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Nordrhein-Westfalen | 31.08.2021

Verbraucherfragen und Antworten zum E-Auto-Kauf

Im digitalen Live-Talk des ADAC Nordrhein beantworteten drei Elektro-Mobilitätsexperten 60 Minuten lang wichtige Verbraucherfragen zum E-Auto-Kauf.

Live-Talk zum E-Auto-Kauf (v.l.): Moderatorin Gabriele Schön, Rechtsanwalt Dr. Kurt Reinking und Hermann-Josef Kastenholz von der Elektroinnung Köln. Zugeschaltet wurde Manuel Griesmann vom ADAC Technikzentrum in Landsberg am Lech.

Wann lohnt sich die Anschaffung eines Elektro-Autos? Stimmen die Reichweiten-Angaben? Dauert das Laden immer noch so lange? Wie kann ich zu Hause laden? Und welche Fördermittel gibt es? Im digitalen Live-Talk des ADAC Nordrhein beantworteten drei Elektro-Mobilitätsexperten 60 Minuten lang wichtige Verbraucherfragen zum E-Auto-Kauf.

Die Kernaussagen von Manuel Griesmann, (ADAC Technikzentrum Landsberg), Hermann-Josef Kastenholz (Elektroinnung Köln) und Dr. Kurt Reinking (Kölner Rechtsanwalt und Autor) im Überblick:

Manuel Griesmann, Experte aus dem ADAC Technikzentrum in Landsberg am Lech (zugeschaltet)

Kostenfaktoren: „Natürlich sind E-Autos teurer in der Anschaffung, aber der Preis kann sich schnell relativieren. Zum einen ist die Wartung deutlich günstiger und man muss weniger Steuern zahlen. Entscheidend ist auch die Frage: Wo lade ich? Kostenlos bei meinem Arbeitgeber oder auf dem Supermarktparkplatz? Oder an teuren Autobahnstationen? Die Bandbreite ist groß. Im Schnitt muss man mit 0,36 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Je nach Fahrweise liegt der Verbrauch bei etwa 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometern. So lassen sich die Kosten ganz gut hochrechnen und mit den Spritkosten eines Verbrenners vergleichen.“

Laufleistung: „Je höher die Laufleistung ist und je günstiger man laden kann, desto schneller rechnet sich der höhere Kaufpreis für ein Elektroauto. Bei entsprechendem Umgang sind sehr hohe Laufleistungen mit einem E-Auto möglich.“

Reichweite: „Wer eine Weile im E-Auto in seinem Fahrstil gefahren ist, kennt die Leistung und Reichweite seines Fahrzeugs und kann sich damit auch auf das Auto verlassen. Beachten muss man, dass sich die Reichweite im Winter um bis zu 30 Prozent reduzieren kann. Mit Wohnwagen oder anderem Anhänger hinten dran kann sich der Verbrauch verdoppeln und dadurch die Reichweite halbieren. Genau wie bei einem Verbrenner.“

Reines E-Auto vs. Hybrid-Modell: „Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist ein Hybrid natürlich teurer, weil das Fahrzeug mit Motor und Batterie zwei Techniken mit sich schleift. Dementsprechend ist auch der Verbrauch höher. Deshalb macht es eigentlich eher Sinn, komplett auf elektrisch zu gehen. Häufig sind Hybrid-Modelle aber der Einstieg in die Elektromobilität. Wer noch Angst vor einem reinen E-Auto hat, entscheidet sich erst einmal für ein Hybrid-Fahrzeug.“

Fördermittel und Antragsstellung: „Die Förderung ist schon beachtlich und sorgt auch für günstige Leasingraten. Wir empfehlen jedem Käufer, die Förderrichtlinien unbedingt vorab genau anzuschauen. Die Förderung teilen sich der Fahrzeughersteller und der Staat. Daher ist es sehr wichtig, dass der Händler die Rechnung mit ausgewiesenem Herstelleranteil korrekt stellt. Wer eine falsche Rechnung einreicht, muss mit einer Ablehnung der Förderung rechnen. Seit 1. Juni ist keine nachträgliche Rechnungskorrektur mehr möglich.“

Umwelt: „E-Autos sind heute in der Regel schon sauberer als vergleichbare Verbrenner-Modelle. Die verwendeten Rohstoffe sind meist recyclebar. Bei Benzinern oder Dieseln ist der verbrannte Kraftstoff einfach weg.“

Dr. Kurt Reinking, Rechtsanwalt aus Köln, Autor und Referent zum Thema „Autokauf & Leasing“

Tipps für den E-Auto-Kauf: „Beim E-Auto-Kauf spielen teilweise andere Aspekte eine Rolle als beim Kauf eines Verbrenners. Es gibt juristische, aber vor allem Fragen wirtschaftlicher und technischer Art: Wie ist die Ladesituation? Welche Ladestecker benötige ich? Kann ich zuhause laden? Wie weit komme ich mit einer Ladung? Wie hoch ist der Verbrauch in Kilowattstunden pro 100 Kilometer? Wo liegt der Vampirstromverbrauch, also der Verbrauch, wenn das Auto steht? Was kostet eine Antriebsbatterie? Wie hoch sind eventuelle Reparaturkosten? All diese Punkte sollten vor dem Kauf abgeklärt werden, damit man nicht überrascht wird.“

Fahrweise und Reichweite: „Mit der eigenen Fahrweise kann ich die Reichweite beeinflussen. Wenn ich den Fuß vom Gas nehme, steigt die Reichweite enorm. Ich habe es sogar schon geschafft, die Reichweitenangabe des Herstellers zu überbieten. Da bin ich allerdings mit Samtfüßen gefahren und ohne Heizung. Es gibt immer mehr unabhängige Ladepunkte, die öffentlich zugänglich sind. Die Erreichbarkeit der nächsten Ladesäule sollte zukünftig kein Problem mehr sein.

