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Nordrhein-Westfalen | 02.11.2021

ADAC Preisvergleich: Teure ÖPNV-Tickets in NRW – Große Preisunterschiede

Der ADAC hat die Preise für ÖPNV Tickets in NRW verglichen. NRW liegt bei den Preisen weit vorne.

ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold fordert einheitliche Ticketpreise zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis beim ÖPNV.

Fahrkarten für den ÖPNV sind in manchen Großstädten Nordrhein-Westfalens bis zu 85 Prozent teurer als anderswo in Deutschland. Das geht aus einer ADAC Untersuchung von Ticketpreisen in Städten mit mindestens 300.000 Einwohnern und Bus- und Schienenverkehrsnetz hervor. Auch innerhalb von NRW gibt es demnach große Preisunterschiede bei den Fahrkarten.

„Die Straßen in NRWs Großstädten platzen aus allen Nähten. Wenn die ÖPNV-Tickets aber ausgerechnet in den staugeplagten Metropolen an Rhein und Ruhr sogar bundesweit teilweise am teuersten sind, hält das viele Leute davon ab, vom Auto auf Bus und Bahn zu wechseln“, sagt Prof. Dr. Suthold vom ADAC in NRW. „Natürlich spielen Faktoren wie Taktung, Pünktlichkeit oder Sauberkeit eine wichtige Rolle, aber der Preis ist eben auch eine ganz entscheidende Komponente“, ergänzt der Mobilitätsexperte.

Mit einem Preis von 105,50 Euro bietet der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) in Köln und Bonn das deutschlandweit zweitteuerste Monatsticket an. Zum Vergleich: Pendler in Köln und Bonn zahlen 85 Prozent mehr im Monat als in München, wo das Ticket nur 57 Euro kostet. In Bielefeld verlangt der Verkehrsverbund TeutoOWL 82,50 Euro. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nimmt für das Monatsticket innerhalb seiner Großstädte Bochum, Dortmund, Essen, Düsseldorf und Wuppertal 79,20 Euro und damit mehr als 26 Euro weniger als der VRS. In Duisburg kostet das Ticket nur 75,60 Euro.

Die Tageskarte ist in Köln und Bonn mit 8,80 Euro sogar bundesweit am teuersten: Für ein 24-Stunden-Ticket zahlen Fahrgäste im VRS damit 65 Prozent mehr als in Frankfurt (5,35 Euro). Die Fahrt für einen ganzen Tag kostet im VRR (Bochum, Dortmund, Essen, Düsseldorf, Duisburg, Wuppertal) 7,20 Euro, etwa 18 Prozent weniger als in Köln und Bonn. In Bielefeld zahlen Reisende für einen Tag 7,50 Euro.

"Unnötiger Flickenteppich"

„Die großen Preisunterschiede zeigen den unnötigen Flickenteppich der Verkehrsverbünde in NRW. Kundenunfreundliche Parallelstrukturen müssen endlich abgeschafft werden. Ziel muss es sein, nur noch einen Verkehrsverbund oder zumindest eine landeseinheitliche Tarifstruktur in NRW zu haben“, sagte ADAC Experte Suthold.

Große Unterschiede gibt es NRW-weit auch beim Wochenticket: Mit 29,50 Euro (Ausnahme Duisburg: 28,15 Euro) bietet der VRR eines der teuersten 7-Tage-Tickets an, nur in Berlin und Hamburg zahlen Reisende mehr. In München erhalten Fahrgäste ein Wochenticket schon für 17,80 Euro und zahlen somit knapp 40 Prozent weniger als im VRR. In Bielefeld verlangt der Verkehrsverbund TeutoOWL nur 23,50 Euro, also 20 Prozent weniger. Es ist das bundesweit drittgünstigste Wochenticket nach München und Dresden.

Bei Einzeltickets für Erwachsene liegt NRW in der Preistabelle ebenfalls weit vorne: In Bielefeld und den VRR-Städten sind es 2,90 Euro pro Fahrkarte (Ausnahme Duisburg: 2,80 Euro), in Köln und Bonn 3,00 Euro – nur München und Nürnberg verlangen mehr.

