Brüssel-Berlin-Schlüsselfeld: Wie Europarecht in die Regionen strahlt
Experten diskutierten beim ADAC Verkehrsforum 2015 über Abgastests und PKW-Maut
Schlüsselfeld. Das Verkehrsforum des ADAC Nordbayern e.V. im ADAC Fahrsicherheitszentrum Schlüsselfeld stand dieses Jahr unter dem Motto „Brüssel-Berlin-Schlüsselfeld: Wie Europarecht in die Regionen strahlt“. Zu den Teilnehmern zählten hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik, die Verkehrsreferenten und Vorstände der 143 ADAC Ortsclubs in Nordbayern sowie interessierte ADAC-Mitglieder.
Vorträge zum Einfluss Europas auf die Regionen
Michael Herbst, Vorstandsmitglied für Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC Nordbayern e.V., eröffnete die Impulsreferate der vier Referenten. In seinem der Veranstaltung den Titel gebenden Vortrag „Brüssel-Berlin-Schlüsselfeld: Wie Europarecht in die Regionen strahlt“ behandelte er auch das heiß diskutierte Thema Abgasüberprüfung. So sei das aktuelle Testverfahren NEFZ (Neue Europäischer Fahrzyklus), mit dem europäische Fahrzeughersteller seit Jahrzehnten ihre Abgasemissionen auf den Prüfstand stellen und somit ihre Zulassung erhalten, überholt. Es spiegele nicht im ausreichenden Maße die realen Fahrbedingungen wider und sei offenbar nicht gegen Verfälschungen gesichert. Der ADAC setze daher in seinem Technikzentrum in Landsberg am Lech schon seit Jahren bei seinem ADAC ECO Test den realitätsnäheren WLTP-Zyklus (Worldwide harmonized Light vehicles Test Cycle) ein.
Martin Burkert, Vorsitzender des Ausschusses Verkehr und digitale Infrastruktur im Deutschen Bundestag, widmete sich der Verkehrspolitik in Deutschland. Entscheidungen bei Verkehrs-Bauprojekten, Standards für Fahrzeuge oder die Digitalisierung im Verkehrsbereich in Deutschland beträfen immer auch Europa und umgekehrt. „Deutschland ist ein stark- und hochfrequentiertes Drehkreuz des Personen- und Güterverkehrs innerhalb Europa. Hierfür muss ein reibungsloser und vor allem grenzübergreifender Verkehrsfluss garantiert werden“, bilanzierte Burkert.
Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments, thematisierte in seinem Vortrag die Ziele europäischer Verkehrspolitik. Dabei nahm er ebenfalls zu der aktuellen Diskussion um Testzyklen bei Neufahrzeugen Stellung und betonte, dass die Abgase von Neufahrzeugen so realistisch wie möglich geprüft und nicht in Labors gemessen werden sollen, wo die Bedingungen lediglich den Bedürfnissen und Wünschen der Autohersteller gerecht werden. „Wir brauchen ehrliche und echte Ergebnisse, die den Verbrauchern zugutekommen“, so Ferber.
Julia Levasier, Leiterin Verkehrspolitische Interessensvertretung des ADAC e.V., erläuterte die Rolle des ADAC in Europa. So sei der ADAC in Brüssel nicht selbst präsent vor Ort, bringe aber seine Expertise über den internationalen Dachverband FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) ein. Zu den verkehrspolitischen Bereichen, die von der europäischen Gesetzgebung beeinflusst werden, gehören unter anderem die Sicherstellung der Luftqualität über Umweltzonen, die Infrastrukturfinanzierung über Mautsysteme und die Organisation des Stadtverkehrs.
Experten diskutierten Maut- und Abgasthemen
In einer abschließenden Podiumsdiskussion behandelten die Referenten verkehrspolitische Themen in Deutschland und Europa. Hierbei gab es für die Zuhörer die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen und in die Debatte einzubringen. Schwerpunkte der Diskussion waren Straßenbau, PKW-Maut, Abgasmessungen und Mobilität in Europa.
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