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Nordrhein-Westfalen | 02.12.2022

ADAC in NRW: November nach zwei Jahren wieder klassischer Staumonat - Zahlen und Gründe

Die ADAC Staubilanz zeigt: Mehr Pendler fahren wieder mit dem Auto zur Arbeit. Das sorgt zusammen mit weiteren Faktoren für mehr Staus in Nordrhein-Westfalen. ADAC in NRW für Homeoffice-Tage und flexible Arbeitszeiten.

Autofahrer stehen nach Angaben des ADAC in Nordrhein-Westfalen seit Mitte Oktober (Ende der Herbstferien) wieder häufiger und länger im Stau als in den Wochen und Monaten zuvor. Die meisten Staus seit Anfang August gab es laut ADAC Verkehrsdatenbank in der Woche vom 24. bis 30. Oktober. Hier zählte der Mobilitätsclub auf den NRW-Autobahnen 3686 Staumeldungen mit einer Länge von 6245 Kilometern und einer Staudauer von 2830 Stunden.

Im klassischen Staumonat November steckten Autofahrer insgesamt 14.525 mal in Stau und stockendem Verkehr fest - ein Plus von etwa 7,3 Prozent im Vergleich zum Oktober. Die Staulänge nahm um 16,8 Prozent zu und stieg von 20.446 auf 23.883 Kilometer. Auf den NRW-Autobahnen verbrachten die Verkehrsteilnehmer im November 10.931 Stunden im Stau - das sind 1538 Stunden mehr als im Oktober (9393). Damit liegen die Stauzahlen im November nun auch wieder über den September-Werten. 2020 und 2021 hatte der September den November als Staumonat Nummer eins abgelöst. Grund dafür waren schärfere Coronamaßnahmen im Herbst, die die Mobilität in den vergangenen beiden Jahren einschränkt hatten. Viele Menschen blieben zudem wegen hoher Infektionszahlen im Homeoffice.

„Die Zahlen bestätigen, was viele Menschen in NRW schon seit Wochen spüren. Mehr Pendler fahren wieder mit dem Auto zur Arbeit. In NRW mit seinem dichten Autobahnnetz macht sich das besonders morgens und am späten Nachmittag bemerkbar. Hinzu kommen Baustellen, Autobahnsperrungen und Verkehrsunfälle als weitere Stau-Ursachen“, sagt Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW.

Sorgenkinder in Sachen Stau waren im November mit mehr als 1000 Staumeldungen die A1 (1382), A40 (1298), A42 (1126) und A45 (1084). Auch die A43 (953), A3 (930), A4 (893), A46 (872), A57 (864) und A59 (857) gehörten zu den zehn NRW-Autobahnen mit den meisten Staus. Zu den besonders geplagten Autobahnabschnitten zählten die A42 zwischen Kamp-Lintfort und Dortmund, A57 zwischen Krefeld und Köln, A40 zwischen Dortmund und Essen, A43 zwischen Recklinghausen und Wuppertal, A4 zwischen Heerlen/Aachen und Köln, die A45 zwischen Hagen und Gießen (jeweils beide Richtungen) und die A1 von Dortmund in Richtung Köln.

Die meisten Staus seit Anfang August gab es am Mittwoch, den 16. November: Hier registrierte der ADAC in NRW 793 Staus mit einer Gesamtlänge von 1502 Kilometern. In den mit jeweils 26 Kilometern längsten Staus steckten Autofahrer am 2. November auf der A3 zwischen Wesel und dem Kreuz Breitscheid sowie am 24. November auf der A57 zwischen dem Dreieck Neuss-Süd und dem Kreuz Kamp Lintfort.

„Berufspendler sollten - wo möglich - zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten. Wer zwei Tage pro Woche zuhause bleibt, senkt seinen persönlichen Berufsverkehr um 40 Prozent“, schlägt Suthold vor. Außerdem fordert der ADAC Verkehrsexperte Arbeitgeber auf, flexible Arbeitszeitregelungen beizubehalten. Zunehmend mehr Arbeitnehmer würden wieder in alte Muster zurückfallen, sich zu den Stoßzeiten ins Auto setzen und im Stau stehen. „Wer seinen Arbeitstag hingegen erst zuhause beginnen kann, wenn die Autobahnen morgens voll sind, und dann ein bis zwei Stunden später in Büro fährt, spart Zeit und Nerven“, sagt Suthold.

