Freigabe der Leverkusener Brücke: Das sagt der ADAC Nordrhein
Mit der Freigabe des ersten Bauwerks der neuen A1-Rheinbrücke Leverkusen kann der Güterverkehr wieder über die Brücke rollen. Lkw-Fahrer sparen Zeit, Speditionen Kosten und die Umweltbelastung sinkt. Die Verkehrslage auf dem Kölner Autobahnring könnte sich laut ADAC etwas entspannen.
Der ADAC Nordrhein sieht in der Freigabe des ersten Bauwerks der neuen A1-Rheinbrücke Leverkusen einen Lichtblick im NRW-Brückendesaster. „Die Verkehrslage auf den Autobahnen im Großraum Köln könnte sich wieder etwas entspannen“, hofft Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold. „Der Ringcharakter ist jetzt auch für den Straßengüterverkehr wieder hergestellt, jahrelange Umwege fallen endlich weg. Das bringt den Lkw-Fahrern eine deutliche Zeitersparnis, die Speditionen sparen Kosten und die Umweltbelastung sinkt.“
Suthold ist zuversichtlich, dass der Verkehr auf der Brücke durch den Wegfall der Schrankenanlage und weniger Verschwenkungsbereiche flüssig laufen kann. Der ADAC Experte sagt aber auch: „Ob drei Fahrspuren je Richtung ausreichen, um den zusätzlichen Lkw-Verkehr dauerhaft aufnehmen zu können, bleibt abzuwarten.“ Auf einen staufreien Kölner Autobahnring dürften Berufspendler angesichts anderer Großbaustellen (z.B. Dreieck Heumar) nicht hoffen.
Auch für die Verkehrssicherheit ist die Freigabe laut ADAC von großer Bedeutung. „Auf der A1 von Dortmund kommend standen Lkw vor dem Kreuz Leverkusen häufig Stoßstange an Stoßstange in gewaltigen Rückstaus, um auf die A3 zu wechseln. Manche Fahrer haben dann einfach auf dem Standstreifen Pause gemacht, um ihre Lenkzeiten nicht zu überschreiten. Es gab immer wieder schwere Auffahrunfälle“, erinnert sich Suthold.
Als die Leverkusener Brücke 2012 wegen erheblicher Mängel für schwere Lkw gesperrt werden musste, sei das ein Weckruf für die Politik gewesen, sich endlich um die maroden Brücken in Deutschland zu kümmern. „Viel zu spät, wie heute die katastrophale Brückensituation in NRW zeigt“, kritisiert Suthold. Experten hätten schon Anfang der 2000er Jahre in Gutachten geschrieben, dass Brücken der 60er und 70er bald saniert werden müssen.
Durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Schrankenanlage konnte zumindest ein Totalausfall der Leverkusener Brücke vor Fertigstellung des ersten neuen Brückenteils verhindert werden. „Welche Auswirkungen ein solcher Ausfall auf die Verkehrsbelastung im Rheinland gehabt hätte, hat die Vollsperrung in den vergangenen zwei Wochen deutlich gemacht. Auf dem Kölner Autobahnring hat sich die Staudauer verdreifacht“, erklärt der ADAC Fachmann.
Die Leverkusener Brücke sei ein Nadelöhr für die gesamte Region und ein Projekt von nationaler Bedeutung. Immerhin hätten Landesregierung und Straßen.NRW nach ihrem Dornröschenschlaf bei der Planung der neuen Brücke aufs Gaspedal getreten. Suthold kritisiert allerdings die Verzögerungen während des Neubaus. Schlecht verarbeiteter Stahl aus China hatte den gesamten Ablauf des Projekts ins Wanken gebracht, die Arbeiten mussten im Frühjahr 2020 unterbrochen werden. Der Landesbetrieb Straßen.NRW kündigte den Vertrag mit der zuständigen Baufirma und schrieb den Bauvertrag für die Rheinbrücke neu aus. „Die Verzögerungen haben einen volkswirtschaftlichen Schaden in Millionenhöhe verursacht“, sagt Suthold. Unternehmen hat die Sperrung für Lkw über 3,5 Tonnen laut IHK Köln im Schnitt 1.700 Euro pro Tag gekostet.
Ein Blick ins Ausland zeige laut Suthold, was bei Ersatzneubauten von Brücken möglich ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. „In Genua hat es nach dem Brückeneinsturz nur knapp zwei Jahre bis zur Einweihung der neuen Autobahnbrücke gedauert. Das ist die Benchmark, auch wenn die Rahmenbedingungen natürlich nicht eins-zu-eins mit denen der Leverkusener Brücke vergleichbar sind.“
Ein O-Ton-Paket (Audio) sowie Fotos von Prof. Dr. Roman Suthold zur redaktionellen Verwendung (Quellenangabe) können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/sbcR4RL7ypZGnNa
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