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Nordrhein-Westfalen | 31.01.2022

ADAC Staubilanz 2021 für NRW

Laut ADAC Verkehrsdatenbank gab es auf den Autobahnen in NRW 2021 wieder mehr Staus. Der Club fordert u.a. schnellere Bau- und Sanierungsprozesse.

Auf einen Blick – ADAC Staubilanz 2021 für NRW:

  • Ein Drittel mehr Staus als 2020
  • Stauaufkommen 2021 aber noch unter 2019 – Ausreißer: Juli bis September
  • Einflussfaktoren: Infektionsgeschehen, Berufspendler, Schneechaos, Hochwasserkatastrophe, Baustellen, Bahnstreiks, Brückensperrung
  • Ausblick 2022: Rasant steigender Pkw-Verkehr bei allmählicher Normalisierung der Corona-Situation
  • Forderungen des ADAC in NRW:
    1. Homeoffice-Regelungen auch nach der Pandemie beibehalten
    2. Fahrgastzahlen im ÖPNV steigern
    3. Totalausfälle weiterer Brücken verhindern
    4. Bau- und Sanierungsprozesse beschleunigen

Im zweiten Corona-Jahr 2021 gab es auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen wieder ein Drittel mehr Staus als 2020. Das geht aus der Staubilanz des ADAC in NRW für 2021 hervor. Laut ADAC Verkehrsdatenbank stieg die Anzahl der Staumeldungen auf den mehr als 2200 Autobahnkilometern im vergangenen Jahr von knapp 162.000 (2020) auf rund 215.500 – ein Plus von 33 Prozent. Die Gesamtlänge aller Stauereignisse (Staus und stockender Verkehr) in NRW wuchs von rund 197.000 auf fast 240.000 Kilometer (plus 22 Prozent). Die stärkste Zunahme gab es mit über 40 Prozent bei der Staudauer: 106.500 Stunden steckten Autofahrer 2021 in Stau und stockendem Verkehr fest (2020: 75.000).

Insgesamt lag das Stauaufkommen 2021 in NRW aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau des letzten Jahres vor der Pandemie. Zwar war die Anzahl der Staumeldungen nur noch um ca. 15 Prozent niedriger (2019: 253.000 Staus) als 2019, die gemeldeten Staus waren aber in Summe nur etwa halb so lang (2019: 453.000 Kilometer) und auch in der Dauer um fast 38 Prozent kürzer (2019: 171.000 Staustunden). Im Monatsvergleich gibt es allerdings Ausreißer in die Gegenrichtung: So zählte der ADAC von Juli bis September schon wieder mehr Staus als 2019.

„Zu Beginn des Jahres war die Mobilität durch den Winter-Lockdown noch stark eingeschränkt. Mit zunehmendem Verkehrsaufkommen gab es ab Juni dann deutlich mehr und längere Staus. Berufspendler sind aus dem Homeoffice zwischenzeitlich wieder verstärkt ins Büro zurückgekehrt. Auch besondere Ereignisse wie das Schneechaos im Februar oder die Hochwasserkatastrophe im Juli haben das Staugeschehen beeinflusst. Zum Jahresende hat der Verkehr auf den meisten Autobahnen in NRW wegen der hohen Infektionszahlen und verschärften Corona-Verordnung dann wieder abgenommen“, erklärt Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW.

Hinweis: Einen Ausblick für 2022 und Forderungen des ADAC in NRW finden Sie weiter unten.

Im bundesweiten Vergleich belegt Nordrhein-Westfalen in der aktuellen ADAC Staubilanz weiter den Spitzenplatz. Knapp ein Drittel aller Stauereignisse entfielen 2021 unverändert auf NRW (32 Prozent). Auch bei den Staukilometern (28 Prozent) und Staustunden (31 Prozent) hatte Nordrhein-Westfalen unverändert den größten Anteil.

