Heißes NRW-Wochenende: ADAC Nordrhein warnt vor Hitze im Auto und gibt Tipps
Je nach Sonneneinstrahlung kann sich der Fahrzeuginnenraum laut ADAC innerhalb kürzester Zeit auf bis zu 60 Grad Celsius aufheizen.
Angesichts der heißen Temperaturen am kommenden Wochenende warnt der ADAC Nordrhein davor, Menschen oder Tiere auch nur kurz im abgestellten Auto zurückzulassen. Je nach Sonneneinstrahlung kann sich der Fahrzeuginnenraum innerhalb kürzester Zeit auf bis zu 60 Grad Celsius aufheizen. „Für kleine Kinder, ältere Menschen und Tiere ist das lebensgefährlich. Binnen weniger Minuten kann ein verschlossenes Auto zur Todesfalle werden“, erklärt Elke Hübner, Verbraucherschützerin vom ADAC Nordrhein.
Die Fenster einen Spalt breit aufzulassen, ist keine Lösung, wie ein ADAC Test bei einer Außentemperatur von ca. 28 Grad zeigt: Bei geschlossenen Fenstern wurden nach zehn Minuten fast 38 Grad und nach 20 Minuten sogar 45 Grad gemessen. Bei zwei leicht geöffneten Fenstern erreichten die Werte immer noch 36 bzw. 42 Grad.
Passanten, denen ein in der Sonne geparktes Auto mit einem Kind oder Tier auffällt, sollten zunächst an der Scheibe klopfen, um festzustellen ob aus dem Innenraum noch eine Reaktion erfolgt. „Bevor ein Fenster eingeschlagen wird, gilt es, erst einmal den Ernst der Lage überprüfen“, rät Hübner. Wie heiß ist es? Reagiert die Person oder das Tier auf Klopfen an der Scheibe? Ist der Wagen verschlossen? Liegt wirklich ein Notfall vor? „Diese Fragen sollte man zunächst abklären“, sagt die ADAC Expertin. Wer sich unsicher ist, kann andere Passanten zurate ziehen.
„Man sollte versuchen, den Fahrer ausfindig zu machen“, sagt Elke Hübner. Beispielsweise indem man in benachbarten Geschäften fragt oder das Kennzeichen ausrufen lässt. „Droht allerdings dem Kind oder dem Tier im Auto direkte Gefahr durch die Hitze, sollten Polizei oder Feuerwehr alarmiert werden und man darf selbst aktiv werden“, erklärt die ADAC Verbraucherschützerin. Dabei sollten Helfer allerdings die Maßnahme wählen, mit der sie den geringsten Schaden anrichten und Insassen nicht noch zusätzlich gefährden. Ist die Person oder das Tier aus dem Auto befreit, empfiehlt der ADAC Nordrhein, sofort Wasser anzubieten, bei Bewusstlosigkeit – falls noch nicht geschehen – den Rettungsdienst / die Tierrettung zu verständigen und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen zu beginnen.
„Rechtlich gesehen begeht man als Ersthelfer zwar Sachbeschädigung, wenn man etwa die Scheibe einschlägt“, weiß Elke Hübner. „Aber durch Paragraf 34 des Strafgesetzbuches zum rechtfertigenden Notstand sowie dem fast wortgleichen Paragrafen 228 im BGB wird man geschützt.“ Diese besagen: Wenn eine direkte Notlage für Leib und Leben besteht und diese nur durch erforderliches, aktives Eingreifen abgewendet werden kann, handelt man nicht rechtswidrig. „Wer auf Nummer sicher gehen will, dokumentiert sein Handeln“, rät die Rechtsexpertin. Fotos, Videos, Uhrzeiten, Kennzeichen, Automarke und -farbe sowie Zeugen mit Kontaktdaten können im Zweifelsfall hilfreich sein.
Achtung: Wenn es sich bei dem abgestellten Fahrzeug um ein Elektroauto handelt, kann es sein, dass es im Inneren schön kühl ist. Denn E-Autos haben den Vorteil, dass sie vollständig klimatisiert werden können, ohne dass dafür ein Verbrenner laufen muss. Ein leichtes Surren, wie etwa bei einem Kühlschrank, deutet auf eine laufende Klimaanlage hin.
