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Nordbayern | 11.07.2023

ADAC Rastanlagentest 2023: Noch viel Luft nach oben bei Pausen an den nordbayerischen Autobahnen

+++ Preise an Rastanlagen überteuert, Probleme bei Schnellladestationen und Barrierefreiheit +++ Ohrenbach West an der A7 erzielte bestes Ergebnis

Erreichte im Test wie die meisten Rastanlagen nur ein "ausreichend": Frankenhöhe Süd an der A6. Foto: ADAC e.V.

Nordbayern. Die meisten Rastanlagen in Deutschland sind nur Mittelmaß. Dies ergab der aktuelle Rastanlagentest des ADAC. Von insgesamt 40 getesteten Anlagen konnte keine das Prädikat „sehr gut“ erhalten, nur 15 erreichten eine „gute“ Benotung und die Mehrheit – 24 Anlagen – wurden mit „ausreichend“ bewertet, die Anlage Hermsdorfer Kreuz West fiel sogar als „mangelhaft“ durch. Beste Anlage im Test wurde Ohrenbach West an der A7, die vor allem bei der Gastronomie sowie den Sanitär- und Außenanlagen punkten konnte. In Nordbayern wurden insgesamt fünf Rastanlagen genauer unter die Lupe genommen: Aurach Süd an der A3 und Greding West an der A9 bekamen im ADAC-Test ebenfalls das Gesamturteil „gut“, die beiden Anlagen Spessart Süd an der A3 und Frankenhöhe Süd an der A6 erreichten hingegen nur ein „ausreichend“. Zuletzt testete der ADAC die deutschen Rastanlagen vor zehn Jahren.

Preise für Speisen und Getränke überall überteuert
Negativ bewertet wurde bei den fünf Anlagen in Nordbayern – aber auch bei allen anderen Rastanlagen – die hohen Preise. So verlangten Betreiber für einen kleinen Cappuccino zum Mitnehmen bis zu 4,99 Euro, für eine Packung Chips 5,99 Euro oder für eine Warnweste knapp 10 Euro. Besonders ärgerlich waren zudem die Aushänge vor den Anlagen, die manchmal noch die veralteten, günstigeren Preise zeigten. Gerade im Vergleich zu den Preisen einer Stichprobe naheliegender Autohöfe fielen alle 40 Anlagen im Preis durch. Weniger Kritik gab es hingegen beim Angebot. Die meisten Raststätten punkteten mit einer vielfältigen Auswahl an warmen und kalten Speisen wie den Klassikern Schnitzel mit Pommes oder Bratwurst, und auch vegetarische Speisen gab es fast immer. Besonders positiv wurden – anders als noch beim letzten Test 2013 – die sanitären Anlagen bewertet, über drei Viertel der 40 Rastanlagen bekamen hier ein gut oder sehr gut zugeschrieben. Die meisten Toiletten war sehr gut erhalten, barrierefrei und optisch sauber. Einschränkend erwähnt werden muss aber, dass im Testzeitraum März und April auf den Anlagen wenig Besuch herrschte, anders als zu den Ferienzeiten. Deutlich überteuert waren zudem auch die Kraftstoffe an den Autobahntankstellen, wie der ADAC in einer separaten Stichprobe erhoben hat. So war Super E10 im Schnitt 42 Cent und Diesel 36 Cent teurer. Stichproben ergaben teilweise sogar Preisunterschiede von bis zu 70 Cent im Vergleich zur nächstgelegenen Tankstelle abseits der Autobahn.

Probleme bei Schnellladeangeboten für E-Autos
Ausbaufähig ist bei nahezu allen Rastanlagen noch der Service für Elektrofahrzeuge: Zwar haben in Nordbayern – wie auch bundesweit – die meisten Anlagen ein Angebot zum Schnellladen (bis 150 kW) oder Superschnellladen (ab 150 kW), aber nur in Greding West funktionierten auch alle HPC-Ladepunkte. In Aurach Süd und in Spessart Süd gab es gar keine Superschnelllademöglichkeit und in den anderen Rastanlagen waren die Ladepunkte vereinzelt defekt. „Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge wird so künftig nicht ausreichen. Wir brauchen dringend mehr – und gerne auch wettergeschützte – HPC-Ladepunkte. Andernfalls werden wir bald nicht nur Ladezeit, sondern auch Wartezeit für den Zugang zur Infrastruktur bei Reisen mit dem E-Auto einplanen müssen“, kritisiert Jürgen Hildebrandt, Leiter des Fachbereichs Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Nordbayern.

Verbesserungsbedarf auch beim Thema Barrierefreiheit
Besucherinnen und Besucher mit körperlichen Einschränkungen haben an einigen Rastanlagen noch immer mit kleinen oder größeren Schwierigkeiten zu kämpfen. Knapp die Hälfte der Wege ist nicht durchgängig barrierefrei oder führt über die Straße, weil abgesenkte Bordsteine fehlen. Solche Mängel treffen auch auf alle fünf nordbayerischen Rastanlagen zu, keine war für Mobilitätseingeschränkte problemlos zu bewältigen.

Fazit: Seit dem letzten, größeren ADAC Test der Rastanlagen im Jahr 2013 hat sich für Reisende einiges geändert: Verbessert haben sich die Ausstattung und Sauberkeit der sanitären Anlagen, unverändert bleiben jedoch die Probleme bei der Barrierefreiheit und die zu hohen Preise. Der ADAC fordert daher, dass die Preise in der Gastronomie und in den Tankstellen-Shops nach unten korrigiert werden, wenn sie sich signifikant von denen in der näheren Umgebung unterscheiden. Beim Thema Elektromobilität wurde zwar eine Basis für die Ladeinfrastruktur gelegt, doch um das schnelle Laden nutzerfreundlich zu gestalten, sind noch weitere Investitionen seitens der Betreiber notwendig.

Bei der Auswahl der 40 getesteten Rastanlagen achtete der ADAC auf eine ausgewogene, regionale Verteilung und Vergleichbarkeit in Größe und Angebot. Jede Anlage wurde zweimal (unter der Woche und am Wochenende) inkognito und ohne Voranmeldung von Testern unter die Lupe genommen. Auf der Checkliste standen rund 150 Prüfpunkte, die sich in die Kategorien Außenanlage/Zugang, Services, gastronomisches Angebot sowie Sanitäranlagen und Preise gliederten. Die erreichte Punktzahl wurde in fünf Notenschritte von sehr gut bis sehr mangelhaft kategorisiert.


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