ADAC Symposium: So kann digitale Vernetzung die Verkehrssicherheit verbessern
Spannende Vorträge und Diskussionen zur Vision Zero am 14. Februar 2025 im Konzerthaus Freiburg
Im Jahr 2024 sind nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 2.830 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, 370.000 Menschen wurden im Straßenverkehr zum Teil schwer verletzt. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten im Zeitraum von 2021 bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Damit will sie der „Vision Zero“ – null Tote und Schwerverletzte im Straßenverkehr – einen Schritt näherkommen. Auf diesen „Pakt für Verkehrssicherheit“ haben sich Bund, Länder und Kommunen im Jahr 2021 verständigt.
Auf dem diesjährigen ADAC Symposium im Konzerthaus Freiburg haben rund 150 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Sicherheit erörtert, wie Digitalisierung, automatisiertes Fahren und Künstliche Intelligenz die Verkehrssicherheit im Sinne der Vision Zero verbessern können.
Digitale Lösungen für mehr Verkehrssicherheit
Reinhold Malassa, Vorstandsmitglied für Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC Südbaden, betonte im gemeinsamen Begrüßungsgespräch mit Prof. Dr. Martin Haag, Baubürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau und Sebastian Kaufmann, Leiter Referat Verkehrsrecht und Verkehrssicherheit beim Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, dass der ADAC sich in seinem Leitbild zur Vision Zero bekennt und die Digitalisierung große Chancen für die Verkehrssicherheit bietet. Dabei sei es entscheidend, die Potenziale und Risiken dieser Technologien rechtlich und anwendungsbezogen in Einklang zu bringen.
„Automatisierte Fahrfunktionen haben das Potenzial, Verkehrssicherheit und Reisekomfort erheblich zu verbessern. Voraussetzung ist aber, dass das automatisierte und vernetzte Fahren nutzerfreundlich und rechtssicher ist. Die Autohersteller müssen automatisierte Fahrfunktionen sicher, intuitiv bedienbar und an den Bedürfnissen der Fahrenden orientiert auslegen“, sagte Reinhold Malassa.
Für Prof. Dr. Martin Haag kann die Digitalisierung ein Beitrag zur Verkehrswende und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leisten. „Es wird jedoch noch einige Zeit vergehen, bis sich autonomes Fahren signifikant durchsetzen wird. Mit Blick auf die Vision Zero muss es deshalb unser Ziel sein, ein möglichst fehlerverzeihendes Verkehrsumfeld zu schaffen, was wir vor allem bei der Verkehrsplanung durch die Umsetzung von entsprechenden Infrastrukturmaßnahmen bewerkstelligen können“, erklärte er.
Sebastian Kaufmann verwies im Gespräch auf einen geeigneten Rechtsrahmen für die Vision Zero. „Dazu zählt auch, dass das Ziel der Vision Zero nicht nur in der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung (VwV StVO), sondern künftig prominent in Straßenverkehrsgesetz (StVG) und Straßenverkehrsordnung (StVO) verankert wird“, fasste er zusammen. Zudem bedeute das Sprechen über Verkehrssicherheit immer auch Sprechen über Tempolimits. „Ein dringliches Beispiel sind die Tempolimits auf Landstraßen. Dort passieren jedes Jahr die meisten schweren Unfälle. Hier sollten wir endlich eine ernsthafte Debatte führen. Wenn wir die Vision Zero erreichen wollen, müssen wir auch die Informationen, die wir haben, konsequent nutzen. Das gilt in der Forschung, genauso aber auch, wenn es um den Vollzug der Verkehrsregeln geht oder um die Schulung derer, die in der Verkehrssicherheit arbeiten“, lautete seine Empfehlung.
Weitere Denkanstöße gab es von Keynote-Speaker Dr. Adrian Fazekas, Leiter Stabsstelle Digitalisierung bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt): „Die Digitalisierung bietet große Potenziale, um die Verkehrssicherheit entscheidend zu verbessern und uns dem Ziel der Vision Zero näherzubringen. Hierzu brauchen wir mehr Kooperation, um bestehende Hürden und technologische Grenzen zu überwinden, sowie fundierte Erkenntnisse, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schließlich ist Mut erforderlich, um die notwendige Transformation konsequent umzusetzen und digitale Innovationen in die Praxis zu bringen“, fasste er zusammen.
Impulse von führenden Köpfen der Mobilitätsbranche
An der anschließenden Podiumsdiskussion gingen Dr. Adrian Fazekas, Carolin Proft von Bernard Technologies, Dr. Ing. Matthias Pfriem von der PTV Group, Stephan Eckenfels vom Polizeipräsidium Freiburg und Dr. Christoph Hecht, Fachreferent Automatisierung und Digitalisierung im Verkehr vom ADAC e.V. der Frage nach, wie intelligente Straßen und Verkehrsmittel das Gefährdungspotenzial aller Beteiligten im Straßenverkehr senken können.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellten Philipp-Armand Klee vom Softwareentwickler mobaix, Lukas Rilling von der Fachhochschule Erfurt, Michaela Grahl von der Initiative für sichere Straßen, Melina Kreischer von Mercedes Benz und Thomas Heinrich von der ADAC Stiftung in Impulsvorträgen praktische Ideen für eine digitale und intelligente unfallfreie Zukunft vor.
Clemens Bieniger, Vorsitzender des ADAC Südbaden bedankte sich in seinem Schlusswort bei den Teilnehmenden für den wertvollen fachlichen Austausch. Er bekräftigte das Engagement des Mobilitätsclubs für die Verkehrssicherheit und hob die Bedeutung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur für das automatisierte und vernetzte Fahren hervor. „Der ADAC setzt sich dafür ein, Mobilfunk- und Breitbandnetze entlang von Verkehrswegen auszubauen. Nur so können lückenlose Reiseketten, Echtzeit-Infos zu Verkehrsinformationen und Verkehrsmitteln sowie die digitale Steuerung von Besucherströmen bei Veranstaltungen ermöglicht werden“, sagte er.
Verkehrssicherheit sei zudem nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der gegenseitigen Rücksichtnahme. „Der ADAC appelliert an alle Verkehrsteilnehmenden – ganz gleich, ob sie mit dem Auto, dem Fahrrad, dem ÖPNV oder zu Fuß unterwegs sind – für ein faires und respektvolles Miteinander im Straßenverkehr. So kann jede und jeder Einzelne einen Beitrag für mehr Sicherheit im Straßenverkehr leisten, das ist ein Gewinn für uns alle.“
Zum ADAC Symposium:
Das ADAC Symposium ist die Veranstaltungsreihe des ADAC Südbaden e.V. zum Zukunftsthema Mobilität. Das Symposium richtet sich an Fachleute des Verkehrs und der Mobilität aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft und will dazu beitragen, Verkehr und Mobilität branchenübergreifend und interdisziplinär aus technologischer, infrastruktureller und sozialer Perspektive neu zu denken und zu behandeln. Die nächste Veranstaltung findet am 26. Februar 2026 im Konzerthaus Freiburg statt.
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