ADAC Spritpreisvergleich: Tank-Wahnsinn auf NRW-Autobahnen geht weiter
In Nordrhein-Westfalen verlangten die acht untersuchten Tankstellen an der Autobahn laut ADAC Stichprobe mindestens 46 Cent mehr pro Liter Super E10 und 44 Cent mehr pro Liter Diesel als die nächstgelegene Tankstelle.

Autofahrer, die zum Tanken eine Autobahntankstelle in Nordrhein-Westfalen ansteuern, müssen in diesem Jahr noch tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahr. Wie groß die Preisaufschläge 2025 in ganz Deutschland ausfallen, das zeigt der aktuelle Spritpreisvergleich des ADAC:
In NRW waren Super E10 und Diesel an Tankstellen auf der Autobahn im Schnitt etwa 48 Cent pro Liter teurer als an den nächstgelegenen Tankstationen neben der Fernstraße. Der Preisunterschied ist damit nochmal fünf Cent größer als 2024. „Auf der Autobahn zahlen Verbraucher Spritpreise der Superlative. Und ein Ende des Preis-Wahnsinns ist nicht in Sicht“, kritisiert ADAC Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold.
Bundesweit mussten Autofahrer für Super E10 im Mittel knapp 44 Cent mehr bezahlen. Beim Diesel waren es etwa 43 Cent je Liter.
Der ADAC hat die Kraftstoffpreise an 50 deutschen Autobahntankstellen (davon acht in NRW) zeitgleich mit den Spritpreisen der jeweils nächstgelegenen Tankstelle neben der Autobahn verglichen. Mehr als 80 Prozent der Autobahntankstellen erhoben einen Aufschlag von mindestens 40 Cent pro Liter Super E10 und Diesel. Noch heftiger ist die Lage in Nordrhein-Westfalen: Hier verlangten die acht untersuchten Tankstellen an der Autobahn mindestens 46 Cent mehr pro Liter Super E10 und 44 Cent mehr pro Liter Diesel als die nächstgelegene Tankstelle.
Den größten Preisunterschied innerhalb eines Tankstellenpaares in NRW gab es auf der A1 bei Hürth und der A61 bei Rheinbach. An der Autobahntankstelle auf der Rastanlage Ville Ost (A1) mussten die Kunden 51,6 Cent je Liter Super E10 mehr bezahlen als an der nächsten Tankstation abseits der Autobahn. Nur bei zwei der 50 untersuchten Tankstellenpaare in Deutschland war der Preisunterschied von Super E10 zum Zeitpunkt der Erhebung noch größer. Auf der Rastanlage Peppenhoven Ost (A61) registrierte der ADAC beim Diesel ein Preisaufschlag 50,3 Cent pro Liter – Platz 10 im bundesweiten Vergleich.
Deutschlands Spitzenreiter in der ADAC Stichprobe 2025 waren die Autobahntankstellen auf den Anlagen Hochfelln Nord (A8) in Bayern und Limburg Ost (A3) in Hessen. Bei einen Tankstopp legten Autofahrer für einen Liter Super E10 hier 57,3 Cent je Liter mehr auf den Tisch (Hochfelln Nord) als an der nächstgelegenen Tankstation abseits der Autobahn, für Diesel 53,8 Cent mehr (Limburg Ost).
„Die wahnwitzigen Preisaufschläge sind nicht zu rechtfertigen. Der Betrieb einer Autobahntankstelle ist zweifellos kostenintensiver als andernorts, aber nicht so teuer, wie es die Preise an der Zapfsäule vermuten lassen“, erklärt Roman Suthold. Ein Preisaufschlag von einigen Cent pro Liter direkt an der Autobahn sei aufgrund teurer Konzessionen, den 24-Stunden-Service und die höheren Betriebskosten in Ordnung, aber Aufschläge von 40 Cent pro Liter und mehr blieben völlig inakzeptabel.
Bundesweit lag der durchschnittliche Preis für Diesel an allen Autobahn-Tankstellen im Tagesmittel konstant über 2 Euro, bei Super E10 sogar über 2,11 Euro. Im Schnitt gab es an der Autobahn lediglich zwei bis drei Preisänderungen pro Tag. „Die Autobahntankstellen haben es sich in ihrer vermeintlich konkurrenzlosen Situation offenbar bequem eingerichtet. Aber der Verbraucher ist keineswegs machtlos, sondern kann die hohen Preise ohne großen Aufwand umgehen. Schon in unmittelbarer Nähe zur Autobahn ist es erheblich günstiger“, betont Suthold und rät eindringlich, einen Bogen um die Autobahntankstellen zu machen.
