So mobil ist Chemnitz während Corona
Der ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ vergleicht das mobile Verhalten der letzten drei Monate in 29 deutschen Mittelgroßstädten.
Dresden / Sachsen. Großstädte, wie Dresden und Leipzig, setzen aufgrund ihrer Größe auf einen starken Mix aus ÖPNV, Individual- und Radverkehr. Mittelgroße Städte stehen im Verkehrsmix häufig vor anderen Herausforderungen als ihre großen Pendants: Abstriche in der ÖPNV-Abdeckung und dafür ein stärkerer motorisierter Individualverkehr (MIV) prägen häufig das Bild dieser Städte. Aus diesem Grund hat der ADAC über 11.000 Bewohner von 29 deutschen Mittelgroßstädten (169-365 Tsd. Einwohner) zu ihrer Zufriedenheit in puncto Mobilität der letzten drei Monate befragt.
Chemnitz belegt in der deutschlandweiten Zufriedenheitsbefragung des ADAC einen mittleren Platz (Rang 16 von 29), wobei die vier Mobilitätsformen sehr unterschiedlich bewertet wurden: „Es fällt auf, dass zum Beispiel der ÖPNV sehr gut bewertet wird, während die Gesamtbewertung des Individualverkehrs in Chemnitz deutlich schlechter ausfällt – und das, obwohl fast die Hälfte der Befragten in den letzten Monaten vorwiegend den Individualverkehr genutzt haben“, erklärt Helmut Büschke, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik beim ADAC Sachsen. In der Bewertung liegt der ÖPNV im vorderen Drittel des Gesamtvergleichs und genießt auch in Zeiten von Corona das Vertrauen der Chemnitzer. Hier gibt es kaum einen Rückgang zu verzeichnen. MIV und Radverkehr schneiden in der allgemeinen Meinung eher mittelmäßig ab und gewinnen dadurch auch weniger Pandemie-bedingten Zulauf als im Gesamtdurchschnitt. Die Zufriedenheit bei den Chemnitzer Fußgängern landet sogar nur im hinteren Drittel der 29 Städte.
„Für Rathaus und Stadtrat dürften die Ergebnisse gerade besonders gelegen kommen“, vermutet Helmut Büschke. „In Vorbereitung auf die bevorstehende Verabschiedung des Verkehrsentwicklungsplans im Herbst, haben sich die Chemnitzer Vertreter ergänzende Meinungen und Ideen der Bürger gewünscht. So belegt zum Beispiel die Bewertung der Haltestellendichte und des Platzangebots in den Fahrzeugen die Attraktivität des ÖPNV in Chemnitz. Mit dem Ausbau von Park+Ride Angeboten und Fahrradstellplätzen könnten Pendler langfristig zum Umsteigen animiert werden.“
Die Ergebnisse der Umfrage bestehen aus den Antworten von 11.637 befragten Einwohnern der 29 Städte – etwa 400 Interviews pro Stadt. Aus den Antworten leitet sich pro Bereich ein Indexwert von +100 bis -100 ab.
Das Baustellenmanagement sorgt für PKW-Nutzer in Chemnitz für Unmut
Der Indexwert für den motorisierten Individualverkehr liegt mit 0 Punkten auf Platz 17 von 29 im Gesamtvergleich. Den besten MIV Indexwert erreicht Münster mit +11 Punkten, den schlechtesten Potsdam mit -13 Punkten.
Geringes Stauaufkommen, gute Beschilderung und Wegweisung, sowie ein regelkonformes Verhalten von Fußgängern sind Punkte, die den Nutzern des Individualverkehrs besonders positiv ins Auge fallen. Allerdings können Autofahrer dem Baustellenmanagement, also der Anzahl und Dauer von Baustellen in Chemnitz, kaum positive Werte abgewinnen. Hohe Parkgebühren und ein geringes Parkraumangebot werden von den Befragten ebenfalls als Manko genannt.
