Heftige Gewitter in NRW: Das rät der ADAC Autofahrern, Campern und Radfahrern
Defensiv fahren, die Geschwindigkeit reduzieren, mehr Sicherheitsabstand halten und sich voll auf die Straße konzentrieren, sind laut ADAC in NRW die wichtigsten Tipps bei Gewitter, Starkregen und Sturmböen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für den Verlauf des Donnerstags starke Gewitter mit teils heftigen Regenfällen und Sturmböen in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Der ADAC in NRW rät Autofahrern deshalb zu besonderer Vorsicht und warnt vor schlechter Sicht und Aquaplaning. „Wer mit dem Auto unterwegs sein muss, sollte defensiv fahren, die Geschwindigkeit reduzieren, mehr Sicherheitsabstand halten und sich voll auf die Straße konzentrieren“, sagt ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold.
Sobald der Scheibenwischer auf die höchste Stufe gestellt werden muss, empfiehlt der ADAC, nur noch maximal 80 km/h zu fahren. Bei Sichtweiten von unter 50 Metern müssen Autofahrer auch bei Starkregen die Nebelschlussleuchte einschalten. Die maximale Höchstgeschwindigkeit beträgt auch auf Autobahnen dann nur noch 50 km/h. „Wir raten dazu, bei solch extremen Verhältnissen nicht mehr den halben Tacho als Anhaltspunkt für den Abstand zu wählen. Geschwindigkeit gleich Abstand, das ist wesentlich sicherer“, erklärt Suthold.
Bei heftigen Regenfällen steigt besonders auf Strecken mit viel Schwerlastverkehr die Gefahr für Aquaplaning. Wasser sammelt sich in Spurrillen und läuft nicht mehr schnell genug ab. Die Reifen können das Regenwasser bei hohen Geschwindigkeiten dann nicht mehr verdrängen, das Auto verliert den Kontakt zur Straße und beginnt zu schwimmen. Der ADAC in NRW empfiehlt, in so einer Situation den Fuß vom Gas zu nehmen und keine abrupten Brems- oder Lenkmanöver zu machen. Drohendes Aquaplaning erkennen Autofahrer an Wassergeräuschen, Veränderungen der Motordrehzahl oder einer leichtgängigen Lenkung.
Wird das Fahrzeug von einer Sturmböe erfasst, sollten Autofahrer laut ADAC kontrolliert gegenlenken. Das fällt bei niedrigen Geschwindigkeiten erheblich leichter. Außerdem wichtig: Baumreiche Strecken meiden und auf Brücken und in Waldschneisen die Hinweisschilder beachten. Hier ist die Gefahr groß, von heftigen Böen erfasst zu werden. Besondere Vorsicht gilt auch beim Überholen von Lastwagen und Bussen. „Schon beim Eintauchen in den Windschatten des überholten Fahrzeugs verändert das Auto seine Richtung. Nach dem Überholvorgang wird es dann wieder voll vom Seitenwind erfasst“, warnt Suthold. Besonders anfällig für Seitenwind sind Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne sowie Busse und Lkw. Diese Fahrzeuge können im schlimmsten Fall sogar umkippen.
Der ADAC in NRW rät, bei Gewitter mögliche Ablenkungsquellen wie laute Musik auszuschalten und auch auf das Telefonieren mit der Freisprecheinrichtung zu verzichten. Jederzeit müsse mit umgestürzten Bäumen oder herabfallenden Ästen gerechnet werden. Zudem könnten andere Verkehrsteilnehmer bei Starkregen oder Sturmböen plötzlich anders reagieren als erwartet.
Sollte der Blitz ins Auto einschlagen, was äußerst selten vorkommt, wirkt die Karosserie als sogenannter Faradayscher Käfig. Dieser leitet die elektrische Entladung um die Insassen herum. Im Innenraum sollte man nach dem Blitzeinschlag keine Metallteile berühren, die mit der Karosserie in Verbindung stehen. Bei der heute üblichen Kunststoffauskleidung ist das aber kein großes Problem. Als Parkplatz sollte man sich während eines Gewitters keine erhöhten Punkte aussuchen. Fenster sowie Schiebedach schließen und alle Antennen (soweit möglich) einziehen.
Cabrio-Fahrer sollten bei Gewitter das Verdeck vollständig schließen. Dann funktioniert auch hier das Prinzip des Faradayschen Käfigs. In nahezu jeder Verdeck-Konstruktion gibt es sogenannte Stangen aus Metall, die einen Einschlag zum Boden ableiten. Auch Windschutzscheibenrahmen, Überrollbügel und Verdeck-Mechanik wirken mit.
Campern rät der ADAC in NRW, offene Fenster, Türen und Klappdächer zu schließen, auf Geschirrspülen oder Duschen zu verzichten und das 230-Volt-Kabel außen am Wagen abzuziehen (Gefahr der Überspannung). Außerdem sollte man keine metallischen Teile der Einrichtung anfassen und den Kopf aus dem Dachbereich raushalten. Einen sicheren Aufenthalt bietet in jedem Fall die Fahrerkabine. Ein Fahrzeug mit Kunststoffaufbau ohne Metallgerippe oder Metallgeflecht in den Außenwänden bildet hingegen keinen Faradayschen Käfig und daher auch keinen Schutz gegen Blitzschlag.
Fahrradfahrer haben keinen schützenden Käfig um sich. Im Fall eines Gewitters mit Blitz und Donner sollten Radfahrer (wie auch Fußgänger) im Freien generell hohe Standorte wie Berge und Hügel, aber auch Bäume, Masten sowie Metallkonstruktionen wie Zäune oder Gitter meiden. Der ADAC in NRW rät: Keinesfalls den höchsten Punkt im Gelände bilden, absteigen und ausreichend Abstand vom Fahrrad halten. Wenn möglich sollte man sich unter einer Brücke oder einem Vordach unterstellen. Für Radfahrer sind allerdings grundsätzlich eher Gegenstände auf der Straße, Hagel oder schlechte Sicht gefährlicher als der Blitz selbst.
Die ADAC Pannenhilfe ist telefonisch unter 089 20 20 4000, über die kostenlose Pannenhilfe-App oder adac.de/hilfe erreichbar.
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