Vorstellung der ADAC Mobilitätsbefragung Bayern 2023
+++ Mehrheit wünscht sich Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Alltag und im innerdeutschen Urlaub +++ Auto bleibt auch in Zukunft unverzichtbar, gut ein Drittel will es aber bis 2030 seltener nutzen +++
Nordbayern. Der Verkehrssektor sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Gerade auch mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl in Bayern stellen sich viele Bürger Fragen: Welche Rolle spielt das Auto in Zukunft und welche Alternativen bestehen? Wie kann der Mobilitätswandel gelingen und wie hoch ist die Veränderungsbereitschaft? Mit einer repräsentativen Mobilitätsbefragung hat der ADAC in Bayern gut 2000 Menschen zwischen 18 und 79 Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten im Alltag und im Urlaub befragt.
Die repräsentative Umfrage wurde von Infas im Auftrag des ADAC in Bayern durchgeführt und die Antworten zeigen unter anderem ein Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und der Tatsache, dass viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen sind. So dominiert mit rund 80 Prozent weiterhin das Auto als Fortbewegungsart bei der alltäglichen Mobilität, 16 Prozent können sich jedoch einen zukünftigen Verzicht auf das KFZ als Fortbewegungsmittel vorstellen. Gut ein Drittel der Befragten zieht zudem in Erwägung, das Auto im Zeitraum bis zum Jahr 2030 weniger zu nutzen. Hierfür sind aber vor allem die verfügbaren Alternativen entscheidend, die gerade im ländlichen Bereich nur begrenzt bestehen. Dementsprechend ist die Verfügbarkeit für die Wahl des Verkehrsmittels ausschlaggebend, noch vor Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. 40 Prozent der Bayern wünschen sich außerdem eine gleichmäßige Berücksichtigung der Verkehrsträger in der Verkehrspolitik.
„Die Befragung zeigt einmal mehr, dass eine einseitige Infrastrukturpolitik, die einem Idealbild nachhängt, auf wenig Zuspruch stößt. Wir brauchen gleichermaßen einen guten ÖPNV, eine durchgängige, sichere Radinfrastruktur, durchdachte Fußverbindungen und eben auch eine intelligente Verkehrsflusssteuerung im motorisierten Individualverkehr auf leistungsfähigen Strecken, die natürlich auch in Stand gehalten werden muss“, so Thomas Dill, Vorsitzender des ADAC Nordbayern.
Reinhard Pirner, Direktor der Niederlassung Nordbayern bei der Autobahn GmbH des Bundes ergänzte: „Angesichts der prognostizierten Zuwächse im Verkehrsaufkommen auf der Straße ist das oberste Ziel die Verfügbarkeit sicherzustellen, was z.B. in der Region aktuell durch den sechsstreifigen Ausbau der A3 realisiert wird.“
Im Infrastrukturbereich beobachten 63 Prozent der Befragten Verbesserungen beim Radwegenetz in Bayern und 62 Prozent sehen ihren Wohnort als gut bzw. relativ gut angebunden an den öffentlichen Verkehr an. Die öffentliche Ladeinfrastruktur erachten hingegen 66 Prozent als unzureichend in ihrem Umfeld und über die Hälfte sieht Neubau in der gesamten Verkehrsinfrastruktur als notwendig an. Dies gilt besonders für den öffentlichen Verkehr, wo sich 51 Prozent einen stärkeren Ausbau wünschen.
„Die Ergebnisse der Befragung zeigen ganz klar die Bedeutung von Bussen und Bahnen. Für eine Änderung des Mobilitätsverhaltens müssen Angebote resilient ausgebaut werden, d.h. sie müssen gleichzeitig attraktiv und zuverlässig sein“, erläutert Tim Dahlmann-Resing, Vorstand Technik und Markt bei der VAG.
In punkto Nachhaltigkeit werden Verteuerungen und Verbote kritischer gesehen als Anreize zum Umstieg: Als beste Maßnahme für den Umweltschutz erachten 58 Prozent den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, noch vor dem Ausbau der Tank- und Ladeinfrastruktur für alternative Antriebsformen und finanzieller Zuschüsse für solche Fahrzeuge mit 42 bzw. 41 Prozent Zustimmung. Eine Erhöhung der Kosten für die Parkraumbewirtschaftung halten hingegen nur 13 Prozent für zielführend. Wenig Zuspruch findet außerdem die Einführung bzw. die Ausweitung von Fahrverboten sowie eine Erhöhung der generellen Kosten für das Autofahren (jeweils 13 Prozent). Einig ist sich die Mehrheit der Befragten darüber, dass Mobilität nachhaltiger werden muss, dabei jedoch nicht wesentlich verteuert werden darf (63 Prozent). Lediglich 7 Prozent geben an, Mobilität dürfte zukünftig auch mehr kosten.
Innerdeutscher Urlaub: Preis spielt wichtige Rolle
Der Preis ist auch für die Wahl des Urlaubsortes in Deutschland der wichtigste Punkt. Für 73 Prozent der Befragten ist hierfür ein gutes Preis-Leistungsverhältnis entscheidend, gefolgt von einer guten Erreichbarkeit mit 52 Prozent. Eine umweltschonende Erreichbarkeit war nur für 18 Prozent ein Kriterium bei der Auswahl. Zugleich waren 38 Prozent der Befragten nicht bereit für einen besseren Umwelt- und Klimaschutz bei ihrer Urlaubsreise mehr zu bezahlen. Wer sich im vergangenen Jahr für einen Urlaub in Deutschland entschieden hatte, reiste auch mehrheitlich mit dem Auto (67 Prozent). Den Zug nutzten lediglich 19 Prozent. Auch bei der Erschließung der Urlaubsorte wünscht sich die Mehrheit Verbesserungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.
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