"Mobil in der Stadt": Freiburg unter den Top 4
ADAC Monitor erfasst Zufriedenheit von Verkehrsteilnehmern in 29 Städten / Freiburg punktet bei Fußgängern, ÖPNV-Nutzern und Radfahrern
Wer in Freiburg zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, findet besonders gute Bedingungen vor. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“. In der repräsentativen Online-Befragung haben mehr als 10.000 Einwohner, Pendler und Besucher von 29 mittleren Großstädten – darunter auch Freiburg – ihre persönliche Mobilität bewertet. Dabei wurden Autofahrer, Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), Radfahrer und Fußgänger nach ihrer Zufriedenheit mit den jeweiligen Verkehrsbedingungen befragt.
Herausgekommen ist ein Zufriedenheitsindex, der als ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ einen Maßstab aus Sicht der Nutzer setzt. Die vorliegenden Ergebnisse liefern den Städten die Grundlagen, ihre Mobilitätsplanung zu optimieren und auf die Bedürfnisse der Nutzer abzustimmen.
Freiburg auf Rang vier im bundesweiten Vergleich
Im Gesamtranking aller vier Fortbewegungsarten belegt Freiburg den vierten Rang nach Spitzenreiter Münster, gefolgt von Rostock und Oldenburg. Fußgänger, ÖPNV-Kunden und Fahrradfahrer sind mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation in Freiburg sehr zufrieden, während bei Autofahrern die Unzufriedenheit überwiegt.
Clemens Bieniger, Vorsitzender des ADAC Südbaden ist von der guten Platzierung Freiburgs nicht überrascht: „Die Stadt Freiburg leistet eine gute Verkehrsplanung. Viele Maßnahmen gehen jedoch zu Lasten der Autofahrer, gerade vor dem Hintergrund der knappen Fläche im Straßenraum“, sagt er. Alfred Haas, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik beim ADAC Südbaden ergänzt: „Für ein sicheres Miteinander von Autos, öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern und Fußgängern sollten alle Verkehrsmittel bestmöglich aufeinander abgestimmt werden, ohne bestimmte Verkehrsteilnehmer wesentlich zu benachteiligen.“
Gute Noten von Fußgängern, ÖPNV-Nutzern und Radfahrern
Am zufriedensten sind die befragten Stadtbewohner mit der Fortbewegung zu Fuß. Im Umfragebereich Fußgänger erreichte Freiburg mit dem Teilindex 49 den zweiten Platz. Mindestens die Hälfte der Befragten ist mit der Situation als Fußgänger glücklich. Positiv bewerten sie die direkten Wege von A nach B, das Angebot an gesicherten Überquerungsmöglichkeiten sowie die Breite und Beleuchtung der Gehwege. Hier kommt der konsequente Vorrang der Fußgänger in der Freiburger Innenstadt zum Tragen: Nur die Stadtbahn fährt durch die Innenstadt und bringt Fahrgäste direkt in die Fußgängerzone. Zwei Wünsche haben Fußgänger allerdings: Rücksichtsvollere Fahrradfahrer und mehr Bänke entlang der Gehwege.
Überwiegend zufrieden zeigen sich auch die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel. Mit dem Teilindex 40 sicherte sich die Stadt unter den befragten ÖPNV-Nutzern den dritten Rang. Honoriert werden vor allem die kurzen Wege beim Umsteigen, die Dichte der Haltestellen sowie das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Verbesserungsbedarf sehen ÖPNV-Nutzer beim Parkplatzangebot an Stationen und Bahnhöfen. Zugleich leidet der öffentliche Personennahverkehr an den Auswirkungen der Corona-Pandemie: Mindestens ein Drittel der befragten ÖPNV-Kunden in Freiburg nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel sowie die Bahn seltener oder gar nicht mehr und legt notwendige Wege zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zurück.
