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Nordrhein-Westfalen | 11.10.2022

ADAC Rastplatz-Test 2022: Das sind die Ergebnisse für NRW

Der ADAC hat unbewirtschaftete Rastplätze getestet. Das Ergebnis für NRW fällt beim Rastplatz-Test eher dürftig aus.

Bei einer Untersuchung des ADAC von unbewirtschafteten Rastplätzen (mit WC) an deutschen Autobahnen ist mehr als jede fünfte Rastanlage durchgefallen. Von den getesteten 50 Plätzen erhielten elf die Note „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“. Die meisten Schwachpunkte gab es bei der persönlichen Sicherheit und den sanitären Anlagen. „Die Autobahn GmbH kennt die Probleme und hat immer wieder betont, dass der Zustand verbessert werden soll. Davon ist kaum etwas zu sehen. So kommen die Rastplätze trotz mancher Lichtblicke nicht aus der Schmuddelecke“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. Schon beim letzten ADAC Test 2018 war knapp ein Viertel der Anlagen (24%) durchgefallen. Immerhin: 20 Rastplätze erhielten im aktuellen Test die Note „gut“, zwei Anlagen die Note „sehr gut“ (2018: 14 x „gut“ /0 x „sehr gut“).

Von den acht in Nordrhein-Westfalen untersuchten Rastplätzen bekamen nur zwei die Note „gut“, fünf die Note „ausreichend“ und einer die Note „mangelhaft“. Mit Abstrichen am besten schnitt „Rur-Scholle“ bei Düren an der A4 (Aachen – Köln) ab. Die Anlage punktete vor allem in den Kategorien „Verkehr/Parken“ sowie „Sanitäre Anlagen“ und erhielt die Note „gut“. Zum Testzeitpunkt waren die Sanitäranlagen gepflegt und sauber. Gleiches galt für Gehwege, Fahrgassen, Bänke und Tische. Der gesamte Rastplatz war zudem ausreichend beleuchtet. Der Parkbereich für Lkw ist komplett abgetrennt und mit eigenem Toilettengebäude ausgestattet. Auch der Rastplatz „Röllingser Graben“ bei Soest an der A44 (Dortmund – Kassel) erhielt noch ein „gut“. Positiv hier: Die Anlage ist effektiv gegen Lärm geschützt, ausreichend beleuchtet und verfügte zum Testzeitpunkt über saubere Grünanlagen und Sitzmöglichkeiten.

ADAC: Flop-Rastplatz in NRW erneut ganz unten

Die schlechteste Bewertung in NRW bekam erneut der Rastplatz „Wittenhorst“ bei Hamminkeln an der A3 (Emmerich – Oberhausen). Wie schon 2018 fiel das Urteil im ADAC Test „mangelhaft“ aus. Die wesentlichen Kritikpunkte: Kein eigener Parkbereich für Pkw, keine Behinderten-Parkplätze, schlechte Beschilderung und Beleuchtung, unzureichender Lärmschutz und eine nur eingeschränkt bedarfsgerechte Behindertentoilette. Die Note „ausreichend“ erhielten in NRW die Rastplätze „Hasetal“ bei Osnabrück (A1, Bremen – Münster), „Oberste Heide“ bei Weilerswist (A1, Köln – Euskirchen), „Sürenheide“ bei Gütersloh (A2, Dortmund – Hannover), „Logebachtal“ am Siebengebirge (A3, Köln – Frankfurt) und „Hoxhöfe“ bei Krefeld (A44, Mönchengladbach – Düsseldorf).

Die zum Testzeitpunkt besten unbewirtschafteten Rastplätze (mit WC) in Deutschland (Note „sehr gut“) waren „Engelmannsbäke“ in Niedersachsen (A1, Bremen – Münster) und Plater Berg in Mecklenburg-Vorpommern (A14, Schwerin – Wittenberge). Auf dem letzten Platz („sehr mangelhaft“) im ADAC Test lag die Rastanlage „Brühlgraben“ in Hessen (A5, Frankfurt – Darmstadt).

81 Prozent der Hygieneproben zeugen von mangelnder Reinigung

Am schlechtesten schnitten die 50 untersuchten Rastplätze in der Kategorie „Persönliche Sicherheit“ ab. Ein Drittel der Anlagen bekam im Test die Note „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“. Mehr als 50 Prozent der Plätze waren auf den Pkw- und Lkw-Parkbereichen zu wenig oder gar nicht beleuchtet, 20 Prozent hatten keinen Notruf. Auf fünf Anlagen war zwar eine Video-Überwachung angekündigt, tatsächlich vorgefunden haben die Testpersonen diese aber nur auf drei. Immerhin waren wenigstens alle WC-Anlagen nachts beleuchtet. In 87 Prozent fanden die ADAC Tester ausreichend helle Toilettenräume vor.

In der Kategorie „Sanitäre Anlagen“ fielen insgesamt 28 Prozent der Rastanlagen durch. Bei 81 Prozent aller Hygieneproben (Türklinke/WC-Brille/Sitz) ließ die Keimbelastung auf mangelnde Reinigung schließen. „Das ist ein klarer Auftrag an die Verantwortlichen. Die Reinigungsintervalle müssen verkürzt werden“, fordert Suthold in Richtung Autobahn GmbH. Zum Glück für die Nutzer waren nur fünf von 288 Proben potenziell oder tatsächlich gesundheitsgefährdend. Häufig vermissten die ADAC Tester Ausstattungen, die schon aus Hygienegründen selbstverständlich sein sollten: Toilettenpapier, Seife und die Möglichkeit, sich die Hände abzutrocknen. In 16 Prozent der Tests gab es kein Toilettenpapier, in weiteren 20 Prozent lediglich in manchen Kabinen. Mehr als die Hälfte der Rastplätze hatte gar keinen oder mindestens einen defekten Handtrockner, knapp drei Viertel keinen oder mindestes einen defekten Seifenspender.