Bei der Stau-Belastung lag Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich ebenfalls wieder vorne. Auf NRW entfiel mit insgesamt rund 321.000 Kilometer mal Stunden ein Anteil von 26 Prozent an der deutschlandweiten Stau-Belastung. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Stau-Belastung in Nordrhein-Westfalen um 48 Prozent zu (2020: 217.000 Kilometer mal Stunden). Sie lag aber noch 29 Prozent unter dem Wert von 2019 (452.000 Kilometer mal Stunden). Die Stau-Belastung beschreibt die räumlich-zeitliche Ausdehnung eines Staus. Sie ermittelt sich, indem man die Länge (Kilometer) und die Dauer (Minuten bzw. Stunden) eines Staus miteinander multipliziert. So werden langanhaltende Staus entsprechend stärker berücksichtigt als kurzfristige Stauereignisse.

Hinweis: Mehr Informationen zur Kenngröße Stau-Belastung finden Sie am Ende des Textes.

Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr die A 3, A 40, A 1, A 46, A 4, A 59 und A 44. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A 46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal (14.228 Meldungen). Die in Summe längsten Staus gab es mit 21.169 Kilometern auf der A 3 zwischen Köln und Oberhausen. Hier brauchten Autofahrer auch die meiste Geduld (Staudauer: 7412 Stunden). Gemessen an der Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) waren die Auswirkungen für die Verkehrsteilnehmer auf diesem Abschnitt mit 31.591 Kilometer mal Stunden ebenfalls am größten. Die A 40 zwischen Duisburg und Essen erreichte bei der Anzahl der Staukilometer je Kilometer Autobahn den NRW-Höchstwert (416). Den mit 26 Kilometern längsten Stau in NRW gab es am 7. April 2021 auf der A 45 (Hagen – Gießen) zwischen den Anschlussstellen Freudenberg und Dillenburg.

Bundesweit stieg die Zahl der Stauereignisse auf deutschen Autobahnen auf rund 685.000 (2020: 513.500; 2019: 708.500). Die gemeldeten Staulängen summierten sich auf etwa 850.000 Kilometer Stau und stockenden Verkehr (2020: 679.000; 2019: 1.423.000). Im Vergleich zu 2020 nahmen die erfassten Stauereignisse damit wie in NRW um ein Drittel zu, die Staukilometer erhöhten sich um 25 Prozent. Die registrierten Staustunden beliefen sich auf rund 346.500 (2020: 256.000; 2019: 521.000) und lagen 35 Prozent über Vorjahresniveau. Somit gab es 2021 bundesweit zwar wieder annähernd so viele Staumeldungen wie 2019, die gemeldeten Staus waren aber im Schnitt wesentlich kürzer (Länge und Dauer). Die Stau-Belastung (räumlich-zeitliche Ausdehnung) aller gemeldeten Ereignisse betrug bundesweit 1.231.000 Kilometer mal Stunden. Das entspricht einer Zunahme von rund 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr (901.000), ist aber noch 25 Prozent niedriger als 2019.

Nach Nordrhein-Westfalen (32 Prozent) hatten wie im vergangenen Jahr Bayern (16 Prozent) und Baden-Württemberg (9 Prozent) die meisten Staumeldungen zu verzeichnen. Insgesamt entfielen auf diese drei Bundesländer wie im Vorjahr 56 Prozent (2019: 65 Prozent) aller Stauereignisse. Im Verhältnis zu den vorhandenen Autobahnkilometern verzeichneten die Stadtstaaten Berlin und Hamburg erwartungsgemäß die meisten Staukilometer (570 bzw. 419). Bei den Flächenländern stehen NRW und Baden-Württemberg und mit 106 bzw. 97 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer an der Spitze, beide mit höheren Werten als 2020 (je 87), aber auf niedrigerem Niveau als 2019 (201 bzw. 182).

Auf den Autobahnen mit überregionaler Bedeutung (Fernautobahnen) wurde in Summe eine Staulänge von rund 507.000 Kilometern ermittelt (2020: 398.000). Damit entfielen wie in den Vorjahren knapp 60 Prozent aller Staukilometer auf die Fernautobahnen. Betrachtet man die Staukilometer der einzelnen Fernautobahnen bezogen auf die jeweilige Länge der Autobahn, liegt 2021 die A 12 (144 Staukilometer je Autobahnkilometer) vor der A 3 (117) und A 8 (99).