Viel Zuspruch gibt es zudem von den befragten Radfahrern: Im Umfragebereich Fahrrad belegt Freiburg Rang 4. Besonders geschätzt wird die Zuverlässigkeit der Zielerreichung, das gut ausgebaute Radwegenetz sowie der Zustand und die Breite der Radwege. In Freiburg gilt das Fahrrad als beliebtestes Fortbewegungsmittel, über ein Drittel der Verkehrswege innerhalb der Stadt werden mit dem Rad zurückgelegt. Die gezielte Förderung des Radverkehrs zahlt sich aus: So hat die Stadt im Rahmen des „Radverkehrskonzepts 2020“ unter anderem Rad-Vorrang-Routen ausgebaut und zusätzliche Fahrradstraßen ausgewiesen. Am stärksten bemängeln Radfahrer die fehlende Mitnahmemöglichkeit des Fahrrads im ÖPNV.
Große Unzufriedenheit bei Autofahrern
Die meiste Unzufriedenheit in Freiburg herrscht bei den Autofahrern. Sie äußert sich in der negativen Bilanz mit Rang 18. Zu den größten Ärgernissen zählen Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, fehlende Parkplätze und die Höhe der Parkgebühren. Diese wurden in der Innenstadt zum 1. Februar 2020 von 2,50 Euro auf 3,20 Euro pro Stunde erhöht und sollen alle zwei Jahre weiter steigen. Die Stadt hofft dadurch, mehr Autofahrer zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen.
Unzufrieden sind die Autofahrer zudem mit dem Baustellenmanagement: 35 Prozent der befragten Autofahrer bewerteten diesen Punkt mit den Noten 5 bis 6. Im Befragungszeitraum sorgten gleich mehrere Großbaustellen in der Stadt für Beeinträchtigungen und lange Staus. Lob gibt es für den guten Straßenzustand und die Wegweisung an den Straßen.
„Für Autofahrer hat sich die Situation insgesamt verschlechtert. Die Verkehrsentwicklung der Stadt orientiert sich angesichts der Mobilitätsbedürfnisse kaum noch am motorisierten Individualverkehr“, fasst Clemens Bieniger zusammen. Aus Sicht des ADAC ist der Ausbau von Park + Ride Anlagen an den Randzonen der Stadt sinnvoll, um den ÖPNV für Autofahrer und Pendler attraktiver zu gestalten. Zu überlegen wäre darüber hinaus, die Einnahmen aus den Parkgebühren in Parkhäuser oder Tiefgaragen zweckgebunden zu investieren und so neue Parkmöglichkeiten zu schaffen.
Kritik am Verhalten der Radfahrer
Besonders auffällig ist die negative Beurteilung des Verhaltens von Radfahrern durch Fußgänger und Autofahrer. Fast die Hälfte der befragten Autofahrer kritisiert das Verhalten der Radfahrer, während 34 Prozent der Fußgänger mit dem Auftreten der Radfahrer unzufrieden ist. Sogar untereinander bemängeln 28 Prozent der Radfahrer das „nicht regelkonforme Verhalten“. Der ADAC plädiert für ein faires Miteinander im Straßenverkehr. „Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme sollten für alle Verkehrsteilnehmer selbstverständlich sein“, erklärt Clemens Bieniger. Zur Förderung des Verkehrsklimas können infrastrukturelle Maßnahmen durch Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit ergänzt werden. Der ADAC Südbaden bietet sich hierfür als Kooperationspartner an.
Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass Freiburg den Herausforderungen der Mobilität mit nachhaltigen Ansätzen begegnet. Auf lange Sicht empfiehlt der ADAC eine integrierte Mobilitätsplanung für alle Verkehrsarten. „Alle relevanten Verwaltungsbehörden, Handlungsfelder, Akteure und Betroffenen sowie benachbarten Kommunen sollten in den Planungsprozess eingebunden werden, damit die Belange aller Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berücksichtigt werden“, betont Clemens Bieniger.
Methodik und Einzelergebnisse
Die Befragung zum Monitor „Mobil in der Stadt“ wurde im Herbst 2020 vom ADAC in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Marktforschungsinstitut „infas quo GmbH“ durchgeführt. Dabei wurden Zufriedenheits-Indices zu allen vier Fortbewegungs-arten (ÖPNV, Pkw-Verkehr, Rad- und Fußwege) erstellt und anschließend zu einem Gesamt-Index zusammengeführt. Im Durchschnitt wurden in jeder Stadt 400 Interviews geführt. Die genaue Methodik sowie die Einzelergebnisse zu den 29 untersuchten Städten gibt es unter www.adac.de/monitor
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