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Nordrhein-Westfalen | 12.12.2022

Unterwegs bei Schnee und Eis: Das sollten Autofahrer im Winter beachten

Eiskratzen, Fahrverhalten, Winterreifen: Der ADAC Nordrhein gibt Tipps, wie Autofahrer auch im Winter sicher ans Ziel kommen.

Es wird zunehmend kälter in Nordrhein-Westfalen: Vielerorts hat es bereits geschneit, glatte Straßen haben für erste Unfälle gesorgt. Was sollten Autofahrer unbedingt beachten, wenn das Winterwetter einsetzt? Wie komme ich bei Schnee und Eis sicher ans Ziel? Was gehört im Winter in jedes Auto? Und bleibe ich mit meinem E-Auto stehen, weil der Akku bei Minusgraden nicht lange hält?

Der ADAC Nordrhein beantwortet die wichtigsten Fragen:

1. Das Auto winterfit machen, was heißt das eigentlich?
Sofern noch nicht erledigt, sollte man sich dringend um den Reifenwechsel kümmern, um bei kälteren Temperaturen, Nässe, Schnee und Eis sicheren Grip zu haben. Wenn sich die Temperaturen der 0-Grad-Marke nähern, Reif- oder Eisglätte beginnt, Schnee, Schneematch dazu kommen, gilt in Deutschland die situative Winterreifenpflicht. Wer bei solchen Verhältnissen dann noch mit Sommerreifen unterwegs ist, gefährdet sich und andere, zudem drohen Bußgelder und Punkte in Flensburg.

Vor dem Wintereinbruch sollten Autofahrer zudem ihren Kühlerfrostschutz prüfen. Das Frostschutzmittel sollte das Kühlsystem auch bei -25 Grad Celsius vor Eis schützen. Den Frostschutzgehalt in der Kühlflüssigkeit kann man mit einem sogenannten Frostschutzheber überprüfen. Dieser saugt etwas Flüssigkeit an und zeigt dann auf einer Skala, wie hoch der Frostschutzgehalt (bis minus X Grad) ist. Den Check kann man schnell beim ADAC (Prüfzentrum/Mobile Prüfstation), bei einer Tankstelle mit Serviceangebot oder in einer Werkstatt machen lassen.

Für das Wischwasser in der Scheibenwischanlage empfiehlt der ADAC Nordrhein ein fertiges Gemisch aus Frostschutz und Scheibenreiniger, der Temperaturen von mindestens -15 Grad standhält.

2. Was muss ich vor der Fahrt bei Schnee und Eis beachten?
Der ADAC Nordrhein empfiehlt bei Schneechaos und glatten Straßen, Autofahrten zu vermeiden und zuhause zu bleiben. Wer trotz extremer Witterungsbedingungen ins Auto steigen muss und auf die Fahrt nicht verzichten kann, sollte generell längere Fahrzeiten einplanen und sich vorab ein Bild von der aktuellen Verkehrs- und Staulage machen. So ist man ohne Zeitdruck entspannter unterwegs.

3. Freikratzen der Scheiben im Winter ist Pflicht. Was muss ich noch von Eis und Schnee befreien?
Vor dem Losfahren muss das Auto komplett von Schnee und Eis befreit werden. Ein kleines Guckloch reicht nicht aus. Also auch die Außenspiegel, das Dach, Kennzeichen sowie Scheinwerfer und Blinker frei machen. So werden andere Verkehrsteilnehmer nicht durch herabfallenden Schnee oder Eisstücke gefährdet. Wer sein Autodach nicht freiräumt, muss 25 Euro zahlen, verdeckte Scheinwerfer oder Blinker kosten zehn Euro. Ist das Kennzeichen nicht erkennbar, werden fünf Euro fällig.