Drei Abschnitte in NRW, darunter zwei aus dem Großraum Köln, gehörten erneut zu den Top-15-Stauschwerpunkten:

- A 3 Oberhausen - Köln (2.): 323 Staukilometer je Autobahnkilometer
- A 4 Aachen - Köln (3.): 243 Staukilometer je Autobahnkilometer
- A 1 Dortmund - Münster (12.): 117 Staukilometer je Autobahnkilometer

Zu den bundesweiten TOP-15-Abschnitten mit den meisten Staukilometern je Autobahnkilometer auf den übrigen Autobahnen zählten neun aus NRW:

- A 40 Duisburg - Essen (3.): 416
- A 45 Hagen - Dortmund (5.): 291
- A 46 Düsseldorf - Wuppertal (6.): 285
- A 40 Essen - Dortmund (7.): 278
- A 59 Bonn - Köln (8.): 270
- A 565 Meckenheim - Bonn (11.): 242
- A 59 Duisburg - Dinslaken (13.): 234
- A 43 Recklinghausen - Wuppertal (14.): 233
- A 42 Kamp-Lintfort - Dortmund (15.): 220

Besonders ausgeprägte lokale Stauspitzen traten 2021 auf den Autobahnen in NRW zwischen folgenden Anschlussstellen auf:

- A 1 Kreuz Köln-West - Kreuz Leverkusen-West
- A 1 AS Volmarstein - Kreuz Dortmund/Unna
- A 1 Kamener Kreuz - AS Schwerte
- A 1 Kreuz Leverkusen - Kreuz Leverkusen-West
- A 1 Köln-Bocklemünd - Dreieck Erfttal
- A 3 Dreieck Köln-Heumar - AS Köln-Dellbrück
- A 3 AS Köln-Dellbrück - Dreieck Langenfeld
- A 3 AS Duisburg-Wedau - AS Oberhausen-Lirich
- A 3 Kreuz Oberhausen - AS Oberhausen-Holten
- A 3 AS Köln-Mülheim - AS Köln-Dellbrück
- A 3 Kreuz Köln-Ost - Dreieck Köln-Heumar
- A 3 AS Lohmar - Kreuz Bonn/Siegburg
- A 4 Dreieck Köln-Heumar - AS Köln-Klettenberg
- A 40 AS Duisburg-Rheinhausen - AS Duisburg-Häfen
- A 40 AS Essen-Holsterhausen -AS Essen-Zentrum
- A 42 AS Herne-Crange - Kreuz Herne
- A 43 AS Bochum-Gerthe - Kreuz Herne
- A 45 AS Lüdenscheid-Süd – AS Lüdenscheid (Dezember 2021)
- A 45 AS Lüdenscheid-Nord - Kreuz Hagen
- A 45 Kreuz Hagen - AS Schwerte-Ergste
- A 45 AS Hagen-Süd – AS Lüdenscheid-Nord (Dezember 2021)
- A 45 Castrop-Rauxel-Ost - Kreuz Dortmund-Nordwest
- A 46 AS Wuppertal-Sonnborn - AS Haan-Ost
- A 565 AS Bonn-Lengsdorf - AS Bonn-Tannenbusch
- A 57 AS Krefeld-Gartenstadt - Kreuz Meerbusch

Die staureichsten Tage 2021 in Nordrhein-Westfalen waren Montag, der 8. Februar (1510 Staus) und Dienstag, der 9. Februar (1452 Staus). Die Gesamt-Staulänge erreichte mit 2462 bzw. 2450 Kilometern an diesen beiden Tagen ebenfalls die Jahreshöchstwerte. Grund dafür war der extreme Wintereinbruch in NRW. Auch deutschlandweit gab es an diesen Tagen die längsten Staus (10.000/7400 Kilometer). Am meisten Geduld brauchten Autofahrer in NRW am Freitag, den 3. September (773 Staustunden).

Im Tagesverlauf traten unter der Woche unverändert vor allem zwischen 6 und 9 Uhr morgens sowie zwischen 14 und 18 Uhr nachmittags die meisten Staus auf.

