Nachhaltige Mobilität in Urlaubsorten: Monschau (Eifel) schneidet im ADAC Test mangelhaft ab
Der ADAC hat untersucht, wie es in 20 Urlaubsorten um das Angebot zum Thema nachhaltige Mobilität bestellt ist. An einigen Orten gibt es großen Nachholbedarf, um Urlaubern den Verzicht auf das eigene Auto zu ermöglichen - darunter auch in Monschau in Nordrhein-Westfalen.
Der ADAC hat beliebte Ferienorte in Deutschland dahingehend untersucht, wie nachhaltig dort in puncto Mobilität Urlaub gemacht werden kann.
Das Ergebnis: Die 20 getesteten Orte schneiden hinsichtlich umweltschonender Mobilität sehr unterschiedlich ab. An einigen Orten gibt es großen Nachholbedarf, um Urlaubern den Verzicht auf das eigene Auto zu ermöglichen - darunter auch in Monschau in Nordrhein-Westfalen. Bewertet wurden die ausgewählten Urlaubsziele hinsichtlich „An- und Abreise“, „Mobilität vor Ort“ und „Information“. Laut ADAC Test finden Urlauber an allen untersuchten Orten entsprechende Informationen und Angebote zu klimafreundlicher Mobilität, die Qualität und die Quantität unterscheiden sich jedoch stark.
Die Hälfte der 20 getesteten Urlaubsziele - allesamt kleinere Orte abseits von Ballungsgebieten - erreichte ein „sehr gut“ oder „gut“, vier Orte bekamen immerhin noch ein „ausreichend“. Gut ein Viertel der Destinationen fiel aber mit „mangelhaft“ durch, darunter Monschau in der Eifel, der Ort Oberwiesenthal im Erzgebirge sogar mit „sehr mangelhaft“. Testsieger Lindau am Bodensee erfüllte 92,5 Prozent der geforderten Kriterien, Schlusslicht Oberwiesenthal nur 49,2 Prozent. Monschau erreichte einen Wert von 57,5 Prozent. Was die Zahlen jedoch nur bedingt abbilden können: Fehlt auch nur ein entscheidendes Mobilitätsangebot vor Ort, verzichten Urlauber wohl seltener auf das Auto.
Wer Angebote zur nachhaltigen Mobilität hat, sollte die nach Ansicht des ADAC auch entsprechend bei der Zielgruppe bewerben. Tatsächlich sahen die ADAC Tester in der Kategorie „Information“ aber noch einiges an Verbesserungspotential. Ein Viertel der Orte fiel in dem Bereich durch. Monschau bekam hier die ADAC Note „ausreichend“. Positiv bewerteten die Tester insgesamt die Infos zur Mobilität vor Ort auf der touristischen Website (monschau.de) und besonders die vielen Details in der Kategorie Barrierefreiheit. Allerdings gab es auf der Website keinen offensichtlichen Hinweis zur kostenlosen ÖPNV-Nutzung mit Gästecard - eigentlich ein starker Anreiz, das eigene Auto zu Hause zu lassen. Besonders aber am Hauptankunftsort (Bushaltestelle „Parkhaus Seidenfabrik“) wies die Informationslage erhebliche Mängel auf. So fehlten zum Beispiel ein unmittelbar erkennbares Leitsystem für Radfahrer und Fußgänger oder ein Ortsplan zur weiteren Orientierung in Sichtweite. Zudem war die elektronische Haltstelleninformation außer Betrieb. Die besten Informationen stellte im ADAC Test der Ort Westerland auf Sylt zur Verfügung.
In der Kategorie „An- und Abreise“ schnitten Binz (Rügen) und Lindau am besten ab (Note „sehr gut“). Sieben der 20 Orte kamen allerdings nicht über ein „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“ hinaus. Da der Bahnanschluss bei den umweltfreundlichen Anreisemöglichkeiten eine große Rolle spielt, landeten die fünf Orte ohne DB-Anbindung (Bispingen/Lüneburger Heide, Burg/Spreewald, Oberhof/Thüringer Wald, Oberwiesenthal/Erzgebirge und Monschau/Eifel) auf den letzten Plätzen. Schlusslicht ist Monschau. Hier fehlt nicht nur ein Bahnanschluss, es gibt im Umkreis von 20 Kilometern auch keine Fernbushaltestelle. Zur Überwindung der sogenannten „letzten Meile“ zur Unterkunft steht eine Linienbushaltestelle am Hauptankunftsort zur Verfügung. Vermisst haben die Tester hier unter anderem ein Fahrradverleihsystem im Umkreis von 250 Metern.
