und lehnen eine Citymaut mehrheitlich ab (56 Prozent).
Gebühren für Bewohnerparkausweise in Freiburg zu hoch
360 Euro Jahresgebühr statt bisher 30 Euro sind seit April 2022 für den Bewohnerparkausweis in Freiburg fällig – eine Summe, die 65 Prozent der Befragten für zu hoch halten. Laut den freien Anmerkungen wünschen sich die Betroffenen unter anderem ein Bewohnerparkrecht und eine gerechtere Gebührengestaltung.
Miteinander aller Mobilitätsformen gefragt
Wie die Umfrageerbnisse zeigen, nutzen die Menschen im Alltag nahezu alle Mobilitätsformen – vom Auto über den öffentlichen Personennahverkehr bis hin zum Fahrrad. Verbote oder Einschränkungen bei einzelnen Verkehrsmitteln sind für eine echte Verkehrswende nicht zielführend. „Wichtig ist ein gleichberechtigtes Angebot aller Mobilitätsformen und ihre intelligente Verknüpfung, um die Menschen zum Umstieg zu bewegen“, fasst Clemens Bieniger zusammen.
Empfehlungen des ADAC Südbaden angelehnt an die Umfrageergebnisse:
• Die Innenstadt muss für alle Bewohner aus Freiburg und aus dem Umland uneingeschränkt mit dem Auto erreichbar sein.
• Für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr sollten alle Verkehrsmittel bestmöglich aufeinander abgestimmt werden, ohne bestimmte Verkehrsteilnehmer wesentlich zu benachteiligen.
• Die Leistungsfähigkeit der Hauptverkehrsachsen muss auch in Zukunft mit einer Regelgeschwindigkeit von Tempo 50 gewährleistet sein.
• Geplanter Stadttunnel muss gebaut werden. Er ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt zur Entlastung der Innenstadt vom Pkw-Verkehr.
• Mobilität muss für alle möglich und bezahlbar bleiben. Das gelingt durch ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Park- und ÖPNV-Gebühren.
• Bei der Neuverteilung von Verkehrsflächen zugunsten des ÖPNV-, Rad- und Fußverkehrs müssen Maßnahmen für den motorisierten Individualverkehr mitgedacht werden (Park-and-Ride Anlagen, Carsharing, Ridesharing, bessere Auslastung der Parkplätze am Europa-Park-Stadion und an der Messe Freiburg zum Beispiel durch ein Kombiticket für Parken und ÖPNV).
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