Im ersten Corona-Jahr 2020 war der November im Vergleich zu 2019 vorübergehend kein klassischer Staumonat mehr in Nordrhein-Westfalen. 2021 nahmen die Staumeldungen auf den NRW-Autobahnen dann schon wieder um rund 50 Prozent zu. Typischerweise ist der November der staureichste Monat des Jahres. Viele Pendler steigen mit den kälter werdenden Temperaturen auf das Auto um und müssen sich erst wieder an die schlechten Sicht- und Fahrbedingungen gewöhnen. Außerdem sind bei den meisten Arbeitnehmern die Urlaubstage nahezu aufgebraucht. Hinzu kommen weiterhin zahlreiche Baustellen in NRW, auch wenn die Bautätigkeiten in den Wintermonaten abnehmen. „Baustellen sind absolute Nadelöhre und gerade in den verkehrsintensiven Monaten große Staumagneten“, betont ADAC Verkehrsexperte Suthold. Außerdem fehle beim ÖPNV nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets und vor Inkrafttreten des 49-Euro-Tickets aktuell ein zusätzlicher Preisanreiz.

Im Stadtverkehr entscheiden sich im Herbst und Winter ebenfalls wieder mehr Pendler für das Auto anstatt ÖPNV und Fahrrad. Das sorgt auch hier für vollere Straßen und mehr Staus. „Bei gutem Wetter lohnt es sich, gerade auf kurzen Strecken weiter das Fahrrad zu nutzen. Untersuchungen zeigen: Radfahrer sind bei Entfernungen bis zu fünf Kilometern in der Stadt meist schneller am Ziel als Autofahrer“, sagt Suthold. Für einen Großstadttrip zum Geschenkekauf oder Weihnachtsmarktbesuch empfiehlt der ADAC Verkehrsexperte den ÖPNV. „Der Parkdruck in den Städten ist gerade in der Adventszeit enorm hoch. Wer Bus und Bahn nutzt, steht weniger im Stau und spart sich vor allem die lästige und teils langwierige Parkplatzsuche. Park-and-Ride-Angebote am Stadtrand sind eine gute Alternative.“

So ermittelt und zählt der ADAC die Staus: Der ADAC nutzt zur Stauermittlung die Geschwindigkeitsdaten von Fahrzeugflotten. Eine wichtige Bedeutung haben hier die Fuhrparks von großen Speditionen. Insgesamt liefern circa 150.000 Lkw ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“) von deutschen Straßen. Weitere Daten senden Online-Navigationsgeräte und Smartphone-Apps (4,5 Millionen Nutzer). Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.

Der ADAC erfasst eine Verkehrsstörung, wenn auf einem Straßenabschnitt von mindestens 300 Metern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Minuten die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehreren Fahrzeugen (mind. 30 Geschwindigkeitswerte von unterschiedlichen Fahrzeugen) unter 30 Prozent der erlaubten Geschwindigkeit fällt. Die Verzögerungszeit gegenüber „freier Fahrt“ muss mindestens eine Minute betragen. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 40 und 20 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt.

In die Längenbilanz (Gesamtkilometer) fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Nur die längste Ausdehnung, die das Stauereignis im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC Statistik (Staukilometer) ein. Jede Meldung enthält eine Eingangs- und eine Ablauf- bzw. Löschzeit. Daraus ergibt sich die Dauer eines Staus. Durch die Summierung der einzelnen Stauzeiten errechnet sich die Gesamtzahl der Staustunden.

Wichtiger Hinweis:
Aufgrund einer Überarbeitung der ADAC Datenanalyse ist ein Vergleich der Stauzahlen 2022 (ab Juni) mit den Vorjahreszahlen nicht möglich.

Ein O-Ton-Paket (Audio) zur redaktionellen Verwendung können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/FMe9AzWYgYJjwb5
 


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