Von den drei getesteten Kategorien erreichten die Urlaubsorte bei der „Mobilität vor Ort“ die besten Ergebnisse. Mit einem „sehr gut“ schnitten Lindau, Baiersbronn (Schwarzwald), Waren (Müritz) und Wernigerode (Harz) ab. Monschau erhielt die ADAC Note „gut“. Pluspunkte waren u.a. die Gäste-/ Kurkarte mit kostenloser Nutzung aller öffentlicher Verkehrsmittel, Ladestationen für Elektroautos im Ort, die Vermietung von E-Bikes oder Pedelecs sowie zusätzliche thematische oder saisonale Mobilitätsangebote. Als nur einer von sechs Orten hat Monschau nicht nur ein touristische Mobilitätskonzept, sondern führt auch Gästebefragungen zu Anreisearten durch.
ADAC Empfehlungen an die Bundes- und Landespolitik:
- Anreise mit der Bahn bezüglich Streckennetz und barrierefreier Bahnhöfe unterstützen, z.B. durch den Erhalt oder die Wiederbelebung von Bahnstrecken
- Fahrradmitnahme im Nah- und Fernverkehr verbessern, z.B. durch saisonal aufgestocktes Platzangebot
- Ausbau der E-Ladeinfrastruktur und einheitliche Ladesysteme ohne Zugangsbarrieren unterstützen
- Vernetzung der Verkehrssysteme vorantreiben, z.B. durch verkehrsmittelübergreifende Online-Buchungssysteme
- Einbindung des Fernbusverkehrs in das Deutschlandticket
ADAC Empfehlungen an Urlaubsorte:
- Umfassende, an Gästebedürfnisse angepasste und leicht auffindbare Informationen zur alternativen Anreise auf den Webseiten der Touristeninformationen bereitstellen
- Insbesondere bei nicht optimaler Reisekette mit dem Öffentlichen Verkehr detailliert über die Anreisemöglichkeiten informieren (z.B. nächstgelegener DB-Bahnhof, beste Verbindungen von dort)
- Ausführliche Online-Informationen zur Mobilität vor Ort zur Verfügung stellen ->
- ÖPNV-Linien mit Fahrplänen
- Hinweise auf etwaige Bedarfsverkehre (Anruf-Sammeltaxis u.Ä.)
- Erreichbarkeit von Sehenswürdigkeiten mit ÖPNV/ Rad/ zu Fuß
- Barrierefreiheit (z.B. von Haltestellen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Sehenswürdigkeiten, Stadtpläne mit Informationen zu Treppen und Steigungen)
- E-Ladeinfrastruktur für Auto und Fahrrad
- Autovermietung, Carsharing, Taxi-Unternehmen, Roller-/Fahrradverleih
- Aufenthalts- und Informationsqualität am Ankunftsbahnhof verbessern
-> Überdachte und barrierefreie Umstiegsmöglichkeiten zum ÖPNV
-> Dynamische Fahrgastinformationsanzeigen
-> Fahrradabstellmöglichkeiten mit Lademöglichkeit für E-Bikes/Pedelecs
-> Leicht auffindbare Ortspläne, Fußgänger- und Radwegweisung
- Flächen für Taxen, Carsharing, Fahrradverleih im Bahnhofsumfeld bereitstellen
- Bedarfsgerechte Haltestelleninfrastruktur für den Fernbuslinienverkehr mit komfortabler Verknüpfung des ÖPNV unterstützen
- All-Inclusive Lösungen zur Mobilität anbieten, z.B. über Gästekarten mit inkludierter ÖPNV-Nutzung im Ort und der Region und diese bereits für die Anreise (digital) nutzbar machen
- Lokale und regionale Verkehrsbetriebe dazu anhalten, ihre Haltestellen und Fahrpläne in Kartendienste wie z.B. Google Maps einzupflegen, um die Verbindungssuche für Gäste zu vereinfachen
- Saisonale Angebote, wie z.B. Fahrrad- und Wanderbusse einsetzen
- Kooperation vor Ort suchen: Verantwortliche und Betroffene an einen Tisch holen, um gemeinsam gästeorientierte, nachhaltige Lösungen zu finden
- Mobilitätskonzepte entwickeln, die lokale und regionale Bedürfnisse von Touristen und Bewohnern berücksichtigen
- Anreiseart der Gäste und Mobilitätsverhalten regelmäßig erheben, auswerten und notwendige Maßnahmen daraus ableiten (z.B. zur Nachbesserung von Angeboten)
- ÖPNV durch Einsatz alternativer Antriebe im Fuhrpark klimafreundlich gestalten
Konkrete ADAC Empfehlungen an die Stadt Monschau:
- Mobilität vor Ort (Radverleih, Trimobil, Taxen) nicht nur textlich auf der Website beschreiben, sondern auch Anbieter verlinken/ mit Adresse aufführen
- Informationen zu ÖPNV-Verbindungen auf der Website ergänzen: Linien von Aachen aus aufführen, auf Gästekarte und Mobilitäts-Integration hinweisen, zentrale Bushaltestelle Monschaus auch in der Kategorie Anreise benennen