Mit dem Eiskratzer immer in eine Richtung über die Scheibe fahren und nicht mit zu viel Druck hin und her kratzen. Sonst wirken Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier. Die Scheiben mit heißem Wasser zu enteisen, ist übrigens keine gute Idee. Es besteht die Gefahr, dass die vereisten Scheiben aufgrund des Temperaturunterschieds Risse bekommen oder sogar springen. Generell gilt: Den Motor beim Eiskratzen und Schneefegen nicht im Stand laufen lassen. Wer es dennoch tut, verursacht unnötigen Lärm, Abgase und riskiert ein Bußgeld.

Nach dem Eiskratzen im Auto nicht sofort die Klimaanlage und Lüftung voll aufdrehen, sondern Schritt für Schritt warmwerden lassen. Wenn kalte Scheiben unmittelbar heiße Luft abkriegen, können diese im schlimmsten Fall platzen.

Ein Gummipflegestift verhindert das Anfrieren der Autotüren. Von dem Einsatz von Vaseline oder Hirschtalg rät der ADAC Nordrhein ab. Eine kleine Flasche Türschlossenteiser in der Jackentasche hilft bei älteren Fahrzeugen mit eingefrorenen Schließzylindern.

4. Was hilft gegen beschlagene Autoscheiben?
Viele Autoscheiben beschlagen bei längerem Stehen von innen. Wer keine freie Sicht hat, sollte in keinem Fall losfahren. Ein Guckloch reicht nicht aus. Eine Patentlösung, die verhindert, dass Scheiben von innen beschlagen, gibt es nicht. Auch Mittel aus dem Haushalt wie Salz oder Zeitungspapier helfen nur bedingt. Der ADAC Nordrhein empfiehlt, ein Microfaser- oder Geschirrtrockentuch im Auto zu haben und damit die Scheibe von innen zu reinigen. Ein No-Go: Kondenswasser mit dem Ärmel des Pullis oder der Hand wegwischen, sonst sieht man oft weniger als vorher. Richtig frei wird die Sicht, wenn die Klimaanlage kurzzeitig auf die Frontscheibe ausrichtet wird.

5. Was sollte ich im Winter alles im Auto dabeihaben?

Mit an Bord sollten Eiskratzer, Handfeger, Starthilfekabel, Scheibenfrostschutz und eine Abdeckfolie für die Frontscheibe sein. Eine Wolldecke und Thermoskanne mit heißem Tee sind bei längeren Fahrten hilfreich. Wer für das Risiko ausgerüstet sein will, bei massivem Schneefall stecken oder liegen zu bleiben, der sollte auch eine Schaufel, etwas Streusplit oder Sand und ein Abschleppseil im Kofferraum haben. Wichtig: Vor der Fahrt in den Skiurlaub prüfen, ob am Zielort eine Schneekettenpflicht besteht.

6. Was muss ich beim Fahren im Winter beachten?
Auf nassen, vereisten oder verschneiten Straßen sollte man besonders vorsichtig und vorausschauend fahren. Das bedeutet: die Geschwindigkeit den Witterungsbedingungen anpassen und einen größeren Abstand als den sonst empfohlenen „halben Tacho“ einhalten. Auch wenn es vor Ort ein explizites Tempolimit gibt, dürfen Autofahrer bei Schneefall oder vereisten Straßen immer nur so schnell fahren, dass sie ihr Fahrzeug noch beherrschen. Das kann also, je nach Umständen, auch langsamer als gesetzlich erlaubt sein. Ist die Sichtweite bei Schneefall geringer als 50 Meter, darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden. Auch wichtig: den Verkehrsfluss vorne und im Rückspiegel im Auge haben, sanft bremsen und lenken. Achtung: Abrupte Manöver können zum Ausbrechen und Rutschen des Wagens führen!

Wer ein Gefühl für die veränderten Straßenverhältnisse bekommen möchte, kann eine kurze Bremsprobe durchführen, wenn es die Verkehrssituation gefahrenfrei zulässt. Grundsätzlich zieht sich der Bremsweg auf einer vereisten Straße deutlich länger als auf trockenem Asphalt: Bei einer Vollbremsung aus einer Geschwindigkeit mit 50 km/h kommt das Auto auf Eis nach 100 Metern zum Stehen, bei trockenem Untergrund nach elf Metern.

