Mobilität: So zufrieden sind Einwohner und Pendler in NRW
Beim ADAC Monitor Mobil in der Stadt (2020) landen die meisten NRW-Städte im Deutschland-Ranking auf hinteren Plätzen. Mönchengladbach, Krefeld und Wuppertal sind Schlusslichter. In Münster ist die Zufriedenheit am größten.
Im bundesweiten Vergleich von 29 mittelgroßen Städten unter 500.000 Einwohner sind die Bürger und Pendler in Münster mit ihrer Mobilität am stärksten zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ (2020). Mit einem Gesamt-Index von + 35 führt Münster das Deutschland-Ranking vor Rostock (+ 33) und Oldenburg (+ 32) an. Bei Autofahrern (+ 11), Radfahrern (+ 41) und Fußgängern (+ 51) erzielte Münster im Städtevergleich die höchsten Zufriedenheitswerte. Bei ÖPNV-Nutzern landete die Universitätsstadt auf Platz fünf (+ 38).
Außer Münster schaffte von insgesamt zehn untersuchten NRW-Städten nur Oberhausen noch den Sprung in die Top 10 (8. Platz/Gesamtindex: + 26). Schlusslichter im deutschen Städtevergleich sind Wuppertal (27./+ 9), Krefeld (27./+ 9) und Mönchengladbach (29./+ 3). Bonn (22./+ 14) und Aachen (24./+ 13) landeten ebenfalls im unteren Drittel, Bochum (14./+ 21), Bielefeld (19./+ 18) und Gelsenkirchen (20./+ 16) im Mittelfeld. Der ADAC Indexwert gibt an, ob und um wieviel Prozentpunkte die zufriedenen Verkehrsteilnehmer die unzufriedenen überwiegen. Bei einem Wert von 0 wären gleich viele Einwohner/Pendler mit der Mobilität in einer Stadt zufrieden bzw. unzufrieden.
„Münster zeigt, dass eine integrierte Mobilitätsplanung der Schlüssel zum Erfolg ist“, erklärt Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW. „Zwei Punkte sind entscheidend: Erstens müssen die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer ideologiefrei und bestmöglich aufeinander abgestimmt werden. Und zweitens gehören alle relevanten Verwaltungsbehörden, Akteure und Betroffenen sowie benachbarte Kommunen im Planungsprozess an einen Tisch. Dann kann es ein ausgewogenes Miteinander geben, ohne bestimmte Verkehrsteilnehmer benachteiligen zu müssen.“
In allen NRW-Städten überwiegt trotz vieler schlechter Platzierungen insgesamt noch die Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität. Bei den einzelnen Verkehrsarten üben die Nutzer allerdings deutliche Kritik.
Autofahrer kritisieren in allen zehn untersuchten Städten besonders das Baustellenmanagement sowie die Höhe der Parkgebühren. Unzufriedenheit überwiegt auch beim Parkraumangebot im Stadtgebiet (außer Oberhausen, Bochum, Bielefeld) sowie dem Verhalten von Radfahrern (außer Oberhausen und Bochum) und anderen Autofahrern (außer Münster, Oberhausen, Aachen). Den Straßenzustand betrachten Pkw-Nutzer gerade in Krefeld, Mönchengladbach, Gelsenkirchen, Bochum und Wuppertal kritisch. Mit den Ampelschaltungen sind in Mönchengladbach, Bielefeld und Gelsenkirchen mehr Autofahrer unzufrieden als zufrieden.
Radfahrer kritisieren im ADAC Monitor vor allem das Radwegenetz (Mönchengladbach, Krefeld, Bonn), den Zustand der Radwege (Mönchengladbach, Krefeld, Bonn, Gelsenkirchen) und die Radwegbreite (Mönchengladbach, Krefeld, Aachen, Bonn). In Mönchengladbach, Krefeld, Aachen, Bonn, Gelsenkirchen und Bielefeld sind mehr Radler mit dem Verhalten der Autofahrer unzufrieden als zufrieden.
Unter den ÖPNV-Nutzern herrscht verstärkt Unzufriedenheit mit dem Preis-Leistungsverhältnis (Mönchengladbach, Wuppertal, Bonn) und fehlenden Parkplätzen an Bahnhöfen und Haltestellen.
Fußgänger äußern in den NRW-Städten verstärkt Kritik am Sitzplatzangebot entlang der Gehwege (außer Münster) und dem Verhalten von Radfahrern (außer Oberhausen).
„Die Erreichbarkeit der Städte und die Qualität der urbanen Mobilität sind wichtige Standortfaktoren für Wachstum, Beschäftigung und Lebensqualität. Die Ergebnisse liefern den Städten Grundlagen und Anregungen, um ihre Mobilitätsinfrastruktur im Sinne der Einwohner und Einpendler weiter zu verbessern“, sagt ADAC Experte Suthold.