Der ADAC Nordrhein gibt Tipps, wie man die Sommerhitze im Fahrzeug erträglicher machen kann:
Vor Fahrtbeginn: Türen und Schiebedach des von der Sonne aufgeheizten Fahrzeugs öffnen und lüften, danach alles wieder schließen. Lüftung anfangs auf die höchste Stufe stellen. Vorsicht: Sowohl Steuer und Schaltknauf als auch Sitze können heiß sein.
Mittagshitze meiden: Der ADAC Nordrhein empfiehlt, längere Autofahrten in den Morgen- oder Abendstunden anzutreten. Während der größten Mittagshitze zwischen 12 und 15 Uhr ist eine Pause im Schatten sinnvoll.
Sonnenschutz: Viele Autofahrer glauben, dass sie hinter der Autoscheibe vor direkten Sonnenstrahlen geschützt sind. Das stimmt jedoch nur bedingt. Für einen optimalen Schutz kann man die hinteren Seitenfenster mit einer speziellen Folie bekleben, die vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) zugelassen ist. Diese filtert nicht nur das UV-Licht, sondern auch die für die Hitze im Fahrzeug verantwortliche Infrarot-Strahlung. Eine gute Alternative sind mobile Lösungen, die man zum Beispiel mit Saugnäpfen an den Fensterscheiben befestigen kann. Die Frontscheibe und die vorderen Seitenfenster sind für Folien und andere Sonnenschutzelemente tabu. Das Sichtfeld des Fahrers darf nicht eingeschränkt werden.
Klimaanlage: Wer die Temperatur im Auto zu stark herunterkühlt, kann Kreislaufprobleme bekommen. Der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur sollte nicht zu extrem sein. Optimal sind laut ADAC Nordrhein innen 22 bis 25 Grad. Wichtig: Alle Lüftungsdüsen nach dem Öffnen so einstellen, dass der Luftstrom möglichst über die Schultern der vorne sitzenden Personen zielt. Trifft der Strom direkt auf die Körperpartien, besteht erhöhte Erkältungs- und Verkühlungsgefahr. Bei Kurzstrecken ist es sinnvoll, auf die Klimaanlage zu verzichten und stattdessen die Fenster aufzumachen.
Auf längeren Fahrten sollten Autofahrer zumindest während der ersten Minuten die Fenster öffnen, bevor sie die Klimaanlage einschalten. Kurz vor Erreichen des Fahrtziels die Klimaanlage dann wieder ausschalten und nur die Lüftung weiterlaufen lassen, damit Kondenswasser verdunstet und sich keine übelriechenden Bakterien und Pilze bilden können. Der ADAC Nordrhein empfiehlt zudem, die Klimaanlage regelmäßig zu desinfizieren.
Flüssigkeitszufuhr: Viel trinken ist bei Autoreisen besonders wichtig. Pro Tag am besten bis zu drei Liter Wasser, Saftschorle oder Tee, aber nicht eisgekühlt. Der Körper ist ansonsten damit beschäftigt, die kalte Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu erwärmen. Die Folgen sind verstärktes Schwitzen und eventuell Magenbeschwerden.
Parken: Wer sein Auto abstellt, sollte nach Möglichkeit im Schatten parken. Achtung: Die Sonne wandert im Uhrzeigersinn weiter. Deshalb den Lauf der Sonne in die Überlegung mit einbeziehen. Ist kein Schattenparkplatz vorhanden, rät der ADAC Nordrhein zu einen Thermo-Sonnenschutz, der auf der Windschutzscheibe liegt und die Sonne reflektiert. Kindersitze können mit einem hellen Tuch abgedeckt werden. Eltern sollten vor Fahrtantritt zudem überprüfen, ob Sitz und Gurte nicht zu heiß geworden sind, denn diese können gerade bei nackter Haut zu Verbrennungen führen.
Ein O-Ton Paket (Audio) und eine Grafik (Quelle ADAC e.V.) zur Gefahr durch Hitze im Auto können Sie hier herunterladen:
Presse Ansprechpartner