Im Wochenverlauf lag das Staugeschehen in NRW von Dienstag bis Freitag auf hohem Niveau. Für Dienstag und Mittwoch ermittelte der ADAC im Durchschnitt die meisten Staumeldungen (782/800), Staukilometer (918/950) und Staustunden (378/398). Am Montag war die Verkehrslage auf den Autobahnen hingegen weniger schlimm (632 Staus/641 Kilometer/286 Stunden). Die geringsten Störungen und vor allem sehr kurze Staus gab es am Wochenende, Samstag (276/192/131) und Sonntag (213/187/106). Zum Vergleich: Das sind am Wochenende sogar mehr Staus als 2019 (194 bzw. 170 Staus), allerdings waren die Staus kürzer als im Vor-Corona-Jahr (321 bzw. 289 Kilometer). Bundesweit entfielen 2021 auf den Mittwoch und Donnerstag die meisten Staukilometer (2873/2875).

Im Monatsvergleich zählte der ADAC für NRW im September die meisten Staumeldungen (25.305). Die meiste Zeit im Stau verbrachten Verkehrsteilnehmer auf den NRW-Autobahnen ebenfalls im September (14.441 Staustunden). Die in Summe längsten Staus gab es im Oktober (33.327 Staukilometer). Bundesweit gab es die meisten Staus (49.000) und Staukilometer (123.000) im August.

Besonders auffällig in NRW: Im Juli (plus 14 Prozent), August (plus 49 Prozent) und September (plus 14 Prozent) gab es sogar mehr Staumeldungen als 2019. Der August übertraf mit 31.390 Staukilometern das Vor-Corona-Jahr (30.911) auch bei der Staulänge. Die Staustunden lagen im August (plus 30,5 Prozent) und September (plus 3 Prozent) über den Werten von 2019, die Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) war sogar von Juli bis Oktober höher (Anstieg um 4,7 bis 34 Prozent). „Durch die hochwasserbedingten Sperrungen, Baustellen, zunehmenden Berufsverkehr, Bahnstreiks und weniger ÖPNV-Nutzer lief das Autobahnsystem besonders im Großraum Köln/Bonn am Limit. Es gab zeitweise ein Verkehrschaos“, erklärt ADAC Experte Suthold. So war die Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) 2021 zum Beispiel auf der A 59 (19.764), der A 565 (16.561) und A 555 (12.682) höher als 2019.

Nachdem der November 2020 aufgrund des hohen Infektionsgeschehens kein klassischer „Staumonat“ mehr war, standen Autofahrer im November 2021 wieder öfter und länger im Stau. Der ADAC zählte mehr als 19.600 Meldungen (plus 53 Prozent) mit einer Gesamtlänge von rund 28.300 Kilometern (plus 137 Prozent). Das sind – bezogen auf 2021 – allerdings deutlich weniger Staus als in den Monaten August bis Oktober und auch 22 Prozent weniger Staus als im November 2019. Der ADAC geht davon aus, dass zumindest ein Teil der Berufspendler wegen steigender Infektionszahlen weiter oder wieder im Homeoffice gewesen ist.

Im Dezember sorgte die Sperrung der Talbrücke Rahmede auf der Sauerlandlinie A 45 für erhebliche Verkehrsstörungen. Zum Vergleich: Zwischen den Anschlussstellen Hagen-Süd und Lüdenscheid-Nord (Fahrtrichtung Gießen) gab es im Oktober und November in Summe 75 Staus mit einer Gesamtlänge von 115 Kilometern und einer Dauer von 43 Stunden. Im Dezember waren es 505 Staus (plus 573 Prozent) mit 309 Kilometern Länge (plus 169 Prozent) und 396 Staustunden (plus 821 Prozent) – trotz Umleitungsempfehlungen über die A 1, A 3 und A 4 und generell schwächerem Verkehr im Monat Dezember. Die katastrophalen Staus im nachgeordneten Straßennetz sind hier noch nicht miterfasst. Auch in Fahrtrichtung Norden hatte der Totalausfall der Brücke deutliche Auswirkungen, wenn auch etwas weniger schlimm: Zwischen Lüdenscheid-Süd und Lüdenscheid stiegen die Werte im Dezember auf 114 Staus (Oktober + November: 25), mit einer Gesamtlänge von 139 Kilometern (58) und 173 Staustunden (7). Auf den Ausweichrouten A 1, A 3 und A 4 hat seit der Sperrung nach Angaben der Autobahn GmbH der Lkw-Verkehr zugenommen. Im Vergleich zu den beiden Kalenderwochen vor der Sperrung nahm der Schwerverkehr in der ersten Woche nach der Sperrung um 13 bis 18 Prozent zu.

