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Nordrhein-Westfalen | 28.10.2021

ADAC Umfrage in 16 Großstädten: Fußgänger fühlen sich in Köln am unsichersten

Besonders rücksichtlos empfinden die befragten Fußgänger in Köln laut ADAC Umfrage das Verhalten von E-Scooter-Fahrern.

Basis: ADAC Umfrage unter 3233 Fußgängern (davon 200 in Köln) ab 18 Jahren in 16 deutschen Großstädten.

Laut einer aktuellen ADAC Umfrage in 16 deutschen Großstädten fühlen sich Fußgänger nirgendwo so unsicher wie in Köln. Nur 37 Prozent fühlen sich in der Rheinmetropole wirklich sicher, wenn Sie zu Fuß unterwegs sind. Gründe dafür sind sowohl Mängel an der Infrastruktur als auch das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer. Besonders rücksichtlos empfinden viele Fußgänger in Köln das Verhalten von E-Scooter-Fahrern (60 Prozent), gefolgt von Radfahrern (43 Prozent) und Autofahrern (37 Prozent).

Die Stadt hat die Bedürfnisse von Fußgängern bei der Verkehrsplanung jahrelang vernachlässigt. Gehwege und Überwege sind teilweise total veraltet. Da ist zu wenig passiert. Deswegen ist die Frustration heute auch so groß“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. Der Mobilitätsexperte fordert alle Verkehrsteilnehmer zu mehr Miteinander und gegenseitiger Rücksichtnahme auf.

Knapp zwei Drittel der Kölner Fußgänger ärgern sich über abgestellte E-Scooter, Fahrräder oder Motorräder auf dem Gehweg. 66 Prozent der Befragten erleben es häufiger, dass Radfahrer unerlaubt auf dem Gehweg fahren. Zwei von drei Fußgängern stört es zudem, wenn Radler mit zu geringem Abstand überholen. Etwa 60 Prozent ärgern sich über Radfahrer, die auf gemeinsam genutzten Wegen zu schnell fahren oder zu spät klingeln.

Besonders genervt sind Fußgänger in Köln von Autofahrern, die beim Abbiegen nicht auf Fußgänger achten (70 Prozent) oder unerlaubt auf dem Gehweg parken (66 Prozent). Fast zwei Drittel stört es auch, wenn Autofahrer Kreuzungsbereiche zuparken und damit die Sicht behindern. Knapp jeder zweite Befragte erlebt häufiger, dass man als Fußgänger beim Überqueren aufgrund parkender Autos übersehen wird. Ebenso erschreckend: 44 Prozent stellen immer wieder fest, dass Autos am Zebrastreifen nicht anhalten.

Auch die Verkehrsinfrastruktur in Köln sorgt bei Fußgängern für Frust: Etwa drei von vier Fußgängern (72 Prozent) empfinden die Abstände zwischen Überquerungsmöglichkeiten von Hauptstraßen als zu groß. Mehr als die Hälfte ärgert an Ampeln das lange Warten auf Grün (52 Prozent). Für 44 Prozent der Kölner Fußgänger sind die Gehwege häufiger zu schmal und 49 Prozent stört es, wenn Radfahrer die Gehwege mitbenutzen dürfen.

„Inzwischen unternimmt die Stadt mehr Anstrengungen, aber die aufgestauten Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen beheben. Den Investitionsstau in Sachen Straßeninfrastruktur spüren nicht nur Radfahrer und Autofahrer, sondern auch Fußgänger“, sagt ADAC Verkehrsexperte Suthold.

Das empfiehlt der ADAC Nordrhein Kommunen für mehr Fußgängersicherheit:

  • Ausreichend breite Gehwege anbieten
  • Fußgänger und Radfahrer möglichst nicht auf gemeinsamen Flächen führen, um Konfliktsituationen zu verhindern
  • Parallel geführte Radwege optisch gut vom Gehweg abtrennen, damit sowohl Radfahrer als auch Fußgänger nicht versehentlich in die Spur des anderen geraten
  • Ausreichend sichere Überquerungshilfen anbieten. Zu große Umwege verführen dazu, die Straße an unsicheren Stellen zu queren
  • Kreuzungen und Einmündungen auch für Fußgänger zügig und sicher passierbar machen
  • Für gute Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmern sorgen und Sichthindernisse beseitigen
  • Gehwege und Kreuzungen barrierefrei gestalten
  • Für gute Beleuchtung der Gehwege sorgen und eventuelle Schäden im Gehwegbelag zügig ausbessern
  • Abschnitte, an denen Falschparker den Gehweg häufig blockieren, regelmäßig kontrollieren, Parkverstöße ahnden und die Situation möglichst durch geeignete Maßnahmen entschärfen
  • Subjektives Sicherheitsempfinden der Fußgänger bei der Planung von Fußverkehrsinfrastruktur stärker berücksichtigen, so wie es beispielsweise beim Radverkehr inzwischen gehandhabt wird
  • Fußgängerbedürfnisse im Diskurs über Flächenkonkurrenzen nicht hintenanstellenGegenseitiges Verständnis aller Verkehrsteilnehmer durch Kampagnen fördern
     

Mit der kostenlosen App „Läuft’s?“ des ADAC in NRW können Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer Mängel im Straßenverkehr, wie beschädigte Gehwege, fehlende Beleuchtung oder unlesbare Schilder melden. Die ADAC Verkehrsexperten leiten die Meldungen zur Bearbeitung dann umgehend an die zuständigen Behörden weiter.

Hintergrund: Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland gehen laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums („Mobilität in Deutschland“) gerne zu Fuß, gut 40 Prozent davon fast täglich. Das Zufußgehen ist damit die beliebteste Art der Fortbewegung. Doch wenn es um Sicherheit im Straßenverkehr geht, haben Fußgänger oft das Nachsehen. Das zeigt die aktuelle Umfrage des ADAC unter 3200 Fußgängern (ab 18 Jahren) in 16 deutschen Großstädten. Für die Online-Befragung (Zeitraum: August 2021) wurde in jedem Bundesland die Stadt mit den meisten Einwohnern ausgewählt. Pro Kommune beteiligten sich mindestens 200 Personen, die dort regelmäßig zu Fuß unterwegs sind. Aufgeteilt wurde die Abfrage in zwei große Themenblöcke: Störfaktoren aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten und Unsicherheiten durch das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer.

Die Detail-Ergebnisse der ADAC Umfrage finden Sie unter http://www.adac.de/fussgaenger.

Ein O-Ton-Paket (Audio) sowie Grafiken zur redaktionellen Verwendung können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/QbawsSF7TYJrZzf
 


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