Der ÖPNV in Chemnitz sorgt überwiegend für Zufriedenheit
Der Indexwert für den ÖPNV liegt mit +35 Punkten auf Platz 9 von 29 des Gesamtvergleichs. Den besten ÖPNV Indexwert erreicht Rostock mit +48 Punkten, den schlechtesten Wuppertal mit +10 Punkten.
Die Nutzer des ÖPNV loben in Chemnitz besonders das große Platzangebot in den Fahrzeugen, sowie die Dichte mit der die Haltestellen über Chemnitz verteilt sind. Ebenfalls fallen die Beschilderungen bei Bahn und Nahverkehr positiv auf. Im Gegensatz dazu, fehlen häufig ausreichende Park & Ride Möglichkeiten an den Stationen, die den Umstieg für Pendler erleichtern. Negativ wird auch das Preis-Leistungsverhältnis und das Informationsmanagement bei Störungen bewertet.
Im Radwegenetz wünschen sich viele Radfahrer in Chemnitz Verbesserungen
Der Indexwert für Radverkehr liegt mit +12 Punkten auf Platz 19 von 29. Den besten Indexwert für Radverkehr erreicht Münster mit +41 Punkten, den schlechtesten Mönchengladbach mit -13 Punkten.
Radfahrer in Chemnitz loben die Möglichkeit ihre Ziele auf direktem Wege und ohne lange Wartezeiten an Ampeln zu erreichen. Die Möglichkeit, besagte Ziele dabei innerhalb der geplanten Zeitspanne zu erreichen, wird besonders positiv bewertet. Negativ fallen das Radwegenetz, die Abstellmöglichkeiten an ÖPNV-Stationen, sowie das regelwidrige Verhalten von Autofahrern ins Gewicht.
Fußgänger fehlen vor allem Sitzmöglichkeiten entlang der Gehwege
Der Indexwert für den Fußverkehr liegt mit +31 Punkten auf Platz 23 von 29. Den besten Indexwert für Fußverkehr erreicht Münster mit +51 Punkten, den schlechtesten Krefeld mit +19 Punkten.
Die Chemnitzer Fußgänger loben die guten Überquerungsmöglichkeiten von Straßen, sowie die gut ausgebauten, breiten Gehwege, die zur sicheren Erreichung der eigenen Ziele beitragen. Barrierefreiheit wird allerdings häufig vermisst, genauso fehlen Sitzmöglichkeiten entlang der Gehwege. Vielen Fußgängern stößt dazu das Fehlverhalten von Fahrradfahrern sauer auf.
ADAC Empfehlungen für eine bessere Mobilität in der Stadt
›› Integrierte Mobilitätsplanung
Eine integrierte Verkehrsplanung für alle Verkehrsarten mit Beteiligung aller relevanten Verwaltungsbehörden, Handlungsfelder, Akteuren und Betroffenen sowie benachbarten Kommunen im Planungsprozess trägt zur Optimierung der städtischen Mobilität bei.
›› Faires Miteinander im Straßenverkehr
Zur Förderung des Verkehrsklimas sollten infrastrukturelle Maßnahmen durch Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit ergänzt werden.
›› Gute Radverkehrsinfrastruktur
Um Konflikte mit Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern zu minimieren, brauchen wir ein durchgängiges Radverkehrsnetz mit breiten, komfortablen und sicheren Radverkehrsanlagen.
›› Attraktiver ÖPNV
Dazu sollten zielgruppenspezifische und auch monetär attraktive Angebote geschaffen sowie die Informationen bei Verspätungen verbessert werden. Das Parkraumangebot an Bahnhöfen soll verbessert werden.
›› Pendlerverkehre berücksichtigen
Eine integrierte Verkehrs- und Siedlungsplanung muss die Mobilitätsbedürfnisse von Pendlern und Anwohnern gleichermaßen berücksichtigen. Zentrale Aufgaben sind eine Siedlungsentwicklung entlang der Hauptachsen des ÖPNV, dessen Stärkung in der Fläche und der Ausbau von P+R-Anlagen.
Alle Ergebnisse des ADAC Monitors auf: adac.de/monitor
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