Ausblick und Forderungen des ADAC in NRW:

Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr standen Verkehrsteilnehmer auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen 2021 wieder deutlich häufiger und länger im Stau. In den Sommermonaten Juli, August und September gab es sogar mehr Staus als 2019 – wenn auch teilweise bedingt durch unvorhersehbare Ereignisse wie die Hochwasserkatastrophe. Die Staubilanz für 2021 zeigt deutlich: Sinkt das Infektionsgeschehen, nimmt die Mobilität schnell wieder zu. Ob die von der Pandemie erzwungene zwischenzeitliche Veränderung des Mobilitätsverhaltens mittel- oder gar langfristig auch zu einer neuen Mobilitätskultur führt, scheint daher mehr als fraglich. Wenn mit allmählicher Normalisierung der Corona-Situation der Pkw-Verkehr in kürzester Zeit wieder rasant ansteigt und noch mehr Menschen das Auto nutzen als vor der Pandemie, droht dem Autobahnsystem in Nordrhein-Westfalen ein Kollaps. Damit es nicht dazu kommt, sind vier Faktoren entscheidend:

1. Homeoffice-Regelungen auch nach der Pandemie beibehalten:

Arbeitgeber aber auch Arbeitnehmer dürfen nicht wieder in alte Denkmuster verfallen. Die Pandemie hat gezeigt, dass sich die Zahl der Arbeitswege sowie dienstlichen Reisen durch Homeoffice und Mobiles Arbeiten deutlich reduzieren lässt. Schon ein bis zwei Tage Homeoffice statt Büro senken den persönlichen Berufsverkehr um 20 bis 40 Prozent. An Bürotagen sollten Arbeitnehmer, egal ob mit dem Auto oder ÖPNV, nicht alle um 8 Uhr hinfahren und um 17 Uhr wieder zurück. Flexible Arbeitszeiten können den Berufsverkehr entzerren und Straße, Bus und Bahn entlasten. Ansonsten droht bald wieder ein Stauchaos in NRW. Wenn das Verkehrsaufkommen aber nur um fünf bis zehn Prozent sinkt, hat das überproportional positive Auswirkungen auf die Stausituation.

2. Fahrgastzahlen im ÖPNV steigern:

Noch immer nutzen in NRW deutlich weniger Menschen den ÖPNV als vor der Pandemie. Die Pendlerströme müssen sich aber dringend wieder besser auf verschiedene Verkehrsträger verteilen. NRW braucht einen starken ÖPNV als Alternative zum Auto, um den Verkehr auf der Straße zu entlasten. Sonst sticht Bequemlichkeit weiter die Moral. Deshalb muss die Modernisierung der Schienensysteme im Nah- aber auch Fernverkehr konsequent vorangetrieben werden, um ein zuverlässiges, leistungsfähiges und attraktives Angebot zu gewährleisten. Im ÖPNV sind neben dichter Taktung, Pünktlichkeit und Sauberkeit auch flexible digitale Tarife für Gelegenheitsnutzer erforderlich. Das haben die Verkehrsverbünde inzwischen erkannt. Beim Preis-Leistungsverhältnis gibt es aber noch Nachholbedarf.

