Urlaubsplanung 2023: Das rät der ADAC Nordrhein
ADAC Tourismus-Experte Dirk Schneider (46) im Interview über Reisetrends und Ziele 2023, Preise, Mietwagen und Tipps für die Urlaubsplanung
Reiselust ja, aber zu welchem Preis? Wie teuer wird Urlaub 2023? Wo kann man sparen und wann sollte man buchen? Tourismus-Experte Dirk Schneider (46) vom ADAC Nordrhein spricht im Interview über Reisetrends und Ziele 2023, erklärt, wieso Urlauber nicht auf Last-Minute-Schnäppchen hoffen sollten und verrät, mit welchem Trick man bei der Mietwagen-Buchung kein Risiko eingeht.
Herr Schneider, früh buchen oder auf Last-Minute-Schnäppchen hoffen?
Auf ein tolles Last-Minute Angebot zu hoffen, ist riskant. Die Chance besteht nur, wenn im Sommer noch größere Kontingente an Hotelzimmern und Flügen auf dem Markt übrig sind. Wir können aber nicht genau vorhersagen, wie das Jahr wird und wie stark die gestiegenen Lebenshaltungskosten die Reisepläne der Deutschen beeinflussen. Urlaub hat ein sehr hohen Stellenwert. Viele Menschen schränken sich lieber in anderen Bereichen ein, als zum Beispiel auf ihren Sommerurlaub zu verzichten. Im Zweifel geht der Last-Minute-Plan also nach hinten los und es wird teuer. Wir empfehlen, lieber frühzeitig zu buchen. Fast alle Reiseveranstalter bieten im Januar wieder Frühbucherrabatte an. Online-Portale sind übrigens längst nicht immer am günstigsten. Ein Preisvergleich mit dem Reisebüro vor Ort lohnt sich auf jeden Fall.
Wie entwickeln sich generell die Reisepreise in diese Jahr?
Die Preise ziehen leider kräftig an. Ein Beispiel: Auf Kreta steigt der durchschnittliche Übernachtungspreis um bis zu 70 Prozent. Woanders sind es 40 bis 50 Prozent mehr pro Nacht. Inflation, höhere Energiekosten und gerade in Südosteuropa Lieferschwierigkeiten wegen des Ukraine-Kriegs wirken sich negativ auf die Hotelpreise aus. Auch Flüge werden teilweise um 40 bis 70 Prozent teurer, Kerosin- und Personalkosten steigen und die Flugkapazitäten sind begrenzt. Bei Ferienhäusern und Wohnungen verlangen zunehmend mehr Vermieter einen ordentlichen Energiekostenzuschuss. Auf den Campingplätzen erwarten wir leichte Preissteigerungen.
Bei welchen Urlaubszielen kommt man denn zumindest etwas günstiger weg?
Pauschalreisen nach Mallorca werden 2023 nur geringfügig teurer. Die Veranstalter haben sich bei vielen Hotels frühzeitig günstige Raten gesichert. Das hebt die steigenden Flugpreise größtenteils wieder auf. Auch die Kanarischen Inseln sind relativ preisstabil, vor allem Gran Canaria und Fuerteventura. Noch günstiger ist ein Urlaub an der Türkischen Riviera.
Bleiben Mietwagen so teuer wie 2022?
Nein, die Situation entspannt sich 2023 wieder. Während der Corona-Pandemie haben die Autovermietungen ihre Flotten aufgrund der unklaren Perspektive verkleinert und waren für den Ansturm im Sommer 2022 nicht gewappnet. Es gab plötzlich eine extrem hohe Nachfrage und viel zu wenig Fahrzeuge. Im Ergebnis hat ein Mietwagen auf Mallorca dann für eine Woche 1000 Euro gekostet. Dass es nochmal so schlimm wird, ist unwahrscheinlich. Die Vermieter machen ihre Einkaufsplanung immer im November/Dezember des Vorjahres und haben für 2023 die Kapazitäten hochgefahren. Trotzdem sollte man mit der Buchung nicht zu lange warten. Mietwagentarife sind Tagestarife. Je höher die Auslastung ist, desto teurer wird es. Aktuell kostet ein kleiner Mietwagen auf Mallorca für eine Woche im Juli etwa 350 bis 400 Euro. Mein Tipp: Bei vielen Anbietern kann man den Mietwagen im Vorhinein reservieren und dann für kleines Geld oder sogar kostenlos noch stornieren, teilweise bis 24 Stunden vor Mietbeginn. So geht man praktisch kein Risiko ein und kann sich nochmal umentscheiden, falls doch noch ein Schnäppchen um die Ecke kommt.
Lohnen sich Flex-Tarife noch?
Die Flex-Angebote waren in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Mit einer solchen Option kann die gebuchte Reise gegen einen geringen Aufpreis bis zehn oder 14 Tage vor Anreise ohne speziellen Grund kostenfrei umgebucht oder storniert werden. Das hat gerade vorsichtigen Kunden in der Corona-Hochzeit zusätzliche Sicherheit gegeben. Aber auch jetzt sind die Pakete noch empfehlenswert. Eine gewisse Restunsicherheit und Angst vor Virusvarianten ist ja noch da. Und man bleibt einfach flexibel, falls einem etwas dazwischen kommt. Die günstigsten Veranstalter bieten die Flex-Option 2023 schon für 29 Euro an. Ansonsten wird es teuer, wenn man kurzfristig doch nicht mehr verreisen möchte. Dann fallen Stornogebühren in Höhe von 70 bis 95 Prozent des Reisepreises an, sofern keine außergewöhnlichen Umstände oder erheblichen Reisemängel vorliegen.
Was werden die Reisetrends und Top-Ziele 2023?
Eine Prognose ist schwierig. Bisher gibt es noch eine große Zurückhaltung bei den Familienreisen. Das liegt aber nicht an mangelnder Reiselust. Aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten überlegen sich gerade Familien mit Kindern sehr genau, ob und welchen Urlaub sie sich leisten können und wollen. Je nachdem, wieviel Reisebudget übrig bleibt, werden Reiseart, Ziel und Reisedauer ausgewählt. Wenn der Preis stimmt, bietet eine Pauschalreise die höchste Planungssicherheit. Für Urlaub mit dem Auto könnte Kroatien der große Gewinner werden. Das Land gehört seit dem 1. Januar zum Schengen-Raum. Hier gilt jetzt auch der Euro als Landeswährung. Camping-Urlaub bleibt weiter im Trend, auch wenn der Boom der letzten Jahre voraussichtlich etwas abflachen wird. Gerade für die Ferienmonate sollte man frühzeitig buchen. Das gilt auch für Ferienhäuser an Nord- und Ostsee, in Deutschland, Dänemark oder den Niederlanden. Und für zunehmend mehr Menschen spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Urlaubsplanung eine wichtigere Rolle.
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