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Nordrhein-Westfalen | 16.06.2022

Teure Mietwagen im Sommerurlaub: Was tun?

Der ADAC Nordrhein gibt Tipps für die Mietwagen-Buchung und nennt günstigere Alternativen.

Wer sich vor dem Start der Ferien kurzfristig noch nach einem Mietwagen für den Sommerurlaub umschaut, muss tief in die Tasche greifen. Auf Mallorca etwa zahlen Urlauber für einen Mietwagen fast doppelt so viel wie vor der Corona-Pandemie (2019) und müssen für eine Woche bis zu 1000 Euro hinlegen. „Die Reiselust ist zurück. Rund 70 Prozent der Deutschen wollen Umfragen zur Folge Urlaub in den Sommermonaten machen. Eine extrem hohe Nachfrage trifft auf ein verhältnismäßig geringes Mietwagen-Angebot“, erklärt Dirk Schneider, Tourismusexperte des ADAC Nordrhein.

Während der Corona-Pandemie hatten die Autovermietungen ihre Flotten aufgrund der unklaren Perspektive verkleinert. Weil Hersteller Produktionsschwierigkeiten haben und lieber teurere Modelle bauen als massenweise Kleinwagen für die Ferienregionen, fehlt der Nachschub. Gerade die Fahrzeuge der günstigen Mietwagenklassen (Kleinwagen/Kompaktklasse) sind deshalb häufig bereits ausgebucht, egal, ob der Mietwagen in Deutschland oder vor Ort angefragt wird. Wer im Urlaub mobil sein will, muss also Wucherpreise in Kauf nehmen?

Der ADAC Nordrhein nennt und bewertet Alternativen zum klassischen Mietwagen:

Hotel-Shuttle: Während der Transfer bei Pauschalreisen vom Flughafen zum Hotel meist im Reiseangebot enthalten ist, muss bei individueller Buchung von Flug und Hotel die Fahrt zur Unterkunft selbst organisiert werden. Viele Hotels wissen um die aktuelle Mietwagen-Situation. Der Urlauber-Tipp des ADAC Nordrhein: Vor der Reise das gebuchte Hotel kontaktieren und nach einem Shuttle fragen. Manchmal gibt es diese Extra-Leistung sogar kostenfrei.

Zweirad zur Miete: Wenn das Gepäck im Hotel oder in der Ferienwohnung verstaut ist, braucht es, bei einer Reise ohne Kinder, vielleicht nicht zwingend ein Auto. Auch mit einem Roller lassen sich Urlaubsziele erkunden. Der ADAC Nordrhein rät: Vor Ort ausschließlich auf seriöse Anbieter setzen, die Mietbedingungen bezüglich Versicherung, Selbstbeteiligung etc. genau lesen und den Vertrag nur in einer „vertrauten“ Sprache unterschreiben. Für kürzere Wege und Touren eignen sich auch Fahrräder und E-Bikes. Immer öfter werden diese direkt von der Unterkunft angeboten.

Tagesausflug mit Bus und Bahn: Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man im Urlaub einen Tagesausflug machen. Auf Mallorca gibt es zum Beispiel Inselbusse, die oft auch die Mitnahme eines Fahrrads erlauben. Besonders wichtig ist laut ADAC Nordrhein eine gute Organisation im Vorfeld eines Tagestrips. Der Club empfiehlt, sich anhand der Abfahrtszeiten von Bus und Bahn einen Routen- und Zeitplan für den Tag zu bauen. Tipp: Je Zwischenstopp Zeitpuffer und alternative Abfahrtszeiten einplanen, falls Besichtigungen länger dauern oder man spontan etwas mehr Zeit an einem Ort verbringen möchte. Und nicht immer kommen Bus und Bahn pünktlich. Wer Fahrtickets vorab online buchen möchte, sollte zunächst auf den offiziellen Internetseiten der Bus-/Bahngesellschaften schauen. Hier sind Tickets in der Regeln günstiger als bei Zwischenanbietern, die von Suchmaschinen oft prominent angezeigt werden. Auch an eine rechtzeitige Rückreise zur Unterkunft sollten Ausflügler denken und für den Notfall eine Taxi-Rufnummer abspeichern.

