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Nordrhein-Westfalen | 04.11.2024

Staufrust in NRW: ADAC liefert Zahlen und formuliert klare Forderungen

Der Oktober ist laut ADAC in NRW bisher der staureichste Monat des Jahres. Der Sanierungsstau in NRW muss abgearbeitet werden. Das führt zum Leidwesen der Autofahrer zu erheblichen Staus und großer Frustration.

Viel Stau in NRW erwartet der ADAC auch im November. Foto: Johannes Giewald

Die Staus in Nordrhein-Westfalen nehmen laut einer aktuellen Analyse des ADAC immer weiter zu: Laut ADAC Verkehrsdatenbank stieg die Staulänge im Oktober um mehr als 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Zahl der Staumeldungen stieg um zehn, die Staudauer um acht Prozent an. Laut ADAC in NRW gab es auf den Autobahnen mehr als 16.700 Staumeldungen mit einer Gesamtlänge von fast 29.000 Kilometern und einer Dauer von mehr als 16.000 Stunden. Der Oktober ist damit bisher der staureichste Monat 2024. Besonders viel Geduld brauchten Pendler in der ersten Woche nach den Herbstferien: Der Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (29. bis 31. Oktober) gehören in punkto Staulänge und Staudauer zu den bis dato zehn staureichsten Tagen des Jahres.

Die meisten und längsten Staus (Kilometer und Dauer) gab es im Oktober auf der A1 und A3. Dahinter liegen je nach Kennzahl die A59 (Staumeldungen), die A46 (Staulänge) oder die A42 (Staudauer). Besonders staugeplagt waren auch die A40, A43, A57, die A52 und die A2. Im Schnitt gab es im Oktober 680 Baustellen auf den NRW-Autobahnen. Das sind etwa 100 mehr als im Vorjahresmonat.

„Es gibt einen riesigen Sanierungsstau in NRW, der jetzt abgearbeitet wird. Das führt zum Leidwesen der Autofahrer zu erheblichen Staus und großer Frustration. Die Maßnahmen sind alternativlos. Aber: Die Autobahn GmbH des Bundes, die Landesbehörde Straßen.NRW und die Kommunen müssen ihre Aktivitäten zeitlich besser aufeinander abstimmen. Für noch mehr Stillstand durch schlechte Kommunikation haben die Pendler zurecht null Verständnis“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold. Der ADAC Verkehrsexperte fordert außerdem: „Gerade bei den maroden Brücken müssen die Probleme in höchstem Tempo angegangen werden, sonst droht ein noch stärkerer Domino-Effekt mit weiteren Totalausfällen. Es ist schon fünf nach zwölf!“ Ob das NRW-Verkehrsministerium das selbstgesteckte Ziel von 40 Brückensanierungen pro Jahr erreichen kann, ist aus Sicht des ADAC in NRW fraglich.

Im November brauchen Reisende auf den NRW-Autobahnen laut ADAC wieder gute Nerven. Stau-Hotspots bleiben u.a. der Großraum Köln (z.B. A1, A3) sowie der Bereich Duisburg/Oberhausen rund um das Autobahnkreuz Kaiserberg (A3, A40, A59). „Der November ist normalerweise Staumonat Nummer eins“, erläutert Suthold. Viele Pendler würden mit den kälter werdenden Temperaturen auf das Auto umsteigen und müssten sich erst wieder an die schlechten Sicht- und Fahrbedingungen gewöhnen. Außerdem seien bei den meisten Arbeitnehmern die Urlaubstage nahezu aufgebraucht. Als weitere Stauursachen nennt der ADAC in NRW zahlreiche Baustellen, Autobahnsperrungen, Einschränkungen im Bahnverkehr und Verkehrsunfälle.

Der ADAC in NRW empfiehlt Berufspendlern, wo es geht, zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten und flexible Arbeitszeitregelungen zu nutzen. „Wer seinen Arbeitstag erst zuhause beginnen kann, wenn die Autobahnen morgens voll sind, und dann ein bis zwei Stunden später in Büro fährt, spart Zeit und Nerven“, sagt Suthold. Er rät außerdem dazu, ÖPNV-Alternativen zu prüfen oder Fahrgemeinschaften zu bilden, zum Beispiel mit Hilfe der kostenlosen ADAC Pendlernetz-App.

So ermittelt und zählt der ADAC die Staus: Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Nutzer von Online-Navigationsgeräten, Smartphone-Apps sowie Onboard units der Fuhrparks großer Speditionen liefern ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“, im Durchschnitt mehr als eine Milliarde Positions- und Geschwindigkeitsinformationen täglich) von deutschen Straßen. Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.

Der ADAC erfasst eine Verkehrsstörung, wenn auf einem Straßenabschnitt von mindestens 300 Metern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehreren Fahrzeugen (mind. 30 Geschwindigkeitswerte von unterschiedlichen Fahrzeugen) unter 30 Prozent der erlaubten Geschwindigkeit fällt. Die Verzögerungszeit gegenüber „freier Fahrt“ muss mindestens eine Minute betragen. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 40 und 20 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt.

In die Längenbilanz (Gesamtkilometer) fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Nur die längste Ausdehnung, die das Stauereignis im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC Statistik (Staukilometer) ein. Jede Meldung enthält eine Eingangs- und eine Ablauf- bzw. Löschzeit. Daraus ergibt sich die Dauer eines Staus. Durch die Summierung der einzelnen Stauzeiten errechnet sich die Gesamtzahl der Staustunden.

Staufotos vom Kölner Autobahnring (Quelle: Johannes Giewald) sowie ein O-Ton-Paket (Audio) können Sie zur redaktionellen Verwendung hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/JAo6b3EJt89gro6
 


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