Toiletten für Rollstuhlfahrer schlecht zugänglich

Verstopfte Toiletten, defekte Wasserhähne und nicht abschließbare Kabinentüren – optisch fielen in 12 Prozent aller Tests die Toiletten in punkto Sauberkeit sehr negativ auf, in weiteren 41 Prozent reichte es gerade noch zu einer mittleren Bewertung. Fast 80 Prozent der Behindertentoiletten waren nur eingeschränkt bedarfsgerecht gestaltet, obwohl sie auf der Beschilderung an der Autobahn ausgewiesen waren. In 61 Prozent der Behinderten-WCs fehlte im Test eine Toilettenbrille.

In der Kategorie „Außenanlagen“ erreichten 22 Prozent der Rastplätze nur ein „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“. Bei knapp drei Viertel aller getesteten Plätze waren immerhin die Grünanlagen sauber. Bei 84 Prozent vermissten die Tester jedoch Spazierwege und bei 30 Prozent Bewegungsbereiche zum Spielen oder um sich die Beine zu vertreten. Eine Frischwasserversorgung für Wohnmobile gab es nur auf neun Rastplätzen. Beim Faktor Ruhe gibt es ebenfalls Verbesserungsbedarf: 58 Prozent aller getesteten Rastplätze waren überhaupt nicht oder nicht effektiv gegen Lärm geschützt.

Weniger auszusetzen gab es in der Kategorie „Verkehr und Parken“: Hier fielen 14 Prozent der Rastanlagen durch, unter anderem wegen fehlender Beschilderungen der Parkplätze. Auf drei Anlagen fanden die ADAC Tester keine ausschließlich für Pkw reservierten Parkplätze vor und viermal gab es keine befestigten Wege für Fußgänger.

„Von einer optimierten Gestaltung mit verbesserter Sauberkeit und Sicherheit sowie echten Erholungsmöglichkeiten ist man bei vielen Rastanlagen noch weit entfernt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, lautet das Fazit von ADAC Verkehrsexperte Roman Suthold.

Diese zehn Punkte fordert der ADAC von der Autobahn GmbH:

  1. Parkplätze für die verschiedenen Fahrzeugarten eindeutig kennzeichnen
  2. Gesamte Anlage regelmäßig pflegen und säubern
  3. Reinigungsintervalle in den Sanitäranlagen (v.a. während der Ferienzeiten) verkürzen und verstärkt auf Funktionsfähigkeit der Einrichtungen achten
  4. Toilettenpapier und Papierhandtücher regelmäßig nachfüllen; Seifenspender und Handtrockner funktionsfähig halten
  5. Rufnummer für Rückmeldungen zu Sauberkeit oder Funktionsstörungen im Bereich der Sanitäranlage anbringen
  6. Namen und ggf. Lage des Rastplatzes im Bereich der Sanitäranlage ausschildern
  7. Sitzgarnituren im sicheren Abstand zum Parkbereich und lärmgeschützt platzieren
  8. Gute Beleuchtung rund ums Toilettengebäude sowie der Parkbereiche für Pkw und Lkw sicherstellen
  9. Gut sichtbare Notrufe an zentraler Stelle installieren und ausschildern
  10. Rastplätze und ihre Einrichtungen grundsätzlich barrierefrei gestalten und, wenn nötig, einzelne Bestandteile anpassen

Methodik: Die 50 unbewirtschafteten Rastplätze im ADAC Test liegen an den 15 längsten deutschen Autobahnen. Im Zeitraum vom 7. Juni bis 15. Juli 2022 – außerhalb der Schulferien – besuchten die geschulten Tester jede der Anlagen zweimal und bewerteten die Plätze in vier Kategorien: Sanitäre Anlagen (Gewichtung: 50%), Außenanlagen (25%), Verkehr/Parken (15%) und Persönliche Sicherheit (10%). Der ADAC vergab die Noten „sehr gut“, „gut“, „ausreichend“, „mangelhaft“ und „sehr mangelhaft“. Insgesamt umfasste der Test mehr als 120 Prüfpunkte je Anlage. Für den Hygienetest wurden neben Sichtprüfungen in allen Sanitäranlagen Abdruckproben von der Türklinke (innen) sowie den WC-Brillen entnommen.

Hintergrund: An deutschen Autobahnen gibt es knapp 2000 Rastplätze, davon rund 440 bewirtschaftete Anlagen mit Servicebetrieben wie Tankstellen und Raststätten. Mehr als 1500 Rastplätze sind unbewirtschaftet, verfügen teilweise aber über sanitäre Anlagen. Zuletzt hatte der ADAC 2018 insgesamt 50 unbewirtschaftete Rastplätze unter die Lupe genommen. Fast jede vierte Anlage (24%) fiel damals im ADAC Test durch und erhielt die Note „mangelhaft“ (8) oder „sehr mangelhaft“ (4). Für die sieben in NRW getesteten Rastplätze gab es einmal „gut“, fünfmal „ausreichend“ und einmal „mangelhaft“.

Mehr Informationen zum ADAC Test und die Einzelergebnisse aller 50 Rastplätze finden Sie ab 11. Oktober unter www.adac.de/rastplaetze.

Ein O-Ton-Paket sowie Grafiken und Fotos zur redaktionellen Verwendung (Quellenangabe) können Sie hier herunterladen: https://cloud.adac-nrh.de/s/Sie4cfsJLRjWDYf


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