Mietwagen von privat: Onlineplattformen für eine private Autovermietung sind noch rar. Und auf den Mieter wartet unter Umständen gleich eine Reihe von Fallstricken. Grundsätzlich gilt: Wer sein Fahrzeug gegen Geld vermietet, handelt gewerblich. Daher sollte der Mieter bei einer privaten Anmietung darauf achten, dass das Auto vom Inhaber als Vermietfahrzeug?versichert wurde – sonst kann es im Schadensfall zu Problemen kommen. Sich auf mögliche Zusatzversicherungen der Vermittler-Plattformen zu verlassen, ist aus Sicht des ADAC Nordrhein keine gute Idee. Diese arbeiten mit teils fragwürdigen Ausschlussklauseln und vagen Formulierungen im Kleingedruckten.

Falls keine persönliche Übergabe des Mietwagens stattfindet, lassen sich Schäden am Fahrzeug nur schwer glaubhaft dokumentieren bzw. bestätigen. Mieter sollten dennoch ein genaues Übernahmeprotokoll führen. Weicht die Fahrzeugqualität von der Beschreibung ab oder ist das Auto nicht voll funktionstüchtig, steht man ohne Ansprechpartner vor Ort erstmal allein dar. Auf Hilfe vom Kundenservice der Plattformen ist nur bedingt Verlass. Ist das Auto bei der Übergabe nicht vollgetankt, muss der Mieter schätzen, wie viel er nachtankt. Das kann hinterher zu Streit und Nachforderungen führen. Mieter sollten zudem auf eine sichere Schlüsselrückgabe bestehen. Fazit: Der ADAC Nordrhein rät angesichts der vielen Unsicherheiten von einer privaten Anmietung ab.

Mietwagen für einzelne Tage: Nicht immer wird ein für den gesamten Urlaub gebuchter Mietwagen auch regelmäßig genutzt. Deshalb sollten Reisende vorab überlegen, wie oft sie den Mietwagen wirklich brauchen: Geht es nur um ein bis zwei Ausflüge oder sind tägliche Touren/Fahrten geplant? Wer nur an wenigen Tagen mit dem Mietwagen unterwegs sein möchte, kann alternativ im Hotel oder am Urlaubsort selbst nach einer kurzzeitigen Anmietung für einzelne Urlaubstage schauen. Auch hier gilt: Ausschließlich auf seriöse Anbieter setzen, die Mietbedingungen genau lesen und den Vertrag nur in einer „vertrauten“ Sprache unterschreiben.

Darauf sollten Urlauber, die trotz hoher Preise einen klassischen Mietwagen buchen wollen, laut ADAC Nordrhein achten:

Anbieter/Vermittler: Wer das Fahrzeug online über einen Vermittlungsportal wie billiger-mietwagen.de oder check24.de reserviert, schließt den Mietvertrag üblicherweise erst mit der Unterschrift in der Mietstation ab. Das heißt: Bei Streitigkeiten mit einem Vermieter im Ausland wird für die rechtliche Beurteilung ausländisches Recht herangezogen. Erbringt der Vermittler jedoch eigene Leistungen, z.B. Zusatzversicherungen, kommt hierbei deutsches Recht zur Anwendung.

Miettag: Ein Miettag beträgt 24 Stunden und beginnt mit der Übernahme des Fahrzeugs. Bei einer verspäteten Rückgabe fallen in der Regel Zusatzkosten an.

Tanken: Optimal ist die Tankregelung „voll/voll“. Dabei holt man den Mietwagen mit vollem Tank ab und bringt ihn ebenfalls voll betankt zurück. Dadurch lassen sich teils überhöhte Tankpauschalen sparen. Es muss nur der Sprit bezahlt werden, der tatsächlich auch verfahren wurde. Grundsätzlich ist bei dieser Tankregelung darauf zu achten, dass direkt vor der Abgabe vollgetankt wird. Fehlender Sprit ist unverhältnismäßig teuer.

Kilometer: Bei vielen Anbietern sind „unbegrenzte Kilometer“ inklusive. Ansonsten sollte man vorab überschlagen, wie viele Kilometer voraussichtlich gefahren werden. Im Urlaub, wo man oft spontan Ausflüge unternimmt, ist das keine gute Alternative. Wer über die Inklusiv-Kilometer kommt, muss mit hohen Kosten pro zusätzlich gefahrenem Kilometer rechnen.

