Die Seite benötigt aktiviertes Javascript! Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren

Sachsen | 19.04.2018

Tödlicher Leichtsinn am Bahnübergang

Unkenntnis oder falsches Verhalten der Straßenverkehrsteilnehmer sind die häufigste Unfallursache an Kreuzungen von Schiene und Straße

Schwarzkollm, Pulsnitz oder Sohland, diese drei Orte stehen stellvertretend für schwere Unfälle, die sich 2017 an Bahnübergängen in Sachsen ereignet haben. Sie zeigen auf, dass mögliche Gefahren an den Kreuzungspunkten von Straße und Schiene noch immer unterschätzt werden. 95 Prozent aller Bahnübergangsunfälle sind auf ein Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer zurückzuführen. Doch das Leid trifft nicht nur Fahrzeugführer oder Fußgänger, sondern auch Lokführer, Zugbegleiter, Fahrgäste sowie die Rettungskräfte.

Enorm langer Bremsweg
Oft werden die Geschwindigkeit des Zuges und der Bremsweg völlig unterschätzt. Selbst, wenn ein Lokführer eine sofortige Vollbremsung einleitet, benötigt ein 100 km/h schneller Zug rund 1000 Meter bis zum Stillstand, so die Faustregel.

„Durchschnittlich jeder vierte Unfall an einem Bahnübergang endet tödlich“, stellt Helmut Büschke, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik des ADAC Sachsen, fest. Hauptursache seien in den meisten Fällen Unkenntnis der Verhaltensregeln, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn, so der Experte. „Auch wenn die Zahl der Unfälle seit Jahren rückläufig ist, sind geeignete technische Maßnahmen und eine kontinuierliche Aufklärungsarbeit nach wie vor unverzichtbar.“


Auf Hinweistafeln achten
Sachsenweit gibt es über 1.270 Bahnübergänge. Alle, egal ob mit oder ohne Schranken, werden mittels Verkehrszeichen angekündigt: Weiß-rote Baken weisen in 240 Metern, 160 Metern und 80 Metern Entfernung auf den Übergang hin. Unmittelbar vor dem Kreuzungspunkt signalisiert das Andreaskreuz, dass der Schienenverkehr Vorrang hat. Zudem warnen Züge mit Pfeifsignalen die Verkehrsteilnehmer an technisch ungesicherten Stellen. Warum Verkehrsteilnehmer trotz rotem Blinklicht oder Warntafeln achtlos Bahnübergänge passieren, weiß ADAC Verkehrspsychologin Nina Wahn: „Ursache ist in vielen Fällen Zeitdruck und der Irrglaube, die Situation unter Kontrolle zu haben“, so die Expertin. Zudem sieht sie die Gefahr einer Routinehandlung: „Beim ersten Fehlverhalten liegt die Hemmschwelle vielleicht noch hoch, wenn jedoch zum wiederholten Male nichts passiert, sinkt das Risikobewusstsein“.

Deshalb spielt neben der Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer auch die gezielte Überwachung eine wichtige Rolle. „Bußgelder bis zu 700 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot erwarten Fahrzeug-führende, wenn trotz geschlossener (Halb-)Schranke der Bahnübergang überquert wird“, erinnert Holger Uhlitzsch, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Dresden. Zudem können Unfallverursacher auch noch wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr zur Verantwortung gezogen werden.

 

Um Bahnübergänge sicher zu passieren, geben ADAC, Bundespolizei und die Deutsche Bahn diese Tipps:

  • Bremsbereit und mit maximal 50 km/ h auf den Bahnübergang zufahren
  • Niemals überholen!
  • Die Bahnstrecke nach beiden Seiten überblicken
  • Auf akustische Pfeifsignale achten
  • Sofort anhalten, wenn sich ein Zug nähert
  • An beschrankten Übergängen bei gelbem Licht und rotem Blinklicht stehen bleiben, nicht erst, wenn sich die Schranken senken
  • Erst weiterfahren, wenn das Rotlicht erloschen ist und die Schranken vollständig geöffnet sind
  • Geschlossene Schranken bedeuten Stopp! Sie schließen nicht ohne Grund!
  • Niemals geschlossene Schranken umfahren oder darüber klettern!
  • Keine Panik bei einer Fahrzeugpanne auf den Gleisen! Das Auto sofort verlassen, sich in Sicherheit bringen und die 112 anrufen

 

 

Hintergrund:
In der Präventionskampagne „Geblickt? Sicher drüber“ haben sich Deutsche Bahn, ADAC, Bundespolizei, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) sowie die gesetzlichen Unfallversicherungen UVB und VBG zusammengeschlossen, um gemeinsam über das richtige Verhalten an Bahnübergängen zu informieren. Seit Kampagnenstart im Jahr 2002 konnte die Zahl der Bahnübergangsunfälle von bundesweit 294 auf 140 im Jahr 2016 gesenkt werden.


Bild herunterladen