Die NRW-Ergebnisse der ADAC Stichprobe im Überblick (jeweilige Autobahntankstelle auf der Rastanlage):
A1: Ville Ost - Preisdifferenz Super E10: 51,6 Cent / Diesel: 50,0 Cent
A1: Münsterland Ost - Preisdifferenz Super E10: 47,5 Cent / Diesel: 45,5 Cent
A2: Gütersloh Nord - Preisdifferenz Super E10: 46,4 Cent / Diesel: 48,3 Cent
A3: Siegburg Ost - Preisdifferenz Super E10: 47,1 Cent / Diesel: 44,3 Cent
A3: Hünxe Ost - Preisdifferenz Super E10: 47,7 Cent / Diesel: 47,1 Cent
A4: Frechen Nord - Preisdifferenz Super E10: 47,0 Cent / Diesel: 46,3 Cent
A44: Soester Börde Nord - Preisdifferenz Super E10: 47,7 Cent / Diesel: 49,8 Cent
A61: Peppenhoven Ost - Preisdifferenz Super E10: 49,6 Cent / Diesel: 50,3 Cent
Durchschnittlicher Preisunterschied (NRW): Super E10: 48,08 Cent pro Liter / Diesel: 47,7 Cent pro Liter
Wer zum Tanken die Autobahn verlässt, kann gemäß den festgestellten Preisunterschieden viel Geld sparen. Bei einer 50-Liter-Tankfüllung (Super E10/Diesel) zahlten Autofahrer laut ADAC Stichprobe an der ersten Tankstelle nach der nächsten Ausfahrt durchschnittlich mehr als 20 Euro weniger. In Nordrhein-Westfalen lag die Ersparnis im Schnitt sogar bei rund 24 Euro.
An den bundesweit teuersten Autobahntankstellen hätten Autofahrer für 50 Liter Super E10 sogar 26 Euro sparen können, bei Diesel wären es fast 27 Euro gewesen. Der Preisaufschlag zur nächsten Tankstelle abseits der Fernstraße lag hier bei 32 bis 35 Prozent.
„Die Mineralölindustrie nutzt die Spielräume in der Preisgestaltung zu Lasten der Verbraucher auf der Autobahn schamlos aus. Das sollte man nicht mitmachen. Wer aus Bequemlichkeit nicht abfährt, bekommt dafür eine teure Quittung“, sagt ADAC Experte Suthold. Trotz horrender Preise tanken noch immer knapp 20 Prozent der Autofahrer bei einer längeren Reise an der Autobahntankstelle. Zwei Drittel davon tanken zudem üblicherweise voll. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des ADAC aus dem Jahr 2024.
„Tanken neben der Autobahn lohnt sich im Grunde immer. Der Umweg beträgt meistens nur wenige Kilometer“, erläutert Suthold. Der ADAC in NRW empfiehlt, sich vor dem Zwischenstopp an der Zapfsäule mit Hilfe einer Spritpreis-App über die jeweiligen Preise zu informieren. Vor allem aber sollten Urlauber rechtzeitig vor der Fahrt auf die Autobahn tanken (z.B. am Wohnort) und dies nach Möglichkeit spätestens am Abend vor Fahrtantritt. „Das spart nicht nur Stress, sondern entspannt auch den Geldbeutel“, betont der Experte. Laut ADAC sind die Kraftstoffpreise zwischen 17 und 22 Uhr im bundesweiten Durchschnitt am günstigsten. Die beste Tankzeit liegt an der großen Mehrheit der Tankstellen in Deutschland zwischen 19 und 20 Uhr.
Dass Sprit an der Autobahn auch zu relativ fairen Preisen verkauft werden kann, zeigt die Tankstelle auf der Rastanlage Fuchsberg Nord (A20) in Mecklenburg-Vorpommern. In der ADAC Stichprobe kostete dort der Liter Diesel nur 0,9 Cent mehr als abseits der Autobahn, der Liter Super E10 wurde mit 5,9 Cent Aufschlag abgegeben. Die Tankstelle war die Einzige im Test, die nicht zur Tank&Rast-Gruppe gehört.
Methodik: Der ADAC hat im April 2025 die Preise von Super E10 und Diesel an 50 Autobahntankstellen entlang der 15 längsten deutschen Autobahnen untersucht. Zum Vergleich analysierte der Club die Spritpreise der jeweils nächstgelegenen Tankstation neben der Autobahn (erste Tankstelle nach der Ausfahrt). Diese Tankstellen mussten beide Kraftstoffsorten anbieten und zu vorab definierten Zeitfenstern geöffnet haben. Ansonsten wurde auf die nächste Tankstelle zurückgegriffen. Quelle der Preise für die Stichprobe des ADAC waren Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe.
Schnelle und praktische Hilfe rund ums Thema Tanken bekommen Autofahrer mit der kostenlosen Smartphone-App „ADAC Drive“, die die Preise nahezu aller über 14.000 Tankstellen in Deutschland zur Verfügung stellt. Ausführliche Informationen zum Kraftstoffmarkt und aktuelle Preise gibt es außerdem auch unter www.adac.de/tanken.
Weitere Informationen und Fakten zur bundesweiten ADAC Stichprobe gibt es unter www.adac.de/spritpreise-autobahn.
Ein O-Ton-Paket (Audio) und eine Grafik (Quelle: ADAC e.V.) zur redaktionellen Verwendung finden Sie hier: https://cloud.adac-nrh.de/s/rij8zyeKmq3FfaB
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