Ich rate aber dazu, maßvoll zu fahren. Denn auch das Laden ist teurer geworden. Kleine Autos haben natürlich einen geringeren Verbrauch als die großen. Sie verbrauchen bei maßvoller Fahrweise zwischen 14 und 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, während größere E-Fahrzeuge mit höheren Reichweiten etwa 17 bis 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer benötigen.“

Inspektion und Wartung: „Ein E-Auto besteht aus weniger Teilen, hat einen wesentlich geringeren Verschleiß, ist wartungsarm und muss eigentlich gar nicht zur Inspektion. Auch die Fahrzeug-Garantie wird nicht an eine regelmäßige Inspektion geknüpft. E-Autos schaffen in der Regel viele Kilometer störungsfrei. Mit welchen Reparaturkosten man unter Umständen bei bestimmten Teilen rechnen muss, ist allerdings noch sehr intransparent.“

Lebensdauer der Batterie: „Beim Kauf eines neuen E-Autos bekommt der Kunde vom Hersteller eine Garantie auf die Batterie. Sie beträgt üblicherweise acht Jahre und ist je nach Fahrzeugtyp auf eine Laufleistung von zum Beispiel 160.000 oder 240.000 Kilometer begrenzt. Das Garantieversprechen besagt, dass die Batterie während der Garantiezeit und bei Einhaltung der Laufleistungsgrenzen 70 Prozent ihrer Anfangskapazität behält. Fällt die Leistung unter die 70-Prozent-Grenze, hat der Käufer Anspruch auf Fehlerbehebung durch Nachbesserung oder Austausch der Batterie.

Bei gebrauchten Fahrzeugen sollte man vom Hersteller den Zustandsbericht des Autos anfordern, denn es lässt sich schlecht feststellen, wie es der Batterie geht. Generell ist der Batterieleistungs-Verlust aber wesentlich geringer als man befürchtet hat. Bei 300.000 Kilometern Laufleistung wurden schon Restkapazitäten von mehr als 90 Prozent festgestellt. Und bei der Batterieentwicklung stehen wir noch am Anfang. Forschungen weisen darauf hin, dass demnächst kein Kobalt und Lithium mehr benötigt werden könnte. Momentan sind 90 Prozent der Batterien wiederverwertbar.“

Hermann-Josef Kastenholz, stellvertretender Obermeister der Elektroinnung Köln und Gesellschafter des E-Mobilität-Fachbetriebs Kastenholz

Laden zuhause: „Die herkömmliche Steckdose auf dem Balkon oder in der Garage sollte man nach Möglichkeit nicht zum Aufladen nutzen. Die deutsche Steckdose ist für eine solche Dauerleistung nicht ausgelegt. Beim Ladevorgang entstehen hohe Temperaturen an Kontaktpunkten und das kann zum Brand führen. Mit einer Wallbox kann hingegen nichts passieren. Die Box überwacht Zeit und Temperatur und hat eine automatische Abschaltvorrichtung.“

Wallbox-Förderung: „Es gibt eine staatliche Förderung von bis zu 900 Euro von der KfW-Förderbank für die private Anschaffung einer Wallbox. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass man Ökostrom zuhause nutzt. Wenn nicht, muss zunächst der Stromtarif darauf umgestellt werden. Das ist zwar etwas teurer, aber auch gut für die Umwelt.“

Laden in der Tiefgarage: „Inzwischen hat der Gesetzgeber dafür gesorgt, dass auch an Tiefgaragenstellplätzen von Mietern einfacher Ladepunkte eingerichtet werden können. Eine Wallbox mit 11 kW Ladeleistung geht relativ problemlos.“

Gebrauchtwagen-Kauf: „Die Ladetechnik hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Ein drei bis vier Jahre altes Auto hat eine veraltete Ladetechnik, das sollte man bei einem gebrauchten Elektro-Fahrzeug beachten. Das Ladesystem ist ein heikles Thema, da kann die Batterie noch so toll sein. Teilweise haben ältere E-Auto-Modelle zwölf Stunden Ladezeit. Ob man so ein Fahrzeug kaufen möchte, wage ich zu bezweifeln. Deshalb vor dem Kauf nachfragen und gut informieren.“

Auf dem YouTube-Kanal des ADAC e.V. können Sie sich den Talk in voller Länge ansehen: www.youtube.com/watch

Fotos zur freien redaktionellen Verwendung (Quelle ADAC Nordrhein) können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/rQe7X5gKiKewgBp

Auf den Fotos (v.l.): Moderatorin Gabriele Schön, Dr. Kurt Reinking, Hermann-Josef Kastenholz.

Informationen und Tipps rund um die Elektromobilität: www.adac.de/e-mobilitaet


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