Der Zufriedenheits-Index und die Platzierung der zehn NRW-Städte im Überblick:
Rechenbeispiel ADAC Index-Wert Bonn: 35 Prozent zufriedene Verkehrsteilnehmer minus 21 Prozent unzufriedene ergeben einen Indexwert von + 14.
1. Münster (Indexwert + 35)
8. Oberhausen (+ 26)
14. Bochum (+ 21)
19. Bielefeld (+ 18)
20. Gelsenkirchen (+ 16)
22. Bonn (+ 14)
24. Aachen (+ 13)
27. Wuppertal (+ 9)
27. Krefeld (+ 9)
29. Mönchengladbach (+ 3)
Empfehlungen des ADAC in NRW für eine bessere Mobilität in der Stadt
- Integrierte Mobilitätsplanung: Eine integrierte Verkehrsplanung für alle Verkehrsarten mit Beteiligung aller relevanten Verwaltungsbehörden, Handlungsfelder, Akteure und Betroffenen sowie benachbarten Kommunen im Planungsprozess trägt zur Optimierung der städtischen Mobilität bei.
- Faires Miteinander im Straßenverkehr: Zur Förderung des Verkehrsklimas sollten infrastrukturelle Maßnahmen durch Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit ergänzt werden.
- Gute Radverkehrsinfrastruktur: Um Konflikte mit Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern zu minimieren, brauchen die Städte ein durchgängiges Radverkehrsnetz mit breiten, komfortablen und sicheren Radverkehrsanlagen.
- Attraktiver ÖPNV: Das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Informationen bei Verspätungen müssen verbessert werden. Gerade Menschen, die nicht mehr jeden Tag ins Büro fahren, weil sie im Homeoffice arbeiten, benötigen neue digitale Tarife, so dass sie flexibel den ÖPNV nutzen können und dabei nicht auf teure Einzeltickets angewiesen sind. Zudem sollte das Parkraumangebot an Bahnhöfen ausgebaut werden.
- Pendlerverkehre berücksichtigen: Eine integrierte Verkehrs- und Siedlungsplanung muss die Mobilitätsbedürfnisse von Pendlern und Anwohnern gleichermaßen berücksichtigen. Zentrale Aufgaben sind eine Siedlungsentwicklung entlang der Hauptachsen des ÖPNV, dessen Stärkung in der Fläche und der Ausbau von P+R-Anlagen.
Hintergrund/Methodik ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“: Der ADAC hat im Monitor „Mobil in der Stadt“ (2020) die subjektive Zufriedenheit von Einwohnern und Pendlern mit der Mobilität in 29 mittelgroßen Städten zwischen 169.000 und 366.000 Einwohnern untersucht. Befragt wurden in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Marktforschungsinstitut „infas quo GmbH“ Einwohner mit Haupt- oder Zweitwohnsitz sowie Pendler/Besucher (ab 18 Jahren), die im Durchschnitt an mindestens zwei Tagen pro Woche Wege in der jeweiligen Stadt zurücklegen. Erhoben wurde die Zufriedenheit der Autofahrer, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrer und Fußgänger. Insgesamt wurden in der repräsentativ angelegten Online-Befragung 11.637 Interviews mit 1,15 Millionen Antworten zu 58 Einzelaspekten der persönlichen Mobilität ausgewertet.
Pro Stadt fanden im Oktober/November 2020 rund 400 Interviews statt, je Verkehrsart mindestens 100. Die Beantwortung der Fragen erfolgte mit einer Schulnoten-Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (überhaupt nicht zufrieden). Aus den besten (Summe Note 1 und 2) und schlechtesten (Summe Note 5 und 6) Bewertungen wurden die vier Teilindizes Pkw, Fahrrad, ÖPNV und Fußgänger errechnet. Die Index-Werte aller vier Fortbewegungsarten wurden anschließend gleichberechtigt mit jeweils 25 Prozent im Gesamtindex berücksichtigt. Der ADAC Index „Mobil in der Stadt“ gibt an, ob und um wieviel Prozentpunkte die zufriedenen Verkehrsteilnehmer die unzufriedenen überwiegen. Er kann maximal + 100 und minimal - 100 betragen. Der Wert 0 bedeutet, dass gleich viele Einwohner/Pendler mit der Mobilität in einer Stadt zufrieden bzw. unzufrieden sind.
Alle Detail-Ergebnisse des ADAC Monitor Mobil in der Stadt (2020) finden Sie ab Freitagmittag, den 29. Januar 2021 auf www.adac.de/monitor und www.adac.de/nrw.
Ein Medien-Paket zur redaktionellen Verwendung mit
- ...einer detaillierten Auswertung für alle untersuchten Städte in Nordrhein-Westfalen (Münster, Oberhausen, Bochum, Bielefeld, Gelsenkirchen, Bonn, Aachen, Wuppertal, Krefeld, Mönchengladbach)
- ...O-Ton-Paketen (Audio)
- ...Grafiken (Quelle: ADAC)
finden Sie zum Download unter folgendem Link: https://cloud.adac-nrh.de/s/E4iQ25QziXnysHi
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