„Gelegenheitsnutzern müssen bessere Angebote gemacht werden. Die klassischen Arbeitsmodelle haben sich durch die Corona-Pandemie gewandelt, dafür braucht es viel flexiblere Tarife mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis“, erklärt ADAC Verkehrsexperte Suthold. „Wenn Arbeitnehmer künftig nur noch dreimal die Woche ins Büro fahren, lohnt sich ein klassisches Monatsticket nicht mehr.“

Neue Ticketmodelle

Inzwischen gibt es zumindest erste Ansätze. Ein neues Ticketmodell bietet seit August etwa der VRS an: Mit einem flexiblen Ticket können Pendler an zehn Tagen innerhalb eines Monats ganztägig fahren. In Köln und Bonn kostet das 70,68 Euro. Der VRR testet zunächst mit großen Firmenkunden in Düsseldorf für zwei Jahre ein „Flex-Ticket“: Innerhalb der Rheinmetropole zahlen Passagiere einen Grundpreis von 20 Euro im Monat und erhalten dann bis zu zwölf vergünstigte Tagestickets für 2,50 Euro statt 7,20 Euro. Bei einem weiteren Modell, das der VRR bereits im kommenden Jahr im ganzen Verbund einführen möchte, sparen Gelegenheitspendler bei Einzeltickets 25 oder 35 Prozent, hinzu kommt eine Grundgebühr von 3,90 bzw. 8,90 Euro.

„Dass die Verkehrsverbünde auf vermehrtes Home-Office reagieren, ist zu begrüßen, allerdings muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen“, sagt Suthold. Seine Kritik: „Das Zehn-Tages-Ticket in Köln ist immer noch sehr teuer und kostet mehr als ein Monatsticket in anderen Großstädten. Und wenn man es nur für den Arbeitsweg braucht, sind zwanzig Einzelfahrten günstiger. Das kann nicht sein.“ Zu den VRR-Modellen sagt der ADAC Fachmann: „Die Ansätze sind schon besser, sollten aber schnell eingeführt werden. Und es darf nicht zu kompliziert für den Verbraucher werden.“

Größere Steigerungen bei den Preisen in NRW gab es im Vergleich zu letzten ADAC Untersuchung 2019 teilweise in den Verkehrsverbünden TeutoOWL und VRS. In Bielefeld stieg der Preis für eine Wochenkarte um etwa 14,6 Prozent. Das Tagesticket kostet jetzt 25 Prozent mehr. In Köln und Bonn legten die Preise für Wochen- und Monatstickets um etwa sieben Prozent zu. Im VRR betrug die Preissteigerung bei den untersuchten Ticketarten hingegen maximal 2,43 Prozent.

Vereinheitlichung wäre wünschenswert

Der aktuelle ADAC Preisvergleich in Großstädten hat gezeigt, dass die deutschen Städte von einheitlichen ÖPNV-Ticketpreisen noch meilenweit entfernt sind. Für ein Monatsticket zahlen die Menschen in Hamburg mit 112,80 Euro fast doppelt so viel wie in München. Das Wochenticket in Berlin kostet mit 36 Euro ebenso zweimal so viel wie in der bayrischen Landeshauptstadt. Der Hauptgrund für die Preisunterschiede ist die unterschiedliche Förderung des ÖPNV in den Großstädten. Dort, wo mehr öffentliches Geld in den Nahverkehr fließt, sind die Tickets für Fahrgäste günstiger.

Die Corona-Pandemie und zwischenzeitlich der massive Rückgang der Kundenzahlen hatte den Verkehrsverbünden ein tiefes Loch in die Kassen gerissen. Gegensteuern wollen die Verkehrsverbünde durch neue Bonus- oder Abo-Modelle sowie mit Rabatten. „Insgesamt wäre eine Vereinheitlichung der Preise auf möglichst niedrigem Niveau wünschenswert, um Alternativen zum Auto attraktiver zu machen und eine Mobilitätswende zu schaffen“, sagt Verkehrsexperte Suthold.

Alle Informationen und Details zum ADAC Preisvergleich finden Sie ab dem 4. November unter https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/tests.

Ein O-Ton-Paket (Audio) sowie Grafiken (Quelle ADAC e.V.) zur redaktionellen Verwendung (SPERRFRIST: 4. November, 0 Uhr) können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/t5oDeB5CopG8DSB

Fotos von Prof. Dr. Roman Suthold zur redaktionellen Verwendung (Quellenangabe) finden Sie hier: https://cloud.adac-nrh.de/s/F5NPdS5bENHABtp

Alle Pressemitteilungen des ADAC in NRW unter www.presse.adac.de/nrw
 


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