Im Nachtzug durch Europa: Drei Verbindungen ab Köln im ADAC Check
Von den drei untersuchten Nachtzügen ab Köln (Ziele: Budapest, Florenz, Barcelona) ist laut ADAC Check nur die Verbindung Köln - Budapest eingeschränkt empfehlenswert. Insgesamt gibt viel zu wenige Direktverbindungen, die Verbindungssuche im Internet gestaltet sich unkomfortabel und einige Züge sind richtig teuer.
Abends in den Nachtzug steigen und morgens ausgeruht am Ziel ankommen – gut 40 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, so in den Urlaub zu starten. Wie bequem sich dieser Wunsch nach entspanntem Reisen verwirklichen lässt, hat der ADAC in einem großen Online-Check von rund 100 potenziellen Nachtzug-Strecken quer durch Europa untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur auf 55 Strecken fand der ADAC überhaupt akzeptable Nachtzugverbindungen. Auf der Hälfte dieser Strecken müssen Reisende allerdings mindestens einmal umsteigen.
Geprüft wurden Verbindungen aus sieben deutschen Städten mit Nachtzug-Angebot: Köln, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Dresden, Hannover. Ziel waren zwölf touristisch attraktive europäische Metropolen: Paris, London, Madrid, Barcelona, Rom, Mailand, Brüssel, Wien, Budapest, Stockholm, Amsterdam und Florenz. Ermittelt wurde immer das zum Testzeitpunkt günstigste Angebot mit Liegemöglichkeit für die Hinfahrt.
Im Realitätscheck beleuchteten die ADAC Tester 21 beispielhaft ausgewählte Städteverbindungen mit Planung und Buchung über verschiedene Onlineportale. Die Preisspanne für die Hinfahrt lag dabei zwischen 54 Euro und 607,80 Euro. Die Reisedauer betrug zwischen 11:20 Stunden und 23:44 Stunden. Preis und Reisedauer steigen deutlich an, je häufiger die Fahrenden umsteigen müssen.
„Es gibt viel zu wenige Direktverbindungen, die Verbindungssuche im Internet gestaltet sich unkomfortabel und einige Züge sind richtig teuer. Somit ist der umweltverträgliche Nachtzug innerhalb Europas zu selten eine echte Alternative zu Flugzeug und Auto“, kritisiert Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein.
Von den drei untersuchten Nachtzügen ab Köln (Ziele: Budapest, Florenz, Barcelona) war lediglich die Verbindung Köln - Budapest mit leichten Einschränkungen empfehlenswert. Positiv ist hier nach Abfahrt (22.27 Uhr) der lange Nachtzug-Anteil (10:50 Stunden) an der Gesamt-Fahrtdauer (13:52 Stunden), um ausreichend Schlaf zu finden. Der notwendige Umstieg in Wien findet zu einer zumutbaren Zeit um 9.17 Uhr statt. Der günstigste Preis für die gesamte Strecke lag bei 120,90 Euro (DB-Portal).
Als nicht verbraucherfreundlich bewertete der ADAC hingegen die Verbindungen von Köln nach Florenz (13:22 Stunden) und Barcelona (16:51 Stunden). Beide Züge starten erst kurz vor Mitternacht (23.42 Uhr). Nach Florenz sind zwei, nach Barcelona sogar drei Umstiege notwendig, der erste Umstieg jeweils sehr früh am Morgen um 6.20 Uhr. Der Nachtzug-Anteil beträgt auf beiden Verbindungen nur 6:38 Stunden. Außerdem ist das Angebot teuer. Alleine die Hinfahrt kostet nach Florenz im günstigsten Fall 200,25 Euro und nach Barcelona 226,35 Euro.
Von den 21 im ADAC Check beispielhaft dargestellten Verbindungen waren sieben Direktverbindungen überzeugend und sieben weitere Verbindungen mit einem Umstieg eingeschränkt empfehlenswert. Sieben Verbindungen – zumeist mit häufigen Umstiegen und ungünstigen Abfahrtszeiten – stuften die ADAC Tester als unattraktiv ein.
Als großes Problem hat sich im ADAC Check herausgestellt, dass es keine einheitliche Buchungsplattform für länderübergreifende Tickets gibt. Die Online-Recherche und der Vergleich von Fahrzeiten, Preisen oder Komfortkategorien sind oft verwirrend und sehr zeitintensiv. Die im Check genutzten Buchungsportale DB-Navigator, Trainline und Rail Europe liefern teils unterschiedliche oder viel zu umständliche Verbindungen.
Eine erfolgreiche Online-Suche garantiert zudem noch keine Buchung, denn oftmals ist für eine ausgesuchte Verbindung kein Ticket erhältlich. „Die Online-Buchung gleicht nicht selten einem Lotteriespiel, denn die zuvor mühsam recherchierte Verbindung ist oft nicht buchbar. Entweder sind die Züge bereits ausgebucht oder sie erscheinen einfach nicht mehr“, sagt ADAC Experte Suthold. Der ADAC rät deshalb zur schnellen Buchung, das heißt spätestens vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt und für die Ferienzeiten möglichst noch früher.
Wenig hilfreich sind bisweilen die Preisangaben bei den Portalen. Auch bei der DB waren die Preise für die 21 Testverbindungen nicht durchgängig abrufbar, so dass die Kunden beim jeweiligen internationalen Anbieter anfragen oder direkt am Serviceschalter buchen müssen. So ist es auch nachvollziehbar, dass laut einer projektbegleitenden repräsentativen ADAC Umfrage 53 Prozent der befragten Nachtzugreisenden für die Buchung ihrer Fahrt lieber zum Schalter oder in ein Reisebüro gehen. Andererseits: Bei drei Viertel der Anfragen überzeugte die DB mit dem günstigsten Angebot, Rail Europe lieferte dies immerhin bei der Hälfte.
Damit das Nachtzug-Angebot attraktiver und eine echte Alternative zum Flugzeug und Auto wird, müssen nach Ansicht des ADAC Planung und Buchung deutlich einfacher und damit verbraucherfreundlicher werden. Dazu zählt eine einheitliche Buchungsplattform für den Vergleich und Kauf grenzübergreifender Tickets mit durchgängiger Gültigkeit bei verpassten Anschlüssen. Auch die Online-Recherche könnte durch eine Zusatz-Funktion für die gezielte Suche nach Nachtzügen erleichtert werden.
Zudem sollte laut ADAC das europäische Nachtzugangebot mit mehr zusätzlichen und direkten Verbindungen ausgebaut und mit mehr bezahlbaren Liegemöglichkeiten ausgestattet werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür wäre eine verbesserte Zusammenarbeit europäischer Bahnbetreiber.
Weitere Informationen zum ADAC Nachtzug-Check finden Sie unter https://www.adac.de/nachtzuege-check.
Eine Grafik (Quelle ADAC e.V.) sowie O-Töne (Audio) zur redaktionellen Verwendung können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/jJ4NKtjG7bdD5d6
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