Extras: Kindersitze oder andere Extras sollten unbedingt schon vorab gebucht werden, um vor Ort nicht ohne dazustehen. Die Kosten der Anbieter unterscheiden sich oft deutlich. So kann der zunächst am günstigsten erscheinende Anbieter mit allen Extras plötzlich teurer sein als das vorher zweit- oder drittbeste Angebot.

Navi: In unbekannten Gebieten fühlen sich viele Autofahrer mit einem Navigationsgerät sicherer. Doch für ein Navi verlangen Mietwagenanbieter extra. Dank weggefallener Roaming-Gebühren in der EU ist das eigene Smartphone mit gratis Apps eine gute Alternative. So lassen sich pro Woche schnell bis zu 100 Euro sparen.

Versicherung: Im Mietpreis ist immer eine Haftpflichtversicherung enthalten. Diese sollte unbegrenzten Schutz bieten. Der ADAC Nordrhein empfiehlt zudem eine Vollkasko-Versicherung mit Diebstahlschutz ohne Selbstbeteiligung. Glas, Felgen, Reifen und Unterboden sollten mitversichert sein, denn dort treten die häufigsten Schäden auf. Sind entsprechende Versicherungen bzw. Zusatzversicherungen über den Vermittler bereits gebucht, müssen sie vor Ort beim Vermieter nicht nochmal extra abgeschlossen und bezahlt werden. Auf keinen Fall bei der Abholung unter Druck setzen lassen.

Am Ende der Mietwagen-Buchung sollte der Gesamtpreis mit allen Versicherungen und Gebühren ausgewiesen sein. Sonst muss der Mieter vor Ort mit teils hohen Zusatzkosten rechnen.

Abholung/Rückgabe: Auch wenn es ein paar Minuten in Anspruch nimmt: Bei der Fahrzeugabholung sollte penibel auf Vorschäden geachtet werden. Sind diese nicht im Übergabe-Protokoll vermerkt, muss der Mieter auf eine Eintragung bestehen. Ebenso sollte der Mieter bei der Rückgabe darauf achten, dass das Fahrzeug in seiner Anwesenheit auf Schäden geprüft und ihm schriftlich bestätigt wird, dass keine (oder gegebenenfalls welche neuen) Schäden vorhanden sind.

Verhalten bei einem Unfall: Nach einem Unfall sollte man das Auto durch Einschalten der Warnblinkanlage und Aufstellen des Warndreiecks (Abstand 50 bis 150 Schritte) absichern, die Warnweste anziehen und – wenn notwendig – Erste Hilfe leisten. Der ADAC Nordrhein rät, die Unfallstelle sowie Beschädigungen der beteiligten Fahrzeuge zu fotografieren und die Kontaktdaten möglicher Unfallzeugen zu notieren. Üblicherweise muss gemäß Mietvertrag die Polizei informiert werden. Verweigert diese aufgrund eines geringen Schadens die Unfallaufnahme, sollte man mit allen Beteiligten einen mehrsprachigen Unfallbericht (z.B. beim ADAC erhältlich) aufnehmen. Darüber hinaus stellt der Club zu vielen Urlaubsländern spezifische Merkblätter für Auslandsunfälle bereit. Wichtig: Auf jeden Fall auch die Autovermietung umgehend über den Unfall in Kenntnis setzen und auf Informationen zur weiteren Vorgehensweise warten.

Mehr Tipps und Hinweise enthält die Mietwagen-Broschüre des ADAC Nordrhein. Kostenloser Download unter www.adac.de/nrw in der Rubrik Verbraucherschutz. ADAC Mitglieder können sich vor einer Mietwagen-Buchung auch telefonisch unter 0221 47 27 47, per E-Mail an verbraucherschutz@nrh.adac.de oder vor Ort im ADAC Center beraten lassen.

Zwei O-Ton-Pakete (Audio) zur redaktionellen Verwendung finden Sie hier: https://cloud.adac-nrh.de/s/THjiPRxf6LMRpwk


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