7. Wie verhalte ich mich, wenn ich mit meinem Fahrzeug doch mal ins Schleudern gerate?
Wer trotz angepasster Fahrweise plötzlich ins Rutschen gerät, sollte laut ADAC Nordrhein vier Dinge tun: Fuß vom Gaspedal nehmen, auskuppeln, gefühlvoll gegenlenken und bremsen. Mit ein paar Stundenkilometern weniger lässt sich das Auto oft schon wieder besser kontrollieren. Reagiert das Fahrzeug nicht mehr, hilft nur eine Vollbremsung. Grundsätzlich gilt: Wer langsam fährt, kann dadurch die Rutschgefahr reduzieren.

Bei modernen Automatikautos sorgt in der Regel die Elektronik für eine gewisse Traktionskontrolle. Beim Anfahren auf Glätte sollte dennoch besonders behutsam Gas gegeben werden. Bei älteren Automatikautos für eine gefühlvolle Bremsung den Wählhebel in Stellung N schalten. So sind die Räder frei von Antriebseinflüssen.

8. Fahren bei Blitzeis - Was muss ich tun?
Blitzeis oder Eisregen entsteht, wenn Regen oder Nebel auf eine gefrorene Fahrbahn treffen. Die Folge: Das Wasser gefriert sofort und bildet eine harte, glasige, zusammenhängende Eisschicht. Dadurch ist die Haftung zwischen Reifen und Straße gleich null - auch Antiblockiersystem (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder Ketten helfen nicht mehr, wenn Blitzeis die Straße zur Rutschbahn macht. Oft entsteht Blitzeis an Tagen mit schwankenden Temperaturen um den Gefrierpunkt: Durch das wechselnde Tauen und Frieren ändert sich die Fahrbahnbeschaffenheit ständig.

Autofahrer sollten sich daher rechtzeitig vor Fahrtantritt über die aktuellen Straßenverhältnisse informieren. Wird vor Blitzeis oder Eisregen gewarnt, ist es besser, das Auto stehen zu lassen. Wer unterwegs vom Eisregen überrascht wird, sollte lieber eine Pause einlegen und dort im Zweifel auf den Streudienst warten.

9. Wieso sollte ich die Jacke im Auto ausziehen?
Gerade im Winter ist die Verlockung groß, beim Einstieg ins kalte Auto die dicke Jacke anzulassen. Doch das kann schlimme Folgen haben. Ein ADAC Crashtest belegt: Wenn der Gurt nicht eng am Körper anliegt, schneidet er beim abrupten Bremsen tief in den Bauchraum ein. Das kann schwerwiegende Verletzungen verursachen, und zwar schon bei Unfällen oder Bremsmanövern mit geringer Geschwindigkeit. Der ADAC Nordrhein rät deshalb, die Winterjacke vor Fahrtantritt unbedingt auszuziehen. Besonders wichtig: Auch Kinder sollten ohne Jacke in ihrem Sitz angegurtet werden, so dass der Beckengurt die Oberschenkel (bei Erwachsenen die Hüftknochen) eng umspannt.

Gegen die Kälte hilft eine Decke oder aufgelegte Jacke. Ist keine Decke zur Hand, sollte die Jacke aufgemacht und der Gurt direkt am Körper entlang geführt werden.

10. Kann ich mich bei schlechter Sicht auf die Lichtautomatik verlassen?
Viele Autofahrer verlassen sich auch in der dunklen Jahreszeit auf die Lichtautomatik, die das Abblendlicht selbstständig aktiviert. Doch Vorsicht: Aufkommende Nebelbänke erkennt der Lichtsensor teilweise nicht. Deshalb das Abblendlicht am besten manuell anschalten. Wenn nur das Tagfahrlicht aktiviert ist, fehlen in der Regel die Rückleuchten. Das eigene Auto wird so bei Schneetreiben oder diffusem Licht im Winter vom nachfolgenden Verkehr kaum wahrgenommen. Bei schlechter Sicht muss entsprechend der Straßenverkehrsordnung deshalb auch am Tag das Abblendlicht eingeschaltet werden, Tagfahrlicht ist nur bei klarer Sicht ausreichend.

