ADAC Test: Null Service für Camper an NRW-Rastanlagen
Auf keiner der zwölf vom ADAC 2023/2024 getesteten Rastanlagen in NRW gab es speziell ausgewiesene Parkplätze für Camper. Auch Frischwasserstationen und Entsorgungs- sowie Reinigungsmöglichkeiten fehlten.
Mehr als die Hälfte der 15 Millionen Camper in Deutschland verreisen mit ihrem Caravan oder Wohnmobil bevorzugt innerhalb Deutschlands. Doch die Rastanlagen entlang der Autobahnen sind auf diese Entwicklung nicht vorbereitet, wie der aktuelle ADAC Test zeigt. Bei der Überprüfung von je 40 Rastanlagen im Jahr 2023 und 2024 wurden erhebliche Versorgungsdefizite für Camper und Gespanne festgestellt. Das gilt auch für die insgesamt zwölf untersuchten Rastanlagen in Nordrhein-Westfalen. „Das katastrophale Ergebnis für die NRW-Anlagen lässt sich ganz einfach zusammenfassen: Bitte weiterfahren, für Camper gibt es hier keinen Service!“, kritisiert ADAC Mobilitätsexperte Prof. Dr. Roman Suthold.
Eines der größten Probleme ist die Verfügbarkeit von breiteren bzw. längeren Parkplätzen. Von den 80 getesteten Rastanlagen entlang der Hauptautobahnstrecken verfügte nur jede Vierte über eigene Parkplätze für Wohnmobile oder Gespanne. Auf 55 Anlagen, darunter alle zwölf NRW-Rastanlagen, gab es zum Testzeitpunkt überhaupt keine speziell ausgewiesenen Parkplätze für Camper. Besonders kritisch: Auf fünf Rastanlagen (außerhalb NRWs) mussten Camper die Parkplätze mit Lkw teilen, was insbesondere für Familien mit Kindern ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellt und für Lkw-Fahrer angesichts der ohnehin angespannten Parksituation entlang der Autobahnen alles andere als ideal ist.
Ein weiteres Hindernis für Wohnmobilisten ist die mangelhafte Beschilderung auf den Rastanlagen. Selbst wenn es Parkplätze für Wohnmobile gab (nicht auf den getesteten NRW-Anlagen), waren diese oft schlecht ausgeschildert. Nur 17 der getesteten Rastanlagen boten eine durchgängige Wegweisung ab der ersten Kreuzung zu den Parkflächen, bei sechs Anlagen begann die Beschilderung zu spät oder endete mitten in der Wegweisung. Bei 57 Anlagen fehlte die Beschilderung vollständig oder sie erfolgte erst bei den Lkw-Stellplätzen. Ein Querparken auf den Pkw-Parkplätzen oder gar in Zufahrten aufgrund der schlechten Wegführung ist so vorprogrammiert.
Besonders schwierig ist die Situation für Fahrer von elektrisch betriebenen Wohnwagen-Gespannen. Nur an drei der bundesweit 80 getesteten Rastanlagen (Werratal Süd/A4, Lindholz/A20 und Auerswalder Blick Süd/A4) fanden die Tester Ladesäulen, die so positioniert waren, dass sie ohne Abkuppeln des Anhängers/Wohnwagens genutzt werden konnten. Auf den zwölf untersuchten NRW-Anlagen gab es nirgendwo eine solche Lademöglichkeit, auf einer Anlage (Am Haarstrang Süd – A44) war überhaupt keine Ladeinfrastruktur vorhanden.
Was im Unterschied zu vorbildlichen Rastanlagen im benachbarten Ausland mit zum Teil eigenen Camper-Bereichen besonders gravierend auffiel: Keine der 80 getesteten Rastanlagen bot spezielle Serviceeinrichtungen für Camper an. Gähnende Leere also auch auf den getesteten NRW-Anlagen.
Auf allen untersuchten Anlagen fehlten sowohl Frischwasserstationen als auch Entsorgungs- und Reinigungsmöglichkeiten für Schmutzwasser und Kassettentoiletten. Sonstige Ausstattungen wie CEE-Steckdosen, um Strom für Licht und Kühlung während des Stopps zu haben, fanden die Tester auch nicht. „Man kann nicht einmal von einem schwachen Angebot sprechen. Es gibt schlichtweg keins. Und das, obwohl Campingurlaub in Deutschland so beliebt ist“, sagt ADAC Experte Suthold.
Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hat sich die Zahl der Campingfahrzeuge auf deutschen Straßen in den letzten fünf Jahren verdoppelt: In Deutschland gibt es rund 750.000 Wohnwagen und über 900.000 Wohn- und Reisemobile. Durch die gemeinsame Nutzung der Parkflächen an den Autobahnen verschärft diese Entwicklung auch die Probleme der Lkw, für die an deutschen Autobahnen aktuell zwischen 23.000 und 35.000 Lkw-Stellplätzen fehlen.
Angesichts dieser aktuellen Situation empfiehlt der ADAC in NRW allen Campern, ihre Fahrten sorgfältig zu planen und sich vorab über geeignete Rastanlagen zu informieren sowie auf Reisemobil- und Campingplätze entlang der Strecke auszuweichen. Zudem fordert der ADAC von den Verantwortlichen, den gestiegenen Bedürfnissen der Wohnmobilisten stärker Rechnung zu tragen.
Diese zwölf bewirtschafteten Rastanlagen in NRW wurden im ADAC Test untersucht:
- 2024: Am Haarstrang Süd (A44), Ville West (A1), Gütersloh Süd (A2), Frechen Süd (A4) und Münsterland West (A1)
- 2023: Remscheid West (A1), Tecklenburger Land West (A1), Lipperland Süd (A2), Hünxe West (A3), Soester Börde Süd (A44), Hellweg Süd (A44), Bedburger Land West (A61)
Eine Übersicht über die bundesweiten Ergebnisse finden Sie unter www.adac.de/camper-rastanlagen.
Ein O-Ton-Paket (Audio) für NRW sowie Fotos von den NRW-Anlagen zur redaktionellen Verwendung (Quelle ADAC e.V.) können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/5zZcic4wQFnygrK
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