3. Totalausfälle weiterer Brücken verhindern:

Der Zustand der Brücken in Nordrhein-Westfalen ist katastrophal. Die Situation rund um die Sperrung der Talbrücke Rahmede auf der A 45 zeigt, wie dramatisch sich der Zustand der Brückeninfrastruktur in wenigen Jahren verschlechtern und welche Auswirkungen ein Totalausfall auf die Verkehrssituation in der Region und ganz NRW haben kann. Es gibt keine nahgelegene Alternativroute für den Fernverkehr. Zu befürchten ist daher, dass sich Auto- und Lkw-Fahrer auf den ohnehin stark belasteten Autobahnen A 1, A 3, A 4 in den kommenden Jahren auf noch mehr Staus einstellen müssen. Es darf jetzt nicht zu einem Domino-Effekt kommen, wo in NRW eine Brücke nach der anderen für Lkw oder sogar Pkw gesperrt werden muss. Deshalb muss weiter massiv in den Erhalt und die Erneuerung von Brücken investiert werden. Zudem sollten Brückenprüfungen aufgrund der angespannten Situation zeitlich noch engmaschiger durchgeführt werden als es das Regelwerk vorsieht.

4. Bau- und Sanierungsprozesse beschleunigen:

In diesem Jahrzehnt werden massiv Investitionen nachgeholt. Bauzeit ist leider auch Stauzeit. Die Autobahn GmbH muss sämtliche Maßnahmen zur Beschleunigung von Bau- und Sanierungsprozessen nutzen, um die Beeinträchtigung für Verkehrsteilnehmer auf den NRW-Autobahnen und die Menschen in der Region aber so gering wie möglich zu halten. Der Neubau der Talbrücke auf der A 45 darf keine fünf Jahre dauern.

Hintergrund zur ADAC Staubilanz: Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Eine wichtige Bedeutung haben hier die Fuhrparks von großen Speditionen. Insgesamt liefern circa 300.000 Lkw ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen („Floating Car Data“) von deutschen Straßen. Weitere Daten senden Online-Navigationsgeräte und Smartphone-Apps mit der Funktion „Staudaten übertragen“ (4,5 Millionen Nutzer). Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.

Wenn mehrere Fahrzeuge über fünf Minuten unter 40 km/h auf einer Länge von mindestens 500 Metern (= ein Autobahn-Segment) fahren, erfasst der ADAC eine Verkehrsstörung und deren Dauer. In die Längenbilanz (Gesamt-Kilometer) fließen nur Verkehrsstörungen ab einem Kilometer Länge ein. Liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 40 und 20 km/h, spricht der ADAC von dem Ereignis „stockender Verkehr“, bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h von „Stau“. Beide Ereignisse werden als Verkehrsstörung gezählt. Wichtig: Jede Verkehrsstörung wird nur einmal gezählt. Die längste räumliche Ausdehnung, die die Verkehrsstörung im zeitlichen Verlauf aufweist, fließt in die ADAC Statistik ein. Wenn die Fahrzeuge auf dem betreffenden Meldungsabschnitt wieder über 60km/h fahren, wird die Meldung aufgehoben.

Kenngröße Stau-Belastung:
Die Stau-Belastung beschreibt die räumlich-zeitliche Ausdehnung eines Staus. Sie ermittelt sich, indem man die Länge (Kilometer) und die Dauer (Minuten bzw. Stunden) eines Staus miteinander multipliziert. So werden langanhaltende Staus entsprechend stärker berücksichtigt als kurzfristige Stauereignisse. Die räumlich-zeitliche Ausdehnung stellt damit die Auswirkung eines Staus für die Verkehrsteilnehmer zutreffender dar als lediglich dessen Länge oder Dauer, denn: Im Hinblick auf die Belastung der Autofahrer ist es ein Unterschied, ob ein Stau von zwei Kilometern Länge nur 20 Minuten dauert oder zwei Stunden, oder ob ein fünf Kilometer langer Stau nur von kurzer Dauer ist oder beispielsweise wegen einer Vollsperrung vier Stunden bestand.

Ein Medien-Paket zur redaktionellen Verwendung mit

…O-Ton Paket (Audio)
…Grafiken (Quellen: ADAC e.V./ADAC in NRW)
…Zahlen und Fakten zu den Staus in NRW (Stauaufkommen NRW-Autobahnen, besonders belastete Autobahnabschnitte in NRW)

finden Sie zum Download unter folgendem Link:

https://cloud.adac-nrh.de/s/Q4qzqyCjMFN6DPS

Für TV-Interviews und alle weiteren Anfragen stehen wir Ihnen auf Wunsch ebenfalls gerne zur Verfügung.

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