Wenn die Sichtweite z.B. durch Nebel oder Regen weniger als 150 Meter beträgt, können die Nebelscheinwerfer helfen. Die Nebelschlussleuchte wiederum darf inner- wie außerorts nur bei Nebel und einer Sichtweite unter 50 Metern eingeschaltet werden. Haben sich die Sichtverhältnisse wieder gebessert, das Ausschalten nicht vergessen, sonst blendet man andere Verkehrsteilnehmer.

11. Wie lange halten Elektroautos im Stau durch?
Wer mit seinem Elektroauto für Stunden oder sogar über Nacht bei Minustemperaturen im Stau steht, muss nicht „erfrieren“. Der ADAC hat bereits 2021 die Akkukapazität verschiedener Elektroautos unter realistischen Bedingungen getestet. Bei Temperaturen zwischen -9 und -14 Grad Celsius wurden die Fahrzeuge mit einer Innenraumtemperatur von 22 °C, aktiver Sitzheizung sowie Standlicht über Nacht abgestellt. Das Ergebnis: Nach 12 Stunden waren zum Beispiel beim Renault Zoe etwa 70 Prozent und beim VW e-up etwa 80 Prozent des Akkus verbraucht. Mit einem Elektroauto im Stau darf die Heizung also auch bei eisiger Kälte problemlos mehrere Stunden auf Wohlfühltemperaturen laufen. Ausschlaggebend dabei ist natürlich, wie voll die Batterie zu Staubeginn ist.

Der ADAC Nordrhein empfiehlt daher, bei längeren Fahrten mit frostigen Temperaturen unbedingt nur mit einem voll aufgeladenen Akku loszufahren - genau wie Verbrennern mit einem vollen Tank. Die Reichweite von E-Autos reduziert sich in Abhängigkeit der winterlichen Einflüsse um etwa 10 bis 30 Prozent, kann bei Minusgraden auf Kurzstrecken aber auch um bis zu 50 Prozent sinken.

12. Wie kann ich im Stau Strom sparen?
Zeichnet sich ab, dass der Stau länger dauern könnte, gibt es schon vorher Möglichkeiten Strom zu sparen: Die Innenraumheizung gegebenenfalls etwas niedriger einstellen und die sparsamere Sitzheizung nutzen sowie eine Jacke anziehen. Zudem sollten Türen und Fenster nicht länger offen sein als notwendig. Die Heizung besser auf Umluft schalten: Im Umluftbetrieb wird der Innenraum schneller erwärmt und das System benötigt weniger Energie, um den Innenraum auf die gewünschte Temperatur zu bringen. Zusätzlich spart es Strom, wenn unnötige Verbraucher wie Front-/Heckscheibenheizung, Scheibenwischer und Abblendlicht ausgeschaltet sind. Die Standbeleuchtung sollte aus Sicherheitsgründen immer an bleiben.

Besonders im Winter arbeitet die ADAC Pannenhilfe im Hochbetrieb: Für die meisten Einsätze der ADAC Pannenhilfe sorgen im Winter leere Autobatterien. Wenn die Batterie schon bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt den Anlasser nur noch müde durchdreht, dann sollte sie unbedingt geprüft und, falls nötig, rechtzeitig ersetzt werden. Pannen können per Telefon unter 089 20 20 4000, online auf www.adac.de/hilfe oder über die kostenlose Smartphone App „ADAC Pannenhilfe“ gemeldet werden.

Ein O-Ton-Paket (Audio) sowie Grafiken zum Bremsweg bei Schnee und Eis (Quellenangabe) für die redaktionelle Verwendung können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/EnrMbDPN3mpXa93


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