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Nordrhein-Westfalen | 17.03.2025

NRW-Verkehrsunfallsbilanz 2024: Statement des ADAC Nordrhein

Der ADAC Nordrhein schaut mit Sorge auf die NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024 und den Anstieg bei den getöteten Motorradfahrern. Die Unfallprävention muss ein noch stärkeres Gewicht in der Verkehrssicherheitsarbeit bekommen.

ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold schaut besorgt auf die NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024. Foto: Johannes Giewald

Zur NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024 nimmt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein und verkehrspolitischer Sprecher des ADAC in NRW, wie folgt Stellung:

NRW-Verkehrsunfallbilanz 2024 allgemein: „Die Zunahme der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen ist besorgniserregend. Ein Anstieg um fast 50 Prozent bei den getöteten Motorradfahrern zeigt, dass die Unfallprävention ein noch stärkeres Gewicht in der Verkehrssicherheitsarbeit bekommen muss. Unbelehrbaren Verkehrsteilnehmern müssen durch intensive Kontrollmaßnahmen, idealerweise als Anhaltekontrollen durch die Polizei, die Grenzen aufgezeigt werden.“

Gestiegene Zahl an Motorradunfällen: „Bei Unfällen ohne Fremdbeteiligung verlieren Motorradfahrer meist auf kurvigen Streckenabschnitten die Kontrolle über ihr Fahrzeug, sie kommen von der Straße ab und stürzen. Wichtig ist, dass Biker ihre eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen, mit angepasster Geschwindigkeit fahren und vorausschauend unterwegs sind. Die richtige Blickführung ist das A und O. Das bedeutet, dort hinzuschauen, wo ich auch hinfahren möchte, also zum Beispiel in die Kurve hineinzusehen. Dann geht das Motorrad automatisch mit und Gefahren lassen sich frühzeitig erkennen.

Auch Autofahrer müssen sich des höheren Aufkommens an Motorradfahrern besonders an warmen Tagen bewusst sein und beide Seiten mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Autofahrer unterschätzen häufig das Tempo von Motorrädern und sehen sie gerade beim Abbiegen wegen ihrer schmaleren Silhouette zu spät.

Der ADAC spricht sich vor allem auf den Hauptunfallstrecken für noch mehr Anhaltekontrollen durch die Polizei aus, denn nur wenn angemessene Strafen und eine hohe Wahrscheinlichkeit auf frischer Tat ertappt zu werden zusammenwirken, werden sich auch die auffälligen Biker besser an die Regeln halten. Bei den Kontrollen darf es aber nicht nur darum gehen, die Biker mit einem Bußgeld nach Hause zu schicken, sondern die aktive Aufklärungsarbeit sollte im Vordergrund stehen.

Wir empfehlen Motorradfahrern, regelmäßig an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen, um das optimale Bremsen und die Kurvenfahrt zu trainieren und das Gespür für die physikalischen Grenzen des eigenen Motorrads zu verbessern. Auch erfahrene Biker können in Auffrischungskursen immer noch dazulernen.“

Drogen-/Cannabis-Konsum im Straßenverkehr: „Drogen und Autofahren passen nicht zusammen. Das Fahren unter Wirkung von Drogen bleibt auch nach der Teillegalisierung von Cannabis weiterhin gefährlich und somit verboten, auch wenn der Nachweis schwieriger zu erbringen ist als etwa beim Alkohol. Die Einnahme von Drogen kann zahlreiche körperliche und psychische Auswirkungen hervorrufen, zum Beispiel die Einschränkung des Reaktions- oder Konzentrationsvermögens. Im Straßenverkehr kann das fatale Folgen haben, insbesondere wenn verschiedene Drogen gleichzeitig eingenommen werden oder zusätzlich Alkohol konsumiert wird.

Die Festlegung auf einen Cannabis-Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC je Milliliter Blutserum im Straßenverkehr trägt der allgemeinen Teillegalisierung ebenso Rechnung, wie der Tatsache, dass der Nachweis von weniger als 3,5 Nanogramm THC kaum Rückschlüsse auf den Zeitpunkt des Cannabis-Konsums sowie die Fahrtüchtigkeit zulässt. Gleichzeitig sind nach wie vor viele Fragen offen – etwa wann davon auszugehen ist, dass ein regelmäßiger Drogenkonsum oder Missbrauch und damit eine Gefährdung für den Straßenverkehr vorliegt. Vor diesem Hintergrund braucht es dringend weitere Untersuchungen sowie bessere Messmethoden, die es auch Polizei und Behörden ermöglichen, sachgerechte Entscheidungen gerade mit Blick auf die Verpflichtung zu einer MPU zur treffen.“

Gestiegene Zahl an E-Scooter-Unfällen: „Nach wie vor unterschätzen E-Scooter-Fahrer die Gefahren im Straßenverkehr. Den Menschen muss klargemacht werden, dass E-Scooter keine Tretroller sind, mit denen man als Kind über den Hof gefahren ist. Fahrten zu zweit oder unter Alkoholeinfluss erhöhen das Unfallrisiko nochmal dramatisch. Mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt oder die Polizei wären wünschenswert, damit auch Sanktionsmöglichkeiten stärker genutzt werden können, um die Regeln durchzusetzen.“

Gestiegene Zahl an Pedelec-Unfällen: „Pedelecs werden auch bei jüngeren Menschen immer beliebter. Gerade auf kurzen Strecken zwischen drei und zwölf Kilometern sind sie eine gute Alternative zum Auto. Allerdings kommt es immer wieder auch zu schweren Unfällen. Das höhere Gewicht und die stärkere Beschleunigung im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad werden häufig unterschätzt. Wir empfehlen deswegen allen Altersgruppen, den sicheren Umgang mit dem Pedelec regelmäßig zu üben, zum Beispiel bei Fahrtrainings von ADAC oder Polizei. So lassen sich nicht nur Stürze, sondern auch viele gefährliche Situationen im Straßenverkehr vermeiden.“

Hintergrund: Der ADAC in Nordrhein-Westfalen ist Partner der NRW-Initiative #sicherimStraßenverkehr, einem Zusammenschluss von verschiedenen Protagonisten der Verkehrssicherheitsarbeit. Die Initiative verfolgt das Ziel, mit gemeinsamen Aktionen die Anzahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren und für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.

Die Pressemitteilung des NRW-Innenministeriums zur Verkehrsunfallsbilanz 2024: Verkehrsunfallbilanz 2024: Weniger Verunglückte, mehr Verkehrstote - besonders Motorradunfälle sind gestiegen | IM

Fotos von Prof. Dr. Roman Suthold zur redaktionellen Verwendung (Quellenangabe) finden Sie hier: https://cloud.adac-nrh.de/s/YGJoDeMz6WBfwPY

Die Aussagen im O-Ton-Format (Audio/Thomas Müther, Sprecher ADAC Nordrhein) können Sie in Kürze hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/MATWeibAPeszZpt
 


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