- Informationen zur Barrierefreiheit von Sehenswürdigkeiten durchgängig auch in der regulären Kategorie Sehenswürdigkeiten bereitstellen
- Informationsbereitstellung am Hauptankunftsort prüfen (Kennzeichnung des Weges in die Altstadt/ Ortsplan an der Haltestelle)
- Angebot des Rufbusses NetLiner zur Anbindung des Umlandes: Fahrten am Wochenende für Gäste ermöglichen
ADAC Tipps für Reisende:
- Informationen zur alternativen Anreise und Mobilität auf den Webseiten der Touristeninformationen nutzen; offene Fragen lassen sich ggf. über Chatbots klären
- Bei der Wahl des Urlaubsortes von nachhaltigen Angeboten inspirieren lassen, z.B. Fahrtziel Natur der Deutschen Bahn oder Alpine Pearls
- Sofern vorhanden, Angebote wie Rufbusse und Anrufsammeltaxis einplanen, um eventuelle Mobilitätslücken zu schließen, ggf. persönlich bei der Touristeninfo nachfragen
- Angebote der Gästekarte nutzen: Viele bieten auch Vergünstigungen in puncto Mobilität
- Erleichternde Angebote wie Gepäcktransfers und Shuttle-Dienste von Hotels oder Reisveranstaltern nutzen; alternativ Gepäck-Service der Deutschen Bahn nutzen
Methodik: Der ADAC hat 20 beliebte Urlaubsorte in Deutschland abseits der Großstädte und Ballungsräume auf das Angebot nachhaltiger Mobilität überprüft und die dabei erhobenen Daten in den drei Kategorien „An- und Abreise“, „Mobilität vor Ort“ und „Information“ (jeweils gleich gewichtet) ausgewertet. Der ADAC vergab in den Kategorien sowie der Gesamtwertung die Noten „sehr gut“, „gut“, „ausreichend“, „mangelhaft“ und „sehr mangelhaft“. Der ADAC Test fand von Juli bis Oktober 2022 statt. Die Erhebung setzte sich aus einer Abfrage bei den Urlaubsorten, einer Internet-Recherche und einem Vor-Ort-Test zusammen.
Die Kategorie „An- und Abreise“ betrachtete im Wesentlichen die Anschlüsse zum und vom Urlaubsort (z.B. Bahn, Fernbus, Linienbus) sowie die Möglichkeiten zur Überbrückung der „letzten Meile“ vom Bahnhof zur Unterkunft (u.a. Bus, Taxi, Shuttle, Leihräder, Autovermietung), aber auch die Ausstattung vor Ort wie eine Überdachung an Haltestellen oder die Möglichkeit eines stufenlosen Umstiegs.
In der Kategorie „Mobilität vor Ort“ wurden die ÖPNV-Verbindungen (u.a. Bus, Taxi, thematische/saisonale Mobilitätsangebote) und Angebote zur individuellen Mobilität ohne ÖPNV (z.B. Autovermietungen, Ladestationen, e-Bike-Verleih, verkehrsfreie Zonen im Zentrum) getestet, daneben aber auch das Angebot einer Gäste-/Kurkarte mit Vorteilen bei der Nutzung des ÖPNV sowie Kombitickets für Freizeit und Verkehr. Generell wurde im Rahmen dieses Tests ausschließlich das Vorhandensein der Angebote zur individuellen Mobilität (wie z.B. E-Ladesäulen, Autovermietung) erhoben, nicht jedoch deren Anzahl und Qualität. Zudem wurde untersucht, wie gut zwei beliebte Ausflugsziele des Ortes (innerörtlich und in der Umgebung von max. 25 km) mit dem ÖPNV erreichbar sind.
Die Kategorie „Information“ prüfte die Vorabinfos auf der touristischen Website der Orte zur Anreise sowie zur Mobilität vor Ort ohne eigenes Auto. Hier wurde getestet, ob Gästen primär die Anreise ohne Auto empfohlen wird und welche digitalen Hilfsmittel dazu gegeben werden (z.B. Online-Fahrplanauskunft). Auch die Information vor Ort am Bahnhof wurde untersucht (z.B. Infotafeln, Ortsplan). Von den Touristeninformationen wurden darüber hinaus Aktivitäten zur Förderung der nachhaltigen touristischen Mobilität vor Ort abgefragt. Dazu gehören zum Beispiel Erhebungen der Anreiseart von Gästen und ein örtliches oder regionales Mobilitätskonzept.
Weitere Informationen zum ADAC Test mit detaillierter Auswertung aller 20 Orte finden Sie hier:
https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/tests/nachhaltige-tourismusorte
Die Ergebnistabelle sowie weitere Grafiken zum ADAC Test (Quelle ADAC e.V.) können Sie zur redaktionellen Verwendung hier herunterladen:
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