Der Alltag ist noch lange nicht barrierefrei
ADAC testet barrierefreien Zugang zu Einrichtungen des öffentlichen Lebens. ADAC Saarland fordert erneut ein Zertifikat, das saarländischen Hotel- und Gastronomiebetrieben Barrierefreiheit bescheinigt – zur Aufnahme in Datenbanken im Bereich Tourismus.
Wie gut ist der barrierefreie Zugang zu Einrichtungen des täglichen Lebens umgesetzt? Diese Frage stand im Zentrum eines ADAC Tests von Barrierefreiheit in jeweils fünf Einrichtungen in zehn deutschen Großstädten. Das Ergebnis zeigt, dass sich sowohl Kommunen als auch Betreiber der einzelnen Einrichtungen im Test um Verbesserungen bemühen. Dennoch bleibt eine Menge zu tun.
Kritik - Im Test konnte keine einzige der 90 getesteten Treppen die Anforderungen kompletter Barrierefreiheit erfüllen. Die Kanten der Stufen, zumindest der ersten und der letzten, waren zwar meist markiert, nur selten gab es jedoch Aufmerksamkeitsfelder am oberen Anfang der Treppe, die vor einem Absturz warnen. Von den 75 Aufzügen im Test genügte nicht einmal ein Drittel den wichtigsten Ansprüchen. Bei den Rampen waren es sogar nur 17 Prozent. Probleme machen auch die oft zu hoch angebrachten Bedienelemente bei fast zwei Drittel der Parkscheinautomaten und bei mehr als drei Viertel der ÖPNV-Ticketautomaten.
Positiv - Die Wege auf Parkplätzen und in den Einrichtungen waren meist gut begeh- und befahrbar. Ampeln waren sehr häufig mit einem tast- oder hörbaren Signal ausgestattet, und die Taster fast immer gut zu erreichen. Kreuzungen waren für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer in den meisten Fällen zu bewältigen, wenngleich der Bordstein nicht immer völlig abgesenkt war. Das allerdings kommt Blinden und Sehbehinderten zugute, die eine Schwelle zum Tasten brauchen, zumal oft Bodenindikatoren gefehlt haben.
Fazit - Das Ergebnis zeigt, dass die Verbesserung der Barrierefreiheit nicht immer mit hohen Kosten und aufwändigen Umbauten verbunden sein muss. So ist zum Beispiel die Markierung von Stufen oder Pollern relativ einfach umzusetzen. Noch mehr wäre allerdings gewonnen, wenn bei allen Um- oder Neubauten barrierefreie DIN-Maße eingehalten oder Kompromisse unter Einbeziehung von Betroffenen geschlossen werden würden.
Als Mobilitätsdienstleister ist der ADAC auch in Sachen Barrierefreiheit in vielfältiger Weise engagiert. Es gibt zahlreiche Angebote, die behinderten Menschen unmittelbar zugutekommen. Wie etwa die umfangreiche Broschüre „Selbstbestimmt unterwegs“. Der Ratgeber enthält Informationen rund um die Themen Auto & Führerschein, barrierefreies Reisen mit Bus, Bahn & Flugzeug und er gibt wertvolle Tipps, beispielsweise für Vergünstigungen und hält Adressen parat.
Der ADAC Saarland e.V. hat sich der Thematik bereits Ende der 1980er angenommen. Zuletzt konnte Touristik-Vorstand Edgar Neusius im August 2018 die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann für das Thema gewinnen. Gemeinsam stellten sie im Rahmen einer Pressekonferenz die Broschüre „Selbstbestimmt unterwegs“ vor. Der Forderung des ADAC Saarland nach einem „geschulten Inspektor, der die barrierefreien Hotelbetriebe nach einheitlichen Kriterien zertifiziert, um sie in bestehende Datenbanken von ADAC, DEHOGA, Tourismus Zentrale Saarland, kommunalen Einrichtungen, etc. einzupflegen“, versprach die Ministerin nachzukommen.
Auskünfte zum Thema erteilt die Abteilung Touristik des ADAC Saarland e.V., dort können Interessierte die Broschüre auch anfordern – per E-Mail an touristik@srl.adac.de.
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